Auf dem Berliner Ku'damm in Berlin raste ein Auto in eine Menschenmenge und dann in ein Geschäft.
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Das Auto raste in ein Schaufenster und kam dann zum Stehen.

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Amokfahrer von Berlin soll in die Psychiatrie

Amokfahrer von Berlin soll in die Psychiatrie

Der Fahrer, der in eine Menschenmenge am Berliner Breitscheidplatz gerast ist, soll nach dem Willen der Staatsanwaltschaft in der Psychiatrie untergebracht werden. Er hatte bei der Amokfahrt laut Polizei eine Frau getötet und 32 Menschen verletzt.

Nach der mutmaßlichen Amoktat in Berlin soll der 29-jährige Fahrer in der Psychiatrie untergebracht werden. Einen entsprechenden Antrag hat die Berliner Staatsanwaltschaft erlassen. EIn Sprecher der Behörde sagte, es spreche relativ viel für eine paranoide Schizophrenie des Mannes.

Der Deutsch-Armenier hatte nach Polizeiangaben mit seinem Fahrzeug eine Lehrerin getötet und 32 weitere Menschen verletzt. Darunter seien 14 Schülerinnen und Schüler aus Hessen, sagte ein Polizeisprecher am Donnerstag. Sieben von ihnen und ein weiterer Lehrer seien schwer verletzt worden und befänden sich nach wie vor im Krankenhaus.

Faeser besucht Tatort: "Furchtbare Tat"

Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) sprach von einer "furchtbaren Tat". Sie sei "zutiefst erschüttert", sagte sie am Donnerstag bei einem Besuch am Tatort zusammen mit Berlins Polizeipräsidentin Barbara Slowik.

Sie wolle die "tief empfundene Anteilnahme der Bundesregierung" vor allem mit den Angehörigen der toten Lehrerin und den verletzten Menschen ausdrücken. Die Ministerin dankte auch den Sanitätern, Notärzten und Polizisten, die in der schwierigen Lage nach der Tat halfen.

Täter hatte psychische Probleme

Über die Hintergründe der Tat wollte sich die Staatsanwaltschaft am Nachmittag äußern. Der Täter litt laut Angaben der Polizei in der Vergangenheit unter psychischen Problemen, er sei durch Delikte wie Hausfriedensbruch und Beleidigung aufgefallen.

Der 29-jährige Täter war am Mittwochvormittag mit seinem Auto in der Nähe des Kurfürstendamms in eine Menschenmenge gerast und erfasste dabei die Gruppe der zehnten Klasse aus dem hessischen Bad Arolsen. Der Mann fuhr der Polizei zufolge über den Bürgersteig und kam erst in einer Schaufensterauslage mit seinem Kleinwagen zum Stehen. Der in Berlin lebende Mann habe sich dann widerstandslos abführen lassen.

Auch Giffey spricht von "Amoktat"

Berlins Bürgermeisterin Franziska Giffey sagte im RBB-Inforadio, es habe sich um die "Amoktat eines psychisch schwer beeinträchtigten Menschen" gehandelt. Der Todesfahrer hatte laut Erkenntnissen der Polizei in der Vergangenheit psychische Probleme. "Die genauen Umstände müssen im Rahmen der laufenden Ermittlungen noch geklärt werden", sagte Berlins Innensenatorin Iris Spranger (SPD) am Donnerstag im Abgeordnetenhaus.

Bei der Polizei sei der Mann mehrfach aufgefallen, es habe Ermittlungen gegeben wegen Körperverletzung, Hausfriedensbruchs und Beleidigung. Über politische und extremistische Taten sei nichts bekannt. "Auch im Zusammenhang mit verfassungsfeindlichen Bestrebungen ist der Tatverdächtige bisher nicht aufgefallen."

Kein Bekennerschreiben, aber Plakate gefunden

Im Auto sei kein Bekennerschreiben gefunden worden, wie zunächst berichtet wurde, sagte Spranger. "Im Auto wurden Plakate gefunden. Ob und inwieweit diese im Zusammenhang mit der Tat stehen, ist auch Gegenstand der Ermittlungen." Spranger betonte: "Deshalb bewerte ich nach derzeitigem Stand das gestrige Geschehen als einen Amoklauf einer psychisch beeinträchtigten Person."

Der Mann befinde sich im Polizeigewahrsam und werde einem Richter vorgeführt, sagte Spranger. Der Richter kann einen Haftbefehl ausstellen, so dass der Mann in Untersuchungshaft kommt. "Die Ermittlungen werden von der Mordkommission geführt und laufen auf Hochtouren. Die Maßnahmen vor Ort sind abgeschlossen." Die Polizei habe am Mittwochabend die Wohnung des Mannes durchsucht. "Zurzeit wird sowohl das Mobiltelefon als auch der Computer sehr intensiv untersucht."

Hessens Ministerpräsident: "Haben schwere Herzen"

Der hessische Ministerpräsident Boris Rhein und Hessens Kultusminister Alexander Lorz zeigten sich am Donnerstag erschüttert gezeigt. Die beiden CDU-Politiker besuchten die Haupt- und Realschule der von der Tat in der Hauptstadt betroffenen Klasse in Bad Arolsen. "Es ist für uns ein ganz schwerer Tag, und wir haben ganz schwere Herzen", sagte Rhein im Anschluss. Er habe der Schulgemeinde der Kaulbach-Schule und den Opfern jede erdenkliche Hilfe seitens des Landes Hessen zugesagt. Unter anderem sicherte er den Betroffenen finanzielle Unterstützung aus dem Opferfonds des Landes zu.

17 Schüler seien bereits wieder in die Region zurückgekehrt. Eine größere Gruppe sei in der Nacht mit einem Bus angekommen, andere Schüler seien von ihren Eltern geholt worden. Acht Psychologen des Landes seien zurzeit zusätzlich zur Polizei an der Schule eingesetzt, sagte Kultusminister Lorz. Die Schulgemeinde, das Kollegium und die Betroffenen brauchen nach seinen Worten "noch einige Zeit Unterstützung".

Schauplatz des Anschlages von 2016

An der Berliner Gedächtniskirche war im Dezember 2016 der islamistische Attentäter Anis Amri in einen Weihnachtsmarkt gefahren. Damals starben zwölf Menschen, mehr als 70 wurden verletzt. Der Täter konnte zunächst entkommen, wurde aber am übernächsten Tag von der Generalbundesanwaltschaft als dringend Tatverdächtiger öffentlich zur Fahndung ausgeschrieben und am 23. Dezember bei einer Routinekontrolle in Norditalien von Polizisten in Notwehr erschossen. Die terroristische Vereinigung "Islamischer Staat" (IS) verbreitete auf ihrer Website am 20. Dezember 2016 eine Meldung, der Täter habe als "Soldat des Islamischen Staates" gehandelt.

Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD)
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Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD)

Der Artikel wird fortlaufend ergänzt.

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