Ein Auto mit einem Autohändler im Hintergrund
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Automarkt trotz starkem Dezember unter Vorkrisenniveau

Automarkt trotz starkem Dezember unter Vorkrisenniveau

Die Erholung des deutschen PKW-Markts nach der Corona-Krise ist 2022 ins Stocken geraten. Vor der Pandemie wurden 2019 noch 3,6 Millionen Neuwagen abgesetzt, nun waren es 2,65 Millionen. Immerhin stieg der Absatz zum Jahresende rasant.

Über dieses Thema berichtet: BR24 am .

Der deutsche Automarkt hat im vergangenen Jahr leicht zugelegt – das Vorkrisenniveau bleibt aber unerreicht. Es wurden immer noch fast eine Million Neuwagen weniger verkauft in Deutschland, als im letzten Jahr vor Corona. Aber der Dezember brachte wegen der demnächst kleineren Kaufprämien für E-Autos und dem Ende der Förderung von Plug-In-Hybriden einen Run auf die Autohäuser. Sie verkauften im letzten Monat des Jahres 38 Prozent mehr.

Viele gefragte Modelle lange nicht lieferbar

Der Verband der ausländischen Hersteller VDIK sprach von einem versöhnlichen Jahresabschluss, die Autoanalysten von EY von einem künstlichen Elektroboom. Jeder zweite Wagen habe zum Schluss am Stecker gehangen. Bei den Verbrennern gehe die Nachfrage dagegen deutlich zurück. Viele gefragte Modelle waren lange Zeit nicht lieferbar wegen der Ausfälle in der Pandemie, dazu kamen negativen Folgen durch den Ukraine-Krieg. Die meisten Produktionsprobleme seien inzwischen weitgehend gelöst und die Stimmung in der Branche wieder deutlich besser als im Sommer, so das Münchener Ifo-Institut.

Interesse an Verbrennern sinkt

Dass Fahrzeuge mit Verbrennern an Boden verlieren, zeigen auch die Zahlen. Der Anteil benzinbetriebener Pkw ging um mehr als elf Prozent zurück auf 863.445. Damit trugen sie mit 32,6 Prozent zum Gesamtbestand bei; der Anteil dieselbetriebener Pkw sank um knapp zehn Prozent auf 472.274. Damit liegt ihr Gesamtanteil bei den Neuwagen nur noch bei 17,8 Prozent. Fast ebenso viele reine Elektroautos wurden ausgeliefert und zwar 470.559, damit steigt ihr Anteil auf 17,7 Prozent. Dazu kommen noch 827.321 hybridangetriebene Pkw, die einen Anteil von 31,2 Prozent erreichen. Flüssiggasbetriebene beziehungsweise erdgasangetriebene Pkw spielen mit insgesamt weniger als einem Prozent kaum eine Rolle.

Prognose für 2023: Es bleibt schwierig

Im neuen Jahr hat die Branche jetzt noch einige Bestellungen abzuarbeiten. Mit Folgeaufträgen dürfte es den Experten zufolge schwieriger werden. Wegen der hohen Inflation schwänden auch bei Autokunden Kaufkraft und Konsumlaune, so die Befürchtung. Bei den Unternehmen sei die Bereitschaft zur Anschaffung neuer Dienstwagen ebenfalls rückläufig. Die Branche lebt vor allem von Profikunden und Flottenmanagement, während private Autofahrer nach wie vor eher zurückhaltend sind.

  • Zum Artikel: Nach Fördersenkung: Lohnen sich Elektroautos noch?

Hohe Rabatte beim Händler oder Agentursystem der Hersteller

Für kaufwillige Kunden könnte die Entwicklung von Angeboten und Preisen sich nun in zwei Richtungen entwickeln. Die Experten von Dataforce rechnen wegen der schlechten Wirtschaftslage 2023 erneut nur mit einem leichten Anstieg der Verkaufszahlen. Dafür müssten die Händler aber kräftig nachhelfen mit Preisnachlässen, Sonderangeboten und anderen Anreizen. Zu den Aktionen dürften auch wieder taktische Zulassungen gehören, mit denen sich faktische Neufahrzeuge als günstigere Gebrauchtwagen anbieten lassen.

Gegenmodell wenn Autohersteller selbst die Verkaufspreise kontrollieren

Solche Verkaufsaktionen, mit denen Händler ihre Umsätze sichern, sind den Hersteller ein Dorn im Auge. Je billiger neue Autos verkauft werden, umso weniger wertig erscheint die Marke. Nach Informationen des Handelsblatts planen einige Autobauer deshalb den Vertrieb stärker selbst in die Hand zu nehmen und den freien Händler auszuschalten. Mit einem sogenannten Agentursystem in ganz Europa wollten die Hersteller den Autokauf stärker zentralisieren und die Preise bestimmen. Feilschen, Handeln und Schnäppchenjagd beim Händler sollen kaum noch möglich sein, wenn sich solche Agentursysteme durchsetzen. Viele Premiummarken wie Audi, BMW, Mercedes oder Porsche werden schon zum großen Teil von Werkseigenen Niederlassungen der Hersteller verkauft, entweder als Neuwagen oder auch als hochwertige Gebrauchte.

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