Im ägyptischen Badeort Scharm el-Scheich hat am Sonntag die 27. UN-Klimakonferenz (COP27) begonnen. Mit rund anderthalbstündiger Verspätung erklärten der Präsident der vorherigen Weltklimakonferenz 2021 in Glasgow, Alok Sharma, und COP27-Präsident, Sameh Schukri, die Verhandlungen vor dem Konferenzplenum für eröffnet. Für einen Erfolg der Konferenz werde Ägypten "keine Mühe scheuen", versprach Schukri.
Sein Vorgänger Sharma sagte mit Blick auf Krisen wie Russlands Krieg gegen die Ukraine, er verstehe, dass Regierungen in aller Welt "dieses Jahr miteinander konkurrierende Prioritäten" hätten. Klar sei aber auch: "Untätigkeit ist kurzsichtig und wird die Klimakatastrophe nur verschlimmern."
Klimaschutz: "Zusammen für die Umsetzung"
Die Weltklimakonferenz steht in diesem Jahr unter dem Motto "Together for Implementation" (Zusammen für die Umsetzung). Sie wird vom russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine und wachsenden Spannungen zwischen den beiden größten Treibhausgasemittenten China und USA überschattet.
Der Vorsitzende des Weltklimarats IPCC, Hoesung Lee, betonte in seiner Rede, dass die Welt über "die Technologien und das Know-how" zur Eindämmung der Erderhitzung verfüge. Nun müssten diese entschieden angewendet und ärmeren Staaten genügend Geld dafür bereitgestellt werden.
Bericht: Vergangene 8 Jahre global die heißesten überhaupt
Die vergangenen acht Jahre waren offenbar weltweit die heißesten Jahre überhaupt. Das legte die Weltmeteorologieorganisation (WMO) unter Berufung auf noch vorläufige Daten für 2022 in einem Bericht dar, den sie am Sonntag, dem ersten Tag der UN-Klimakonferenz in Scharm el-Scheich (COP27), veröffentlichte. "Während die COP27 startet, sendet unser Planet ein Notsignal", erklärte UN-Generalsekretär António Guterres zu dem WMO-Bericht.
Berlin: Eindämmung der Erderwärmung hat oberste Priorität
Die Bundesregierung bezeichnete bereits kurz vor Beginn der Konferenz die Eindämmung der Klimakrise als oberste Priorität. In Scharm El-Scheich werde man sich mit vereinten Kräften dafür einsetzen, den internationalen Klimaschutz voranzutreiben, erklärten in Berlin das Auswärtige Amt, das Bundeswirtschaftsministerium, das Entwicklungsministerium sowie das Bundesumweltministerium. Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) ist am Montag und Dienstag in Scharm el-Scheich, wo er unter anderem eine Rede vor dem Konferenzplenum hält.
Auch der neue Chef des UN-Klimasekretariats (UNFCCC), Simon Stiell, hob in seiner Eröffnungsrede hervor, dass die Zeit im Kampf gegen die Erderhitzung drängt. Er rief die Delegationen aus mehr als 190 Ländern auf, "unseren Job zu machen und eine Veränderung der Welt zu liefern". Diejenigen, "die sich immer noch weigern zu handeln, bis andere es machen", dürften die UN-Klimaverhandlungen nicht blockieren.
Deutschland bei COP27 als "Brückenbauer"
Deutschland werde bei der Klimakonferenz ein "wichtiger Brückenbauer sein zwischen Industrie- und Entwicklungsländern", versicherte Entwicklungsministerin Svena Schulze (SPD). Die ärmsten Länder verlangten zu Recht Solidarität, darauf hätten die Industrieländer in den vergangenen Jahren keine "angemessene Antwort" gehabt.
Umweltministerin Steffi Lemke (Grüne) forderte, die Natur zu schützen, "damit sie uns schützt". Gesunde Ökosysteme bänden CO2, sorgten für Artenvielfalt und mache Landschaften widerstandsfähiger gegen die Klimakrise. "Ohne diese natürlichen Klimaschützer wird es nicht gelingen, die Pariser Klimaziele zu erreichen."
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COP27: 40.000 Teilnehmer aus 200 Staaten
Zu der Konferenz, die erstmals seit 2016 wieder in Afrika stattfindet, kommen 40.000 Teilnehmer. Auf der COP27 verhandeln Vertreter aus knapp 200 Staaten in Scharm el Scheich zwei Wochen lang darüber, wie der Kampf gegen die Erderhitzung verstärkt werden kann. Die Zeit drängt, denn die vergangenen sieben Jahre waren die wärmsten seit Beginn der Wetteraufzeichnungen. Extremwetterereignisse unter anderem in Pakistan, Nigeria und Somalia zeigten zuletzt, welche enormen Schäden und welch tödliche Zerstörungskraft der Klimawandel birgt.
Die weltweiten Emissionen klimaschädlicher Treibhausgase müssen Forschern zufolge schon bis 2030 um etwa die Hälfte sinken. Anders ist demnach das auf der UN-Klimakonferenz in Paris 2015 gemeinsam vereinbarte Ziel nicht zu erreichen, die Erderwärmung auf 1,5 Grad zu begrenzen im Vergleich zur vorindustriellen Zeit. Nach den gegenwärtig vorgelegten Klimaschutzplänen der Staaten würden sie aber sogar weiter steigen.
Finanzielle Hilfen für ärmere Länder notwendig
Ein Knackpunkt ist die finanzielle Unterstützung von Entwicklungsländern bei Klimaschutzmaßnahmen und Maßnahmen zur Anpassung an die Erderhitzung. Hierbei hinken die Industriestaaten ihren Versprechen hinterher. Das Konferenzplenum stimmte am Sonntag zu, Finanzhilfen für ärmere Staaten für die Bewältigung bereits eintretender klimabedingter Schäden und Verluste erstmals als eigenen Punkt auf der Verhandlungsagenda zu verankern.
Dies zeige "einen Sinn für Solidarität und Mitgefühl für das Leiden der Opfer klimabedingter Katastrophen", sagte der Präsident der COP27, der ägyptische Außenminister Sameh Schukri, vor den Delegierten aus mehr als 190 Staaten. Zugleich betonte er, es gehe bei dem Verhandlungspunkt nicht um "Verantwortung oder Entschädigung".
Seit Jahren weisen Entwicklungsländer und kleine Inselstaaten darauf hin, dass sie die Auswirkungen der Erderhitzung schon jetzt deutlich und stärker als die reichen Industriestaaten zu spüren bekommen. Sie fordern daher zusätzliche Finanzhilfen der Industriestaaten in diesem Bereich. In den fast 30-jährigen UN-Klimaverhandlungen wurde aber noch kein Finanzierungsmechanismus dafür beschlossen.
Mit Informationen von KNA, AFP und dpa
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