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"Besorgniserregende Bedrohungslage": IT-Sicherheitsbehörde warnt

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IT-Sicherheitsbehörde warnt vor Attacken – Folgen für Wahl?

IT-Sicherheitsbehörde warnt vor Attacken – Folgen für Wahl?

Die fehlende IT-Sicherheit in Deutschland ist alarmierend. Darauf weist das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik hin. Die Bedrohungslage sei zudem "besorgniserregend". Ein heikles Thema – vor dem Hintergrund der Neuwahl des Bundestags.

Über dieses Thema berichtet: BR24 im Radio am .

Am 1. September 2024 legen Hacker in den Wertachkliniken in Bobingen und Schwabmünchen die IT-Systeme lahm. Operationen müssen verlegt werden, der Klinikbetrieb ist massiv eingeschränkt. Für kurze Zeit arbeiten die Klinikangestellten mit Papier. Gleichzeitig landen 300 Gigabyte an Bankdaten, Patientenakten und Adressen im Darknet. Das gesamte IT-System der Kliniken ist vorerst unbrauchbar – eine sogenannte Ransomware-Attacke.

Damit sind die Kliniken im Landkreis Augsburg nur eine der vielen Firmen und Einrichtungen, die im Jahr 2024 einem Hackerangriff zum Opfer gefallen sind. Das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) fällt für die Lage der IT-Sicherheit in Deutschland ein deutliches Urteil: "besorgniserregend". Das hat die Behörde in ihrem diesjährigen Lagebericht festgestellt und entsprechende Statistiken veröffentlicht. Die wichtigsten Fragen und Antworten.

Vor welchen Gefahren wird gewarnt?

Im vergangenen Jahr hat das BSI pro Tag durchschnittlich 309.000 neue Schadprogramm-Varianten entdeckt. Dabei werden bereits bekannte Schadprogramme meist mithilfe von KI abgewandelt, um Erkennungsmechanismen auszutricksen. Laut BSI sind das 26 Prozent mehr als im Vorjahr. Bei Smartphones mit Android-Betriebssystem stiegen die Schadprogramm-Varianten um 48 Prozent. Das System sei "auffällig verwundbar", so der Bericht.

Welche Probleme könnten bei der vorgezogenen Neuwahl auftreten?

Laut Bericht gehören neben Universitäten und kleineren Unternehmen vor allem Kommunen zu den "schlechten geschützten Opfern". Bei der anstehenden Neuwahl am 23. Februar müssen sie die einwandfreie Organisation sicherstellen und sich besonders vor Hackerangriffen schützen.

Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) warnt vor dem Einfluss aus verschiedenen Ländern. Auffällig geworden seien Russland, der Iran und neuerdings auch China. "Wir sehen, dass China einen wesentlichen Einfluss in den USA und Kanada hatte. Das können wir zumindest da ablesen. Noch nicht hier, aber damit kann man dann auch rechnen", sagte Faeser bei der Pressekonferenz in Berlin.

Faeser macht deutlich, dass die Demokratie auch im Digitalen zu schützen sei: "Solche Angriffe zielen nicht nur auf einzelne Politikerinnen und Politiker, sondern insbesondere auch darauf, das Vertrauen in unsere Demokratie zu erschüttern."

Ist die deutsche IT-Infrastruktur auf die Wahl vorbereitet?

Die Bundeswahlleiterin Ruth Brand hatte vergangene Woche in ihrem Brief an Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) vor Neuwahlen im Januar oder Februar 2025 gewarnt. Als Grund gab sie unter anderem an, dass die IT für die Organisation der Wahl auf den Ebenen der Kommunen, der Länder und des Bundes sicher bereitgestellt werden müsse. Vor dem Hintergrund der "zunehmenden hybriden Bedrohungen" müsse auf die IT-Infrastruktur ein "ganz besonderes Augenmerk" gerichtet werden. Zur hybriden Kriegsführung gehören zum Beispiel Attacken im Cyber-Raum, um Einfluss auf die öffentliche Meinung zu nehmen.

Wie sieht das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik den vorgezogenen Wahltermin am 23. Februar? Claudia Plattner, Präsidentin des BSI, reagiert verhalten: "Je weniger Zeit wir für die Vorbereitung der Cyber-Sicherheit im Wahlprozess haben, desto weniger gründlich kann diese erfolgen." Man habe aber bereits mit den Vorbereitungen begonnen. "Das ist knapp. Wir werden unser Möglichstes tun, um diesen Wahlprozess so gut wie möglich abzusichern, im Rahmen dessen, was im Laufe dieses Zeitrahmens möglich ist."

Worauf muss konkret geachtet werden?

Bundesinnenministerin Faeser zählte eine Reihe von jetzt wichtigen Vorkehrungen auf, um die anstehende Neuwahl zu schützen. Zum einen müssten die Webseiten von Parteien und die Profile der Kandidierenden sicher gestaltet werden. Zum anderen müssten Wahlbehörden besonders vor Hackerangriffen geschützt werden und die Übermittlung von Wahlergebnissen gewährleistet sein. "Diese Bedrohungen haben aber unsere Sicherheitsbehörden fest im Blick", sagt Faeser.

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