Grauer Himmel, kurze Tage und bedrückte Stimmung: Das klingt nach Winter-Blues. Ganz besonders stark soll dieser heuer am 20. Januar sein. Am "Blue-Monday". So zumindest die Theorie des britischen Psychologen Cliff Arnall.
2005 stellte er eine Formel auf, die besagt, dass jeweils am dritten Montag im Januar die traurigste Stimmung eines jeden Jahres herrsche. Diesen Tag nannte Arnall "Blue-Monday". Das "blue" bezeichnet in diesem Fall nicht die Farbe Blau, sondern den emotionalen Zustand von Niedergeschlagenheit oder Traurigkeit.
Formel mehr Gefühl als Fakt
Die Blue-Monday-Formel lautet: (((W + (D-d)) x T hoch Q) / M x Na. Die Buchstaben stehen für verschiedene Variablen wie Wetter (W), Schulden (D), gute Vorsätze (Q), das Motivationslevel (M) oder das Bedürfnis, aktiv zu sein (Na).
Die Formel sieht beeindruckend aus. Doch: "Die Wissenschaftlichkeit des Blue-Monday muss man nicht ernsthaft diskutieren", sagt Martin Surfleet, Psychologe bei der ökumenischen Krisen- und Lebensberatungsstelle Münchner Insel. Die Variablen haben keine einheitliche Maßeinheit, wirken willkürlich und sind zum Teil kaum messbar.
Januar nicht schlimmer
Mitte Januar erscheinen die Faktoren für eine gedrückte Stimmung allerdings hervorragend: kurze Tage und wenig Sonnenlicht. "Aber das ist im November genauso. Emotionen laufen nicht auf einen speziellen Tag im Januar zu", sagt Martin Surfleet im Gespräch mit dem BR.
Nach den Feiertagen kommen zwar viele Menschen in die Beratungsstelle und berichten von Konflikten an den Weihnachtstagen, so Surfleet. Diese Konflikte werden aber nicht durch die Jahreszeit ausgelöst: "Die Konflikte waren schon davor da. Wenn man dann mehrere Tage aufeinander sitzt, werden sie deutlich", sagt der Psychologe. Einen generellen Anstieg der Besucherzahl der Beratungsstelle in einer bestimmten Jahreszeit gebe es nicht.
Was hilft gegen Winter-Blues?
Doch was tun, gegen schlechte Stimmung im Winter? "Was mir immer hilft: einen Urlaub zu planen. Einfach so das nächste Etappenziel sozusagen vor Augen zu haben", sagt ein Passant bei einer Straßenumfrage des BR. Eine Frau ergänzt: "Heute ist die Sonne draußen, da kann man spazieren gehen, das ist auch immer ganz schön."
Tatsächlich können Bewegung und Sonnenlicht gegen die schlechte Stimmung helfen. "Fehlt das Tageslicht, verändert das den Haushalt bestimmter Botenstoffe im Gehirn", erklärt die Techniker Krankenkasse auf ihrer Webseite. Bewegung mache fit und das Tageslicht bewirke, dass verstärkt Serotonin ausgeschüttet werde.
Ihnen geht es nicht gut?
Erste Anlaufstelle für Betroffene kann der Hausarzt sein. Ebenso Beratungsstellen vor Ort, die Betroffene weitervermitteln. Außerdem können Sie die Ambulanzen der psychiatrischen Kliniken oder die Telefonhotlines und Krisendienste beraten:
Krisendienste in Bayern: www.krisendienste.bayern oder unter der Telefonnummer: 0800 / 655 3000
Stiftung Deutsche Depressionshilfe: www.deutsche-depressionshilfe.de/depression-infos-und-hilfe/wo-finde-ich-hilfe
Landesverband Bayern Angehöriger psychisch Erkrankter e.V. www.lapk-bayern.de/
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