Erdbebenopfer aus der Türkei und Syrien können bei Verwandten und Angehörigen in Deutschland unterkommen und unbürokratisch mit Visa einreisen. Bundesinnenministerium und Auswärtiges Amt würden für betroffene Menschen "reguläre Visa, die schnell erteilt werden und drei Monate gültig sind", möglich machen, erklärte das Innenministerium am Samstag auf Twitter. Eine Sprecherin des Auswärtigen Amts bestätigte eine entsprechende Übereinkunft.
"Es geht um Hilfe in der Not"
Es gehe um "Hilfe in der Not", erklärte Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) auf Twitter. Die Bundesregierung wolle "ermöglichen, dass türkische oder syrische Familien in Deutschland enge Verwandte aus der Katastrophenregion unbürokratisch zu sich holen können". Menschen sollten in Deutschland "Obdach finden und medizinisch behandelt werden können".
Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) erklärte auf Twitter, gemeinsam mit dem Innenministerium habe das Auswärtige Amt eine Task Force gebildet, die jetzt die Arbeit aufnehme. Ziel sei es, "Visaverfahren für Betroffene so unbürokratisch wie möglich zu machen". Das Auswärtige Amt habe hierfür an den deutschen Auslandsvertretungen in der Türkei Personal "verstärkt und Kapazitäten umgeschichtet".
Unbürokratische Vergabe von Visa
Zuvor hatten mehrere Stimmen gefordert, Betroffenen in Syrien und der Türkei kurzfristig und unbürokratisch die Zuflucht zu Verwandten nach Deutschland zu ermöglichen. "Viele Menschen in Deutschland haben Verwandte in der Katastrophenregion und sorgen sich verzweifelt um sie", sagte Bundesagrarminister Cem Özdemir. "Wir sollten es ihnen ermöglichen, Angehörige aus der Türkei oder Syrien vorübergehend bei sich aufzunehmen."
Es könne unmöglich die Antwort der deutschen Regierung sein, dass die betroffenen Menschen "Pässe, Tickets und finanzielle Mittel nachweisen sollen, wenn sie gerade alles verloren haben oder ihre Wohnungen und Häuser nicht mehr betreten können", hatte auch die Bundesvorsitzende der Türkischen Gemeinde in Deutschland, Aslihan Yesilkaya-Yurtbay erklärt. Zumindest Verwandten und Freunden von hierzulande lebenden Menschen müsse die Möglichkeit gegeben werden, Nachweise erst in Deutschland zu erbringen. Noch einfacher sei es, diese auf ein Minimum zu reduzieren.
Berliner Innensenatorin: Einreiseerleichterungen für Betroffene
Berlins Innensenatorin Iris Spranger (SPD) hatte schon angekündigt, Erbebenopfern mit Verwandten in Berlin die Einreise nach Deutschland erleichtern zu wollen. Vom Erdbeben betroffene Türken und Syrer, die zu ihren Verwandten in Berlin ausreisen möchten, sollen schneller als sonst das nötige Visum erhalten können. Dazu erließ die Berliner Senatsinnenverwaltung eine sogenannte Globalzustimmung. Die sonst erforderliche Beteiligung des Berliner Landesamtes für Einwanderung entfalle dadurch.
Die Regelung solle für Türken, Syrer und andere Menschen aus dem Erdbebengebiet gelten, wenn sie Verwandte sind von in Berlin lebenden Deutschen oder Ausländern mit einer Niederlassungserlaubnis oder einer Erlaubnis zum Daueraufenthalt in der EU. Berlin verzichte außerdem auf den Nachweis von Deutschkenntnissen.
Millionen Menschen obdachlos
Nach bisheriger Zählung sind durch das verheerende Beben am Montagmorgen mehr als 25.000 Menschen ums Leben gekommen. Insgesamt sind nach Angaben der Vereinten Nationen gut 24,4 Millionen Menschen von der Katastrophe betroffen, die sich über ein etwa 450 Kilometer breites Gebiet erstreckt. Unzählige Menschen müssen bei eisigen Temperaturen im Freien, in ihren Autos oder in Zeltnotlagern ausharren, weil sie obdachlos wurden oder ihre Häuser einsturzgefährdet sind. Vielerorts mangelt es an Lebensmitteln, Trinkwasser und funktionierenden Toiletten.
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