Eine Union? Merz und Söder bei der Vorstellung des gemeinsamen Wahlprogrammes im vergangenem Dezember.
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Einigkeit? CDU-Vorsitzender Friedrich Merz und CSU-Vorsitzender Markus Söder beim Vorstellen des gemeinsamen Wahlprogrammes.

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Warum kann man in Bayern nicht die CDU wählen?

Warum kann man in Bayern nicht die CDU wählen?

Immer steht im Freistaat die CSU auf dem Wahlzettel – nicht die Schwesterpartei CDU. Doch warum? Und gibt es Versuche, das zu verändern?

Über dieses Thema berichtet: BR24 am .

Bei der Bundestagswahl am 23. Februar 2025 wird in 15 Bundesländern in Deutschland die Christlich Demokratische Union (CDU) zu wählen sein. Anders ist das für alle, die in Bayern den Wahlzettel auffalten. Im Freistaat kann man ausschließlich die CSU wählen. Zwar sind sie Schwesterparteien, die im Bundestag immer eine Fraktion bilden und sich in vielen Dingen ähnlich sind. Auch für diese Bundestagswahl gibt es neben der "Bayern Agenda" ein gemeinsames Wahlprogramm. Doch warum gibt es überhaupt zwei Parteien?

"Das hat historische Gründe", sagt die Politikwissenschaftlerin Sarah Strömel von der Universität Regensburg. Es ist eng verbunden mit der Nachkriegsgeschichte Deutschlands. 1945, kurz nach dem Zweiten Weltkrieg, entstehen überall in Deutschland konservative Parteien – als Gegengewicht zu den Sozialdemokraten und der KPD. Ein Jahr nach Kriegsende wird in Würzburg die Christlich-Soziale Union, kurz CSU, gegründet.

Seit 1949 bilden CSU und CDU eine Fraktion im Bundestag

Wenig später entsteht ein deutschlandweites Bindeglied der konservativen Parteien – mit dem sperrigen Namen "Arbeitsgemeinschaft der Christlich-Demokratischen und Christlich-Sozialen Union Deutschlands". Doch die CSU lehnt einen Beitritt 1948 ab.

"Bayern hat gesagt, dass es einen Sonderweg gehen möchte und als CSU bestehen bleiben will – das hat sich bis heute nicht geändert", so Strömel. 1950 entsteht unter dem Vorsitz von Konrad Adenauer das Bündnis aller Parteien: die Christlich Demokratische Union.

Immer wieder Androhungen, die CSU außerhalb von Bayern zu gründen

Inhaltlich gibt es zwar immer wieder Reibereien zwischen den Parteien. Politikwissenschaftler ordnen die CSU konservativer als die CDU ein, beispielsweise in ihrem Migrationskurs. Es sei aber eine Art "common sense", dass man im Bund zwar eine Fraktion bilde, sich bei Wahlen jedoch nicht in die Quere komme, meint Sarah Strömel.

Die Idee, CSU-Verbände außerhalb von Bayern zu gründen, wurde aber immer wieder als politisches Druckmittel eingesetzt. Unter anderem vom ersten CSU-Kanzlerkandidaten der Union: Franz Josef Strauß. Strauß hatte vor seiner Ernennung gedroht, CSU-Verbände in ganz Deutschland zu gründen. Er unterlag 1980 gegen den amtierenden Kanzler Helmut Schmidt (SPD).

Trotz Reibereien: Union eine feste Einheit

Diese Machtspielchen haben nachgelassen. 2013 unterzeichneten etwa die damalige CDU-Vorsitzende und Kanzlerin Angela Merkel und der CSU-Vorsitzende Horst Seehofer eine Vereinbarung, dass die Parteien "in keinem Bundesland miteinander in Wettbewerb" stünden.

Versuche, die CDU in Bayern zu gründen, scheiterten

Nicht allen Wählerinnen und Wählern gefällt das. Immer wieder gab es Bestrebungen, auch in Bayern einen CDU-Verband zu gründen und umgekehrt. Prominent versuchte das ehemalige CSU-Mitglied, der Rentner Michael Kosmala, 2016, einen "CSDU"-Verband in Bayern zu gründen, eine Verbindung aus der CDU und CSU. Die Pläne scheiterten, weil der Bundesverband der Union eine einstweilige Verfügung erhob.

Ein Nürnberger Rechtsanwaltspaar zog bis vors Bundesverfassungsgericht mit ihrem Anliegen, auch in Bayern CDU wählen zu können. Rainer und Christiane Roth wollten bei der Bundestagswahl 2017 die CDU-Kanzlerin Angela Merkel wiederwählen. Die Karlsruher Richter gaben dem Paar jedoch nicht recht; ihre Wahlfreiheit sei nicht eingeschränkt. Denn das Bundeswahlgesetz sieht nicht vor, dass eine Partei bundesweit antreten muss. Dem Paar und anderen CDU-Sympathisanten in Bayern bliebe letztlich nur die Option, aus Bayern wegzuziehen, meint die Politikwissenschaftlerin Sarah Strömel.

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