Wasserdampf steigt aus dem Kühlturm des Atomkraftwerks Isar 2.
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Wasserdampf steigt aus dem Kühlturm des Atomkraftwerks Isar 2: Bleibt es länger aktiv?

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Chef von Atommüll-Behörde sieht längere Akw-Laufzeiten skeptisch

Chef von Atommüll-Behörde sieht längere Akw-Laufzeiten skeptisch

Werden die Laufzeiten für die verbliebenen Atomkraftwerke angesichts der Gaskrise verlängert? Noch streitet Berlin darüber. Der Präsident der Atommüll-Behörde ist da skeptisch und führt das Thema Sicherheit an. Diesbezüglich seien Fragen offen.

Der Präsident des Bundesamtes für die Sicherheit der nuklearen Entsorgung (BASE), Wolfram König, hat sich skeptisch zu längeren Laufzeiten für die verbliebenen Atomkraftwerke geäußert. "In der momentanen Debatte fehlt ein zentraler Aspekt - wichtigster Maßstab im Umgang mit der Hochrisikotechnologie Atomkraft ist und bleibt die Sicherheit", sagte König den Zeitungen des "Redaktionsnetzwerk Deutschland". Hier würden sich zahlreiche Fragen nach der fehlenden periodischen Sicherheitsüberprüfung der noch laufenden drei Meiler stellen.

Laufzeitverlängerung für Atomkraftwerke: Was ist mit dem Müll?

Auch die noch lange Zeit nicht gelöste Endlagerung der hochradioaktiven Atomabfälle - immerhin rund 27.000 Kubikmeter - bleibt laut König als Problem bestehen. "Reaktorkatastrophen in Tschernobyl und Fukushima haben uns die Zerstörungskraft dieser Energieform gezeigt, und neue Bedrohungsszenarien in Form von kriegerischen Aktivitäten haben wir nahezu live in der Ukraine gerade miterleben müssen", sagte König weiter. Diesen Gefahren zu begegnen und sie weitestmöglich auszuschließen, sei von "überragender Wichtigkeit". Das BASE ist die deutsche Aufsichtsbehörde für den Umgang mit radioaktivem Abfall.

Noch sind drei Atomkraftwerke am Netz

Die noch laufenden drei Atomkraftwerke - Neckarwestheim 2, Emsland und Isar 2 - sollen eigentlich zum 31. Dezember vom Netz gehen. Diskutiert wird nun unter anderem, ob die Meiler über dieses Datum hinaus in einem sogenannten Streckbetrieb weiter betrieben werden können.

Unterschiedliche Meinungen bei den Grünen

Die Grünen-Politikerin und Bundestagsvizepräsidentin Katrin Göring-Eckardt sprach sich bereits für einen Streckbetrieb des bayerischen Atomkraftwerks Isar 2 aus. Kritik erntet sie dafür von ihrem Parteikollegen und früheren Bundesumweltminister Jürgen Trittin. Er rate dazu, "dass dieses bayerische Problem in Bayern gelöst wird", sagte Trittin dem "Spiegel" mit Blick auf die Energieversorgung in dem Bundesland. Dafür zu sorgen, dass dort Netzstabilität herrsche, heiße sparen. Die Bundesvorsitzende der Grünen, Ricarda Lang, wollte die Tür zur Verlängerung der Atomkraftwerke zuletzt nicht weiter öffnen.

Die nordrhein-westfälische Wirtschafts- und Energieministerin Mona Neubaur (Grüne) wollte sich am Donnerstag noch nicht zu einem möglichen Streckbetrieb positionieren. Es sei "richtig", dass jetzt ein weiterer Stresstest der Kraftwerke vorgenommen werde, sagte sie im ZDF-"Morgenmagazin". Auf Basis der dort gewonnenen Fakten könne dann entschieden werden. Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Die Grünen) schloss einen Weiterbetrieb unter bestimmten Voraussetzungen zuletzt nicht mehr aus - und verwies ebenfalls auf den Stresstest.

Greenpeace führt ebenfalls Sicherheitsbedenken an

Die Umweltorganisation Greenpeace kritisierte den Vorstoß zum Weiterbetrieb mehrerer Atomkraftwerke scharf und führte ebenfalls Sicherheitsbedenken an. "Die Reaktoren sind ein potenzielles Sicherheitsrisiko, für das die AKW-Betreiber die Haftung zum Staat schieben wollen", sagte Heinz Smital von Greenpeace am Mittwoch. Zuvor hatte Geschäftsführer des TÜV-Verbands, Joachim Bühler, argumentiert, dass die Wiederinbetriebnahme der 2021 abgeschalteten Meiler aus seiner Sicht "keine Frage von Jahren, sondern eher von wenigen Monaten oder Wochen" sei - und vor allem eine Frage des politischen Willens.

  • Zum Artikel: "Energiekrise, Klima, Gasnotstand: Kann uns Atomkraft helfen?"

Aufgrund Studie: BUND lehnt Weiterbetrieb kategorisch ab

Wegen ungeklärter Sicherheitsfragen lehnt auch der Bund für Umwelt und Naturschutz in Deutschland (BUND) einen Weiterbetrieb von Atomkraftwerken kategorisch ab. "Energie aus Atomkraft ist unsicher, unrentabel und unnötig", erklärt der BUND-Vorsitzende Olaf Bandt heute bei der Vorstellung einer Kernkraft-Studie. Die zuständige BUND-Referentin Angela Wolff ergänzte, der Nutzen längerer Laufzeiten stehe in keinem Verhältnis zu den Risiken und Kosten.

Das Gutachten, das die Diplom-Physikerin Oda Becker im Auftrag des BUND erstellt hat, bemängelt einen geringen energiewirtschaftlichen Nutzen sowie einen nicht ausreichenden Schutz der Kraftwerke gegen Hochwasser und Terroranschläge. So basierten die zuletzt 2009 vorgenommenen Sicherheitsüberprüfungen auf einem Regelwerk aus den frühen 1980er-Jahren, in denen die Atom-Unfälle von Tschernobyl und Fukushima noch gar nicht berücksichtigt seien.

FDP-Chef Lindner offen für die Nutzung

Befürworter der weiteren Nutzung von Atomenergie kommen aus Reihen der CDU und CSU, aber auch aus der FDP. So hält beispielsweise Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) eine längere Nutzung von Atomkraftwerken angesichts des erwarteten deutlich höheren Strombedarfs für erforderlich. "Es muss in jedem Fall eine Stromlücke verhindert werden und zugleich darf Gas nicht mehr für die Energieproduktion eingesetzt werden, weil das so knapp geworden ist", sagte er am Mittwoch. Er sei "in der jetzigen Situation offen für die Nutzung der Kernenergie".

Mit Material von AFP und dpa.

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