Familienforscher warnen davor, die psychischen Belastungen durch die Corona-Pandemie auf Jugendliche zu unterschätzen.
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Corona-Pandemie: Deutlich mehr Jugendliche depressiv

Corona-Pandemie: Deutlich mehr Jugendliche depressiv

Familienforscher warnen davor, die psychischen Belastungen durch die Corona-Pandemie auf Jugendliche zu unterschätzen. Laut einer neuen Studie zeigen unter den 16- bis 19-Jährigen fast 500.000 mehr depressive Symptome als vor der Pandemie.

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Die Auswirkungen von Schulschließungen in der Corona-Pandemie auf die psychische Gesundheit von Jugendlichen in Deutschland sind einer neuen Studie zufolge gravierender als bisher angenommen. "Durch die Pandemie sind zusätzlich 477.000 Jugendliche im Alter von 16 bis 19 Jahren von depressiven Symptomen betroffen", sagte Martin Bujard vom Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung (BiB) am Mittwoch in Wiesbaden. Das sei eine "erhebliche Größenordnung", auch wenn es sich um Selbsteinschätzungen handele und nicht alle Betroffenen auch "krank geworden" seien.

Jugendliche mit Migrationshintergrund besonders betroffen

Dabei gebe es deutliche Unterschiede zwischen den Geschlechtern: Bei weiblichen Jugendlichen kam es durch Schulschließungen in der Pandemie laut der Studie zu einem Anstieg depressiver Symptome von 13 auf 35 Prozent , bei den männlichen Jugendlichen zu einem Anstieg von 7 auf 15 Prozent. Während bei Jugendlichen ohne Migrationshintergrund der Anteil mit depressiven Symptomen von 9 auf 21 Prozent angestiegen ist, verdreifachte sich der Anteil bei Jugendlichen mit Migrationshintergrund von 11 auf 33 Prozent.

Depressionen, Essstörungen, Lernrückstände

Die Symptome reichten von stillem Rückzug bis zu Verhaltensauffälligkeiten und Essstörungen. Zudem gebe es bei vielen Kindern und Jugendlichen "erhebliche Lernrückstände". Neben der schulischen Perspektive spielt aber auch die Freizeit eine große Rolle für die psychische Gesundheit. "Kontakte mit Gleichaltrigen, Lebensfreude und altersgerechte Erlebnisse in Sport, Freizeit oder Reisen sind daher zukünftig zentral, nicht nur Nachhilfeangebote", heißt es in der BiB-Publikation.

Ist die Seele gesund, lernt es sich leichter

Psychisch gesunde und selbstsichere Kinder könnten mögliche Lernrückstände deutlich schneller und leichter aufholen, erklärten die Experten. Hilfreich seien beispielsweise Programme, die Kindern aus sozial schwachen Familien die Teilnahme an Ausflügen und Schulfahrten finanzierten.

"Wenn Kinder und Jugendliche wieder Zeit für Aktivitäten mit Gleichaltrigen bekommen und Lebensfreude zurückgewinnen und das schulische Aufholen ohne zu viel Druck und Verunsicherung gestaltet wird, wird sich auch die psychische Belastung der Jugendlichen verringern können", heißt es in der Studie. Werde aber schulischer Druck ausgeübt und die Schüler verunsichert, drohten ernsthafte psychische Erkrankungen.

Hohe Priorität: Schulen und Kitas sollen offen bleiben

Die Studie liefert zahlreiche Handlungsempfehlungen. Insbesondere aufgrund der erheblichen Größenordnung der psychisch-gesundheitlichen Auswirkungen der Schulschließungen, sollten Kitas und Schulen den Wissenschaftlern zufolge unbedingt offen gehalten werden. In politischen Entscheidungsgremien zur Pandemie sollten Familienwissenschaftler regelmäßig eingebunden werden. Außerdem solle der Zugang zu psychotherapeutischen Behandlungen erleichtert werden.

Zwei Drittel der Jugendlichen ohne Probleme

Nach den Worten von Bujard ist es jedoch nicht gerechtfertigt, pauschal von einer "verlorenen Generation" zu sprechen. "Rund zwei Drittel der Kinder und Jugendlichen sind trotz mancher Schwierigkeiten relativ gut durch die bisherigen pandemiebedingten Einschränkungen gekommen", erklärte er.

"Nummer gegen Kummer" für Kinder und Jugendliche

Die "Nummer gegen Kummer" bietet Telefonberatung für Kinder, Jugendliche und Eltern. Das Kinder- und Jugendtelefon ist unter der Rufnummer 116 111 zu erreichen - von Montag bis Samstag jeweils von 14.00 bis 20.00 Uhr.

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