In Teilen Deutschlands soll es in den kommenden Tagen bis zu 35 Grad warm werden - auch Frankreich und Großbritannien erwarten Hitze. Ab Mittwoch sind in Frankreich Temperaturen zwischen 31 und 36 Grad vorhergesagt, im Südwesten teilweise bis zu 38 Grad. Die französische Premierministerin Elisabeth Borne forderte ihr Kabinett auf, sich auf die Auswirkungen der Hitzewelle auf die Bevölkerung vorzubereiten, die wohl bis mindestens Anfang kommender Woche anhalten wird.
In Großbritannien rechnet die britische Wetterbehörde Met Office ab Sonntag mit Temperaturen von über 35 Grad in England und Schottland. Die Briten wurden von den Wasserversorgungswerken dazu aufgerufen, jeden Tropfen zu sparen - und nur so viel Wasser für ihre Tasse Tee zu erhitzen wie sie brauchen.
Krankenhaus-Chef warnt vor vielen Hitze-Patienten
Auch in Deutschland mehren sich die Warnungen vor den Hitze-Folgen. Angesichts der möglicherweise anrollenden Hitzewelle rechnet der Chef der Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG), Gerald Gaß, mit einer steigenden Belastung der Krankenhäuser. "Falls wirklich die Rekordwerte eintreten, die Meteorologen derzeit für die nächste Woche vorhersagen, werden wir mit einer hohen Zahl an hitzebedingten Krankenhausfällen rechnen müssen", sagte der DKG-Vorstandsvorsitzende. "Und das in einer Situation, in der die Personalsituation durch Quarantäne und Isolation durch Corona besonders angespannt ist."
Neben dehydrierten Patientinnen und Patienten erwartet Gaß Menschen, die unter Herzrhythmusstörungen, niedrigem Blutdruck oder Schlafstörungen leiden. Auch Magen-Darm-Infekte könnten durch Hitze verstärkt werden. Hitze sei schon länger für die Krankenhäuser zu einem immer größeren Problem geworden. Gaß forderte zugleich ein Investitionsprogramm für Klinikgebäude: "Die Krankenhäuser müssen sich stärker an den Klimawandel anpassen."
Ministerin Lemke: Stress und Gesundheitsrisiko
Bundesumweltministerin Steffi Lemke (Grüne) äußerte sich ebenfalls besorgt: "Lang anhaltende Temperaturen von über 35 oder gar 40 Grad sind Stress für die Natur und ein Gesundheitsrisiko für uns Menschen, nicht selten auch lebensgefährlich für Ältere, Kranke und andere vulnerable Gruppen", sagte Lemke den Zeitungen der Funke Mediengruppe. "Viel mehr Städte und Gemeinden sollten ihre Vorsorgemaßnahmen mit einem eigenen Hitzeaktionsplan organisieren."
- Zum Artikel: "Hitzeschutz - Bayern will Gesundheitsrisiken vorbeugen"
Grund für die inzwischen vielen Hitzetage sei der Klimawandel, betonte Lemke im Deutschlandfunk. Sie appellierte an die Bürgerinnen und Bürger, "vernünftig" mit Wasser umzugehen. Gegen Dürre helfe kurzfristig, Wasser zu sparen. Die Regierung arbeite an einer nationalen Wasserstrategie, die bis Ende des Jahres vorliegen solle, sagte die Ministerin. Es gehe etwa darum, über Renaturierung mehr Wasser zu speichern, um Natur und Landwirtschaft auf Dürre und Hitze vorzubereiten.
Bayerischer Städtetag: Städte erleiden "Hitzestress"
Auch der Bayerische Städtetag warnt nachdrücklich vor den Folgen des Klimawandels. "Die Lebensgrundlagen der Städte sind bedroht", sagte der Vorsitzende des Bayerischen Städtetags, Straubings Oberbürgermeister Markus Pannermayr (CSU). Die Städte erlitten "Hitzestress". Trockene Sommer mit Monaten ohne einen Regentropfen ließen Grünanlagen, Spielplätze und Parks mit Bäumen verdorren. Die Zahl von Waldbränden steige, auch die Grundwasserspiegel seien gesunken.
"Wir müssen handeln“, forderte Pannermayr. Städte und Kommunen seien bereits aktiv dran an der Klimaanpassung, aber "nur ein Akteur unter vielen“. Bund und Freistaat seien gefordert, den nötigen rechtlichen und finanziellen Gestaltungsrahmen zu schaffen, damit wirksame Instrumente zur Verfügung stehen: "Ein Weiter so gibt es nicht!"
Aktuell vor allem in Spanien und Portugal Hitze
Im Südwesten Europas ist es aktuell bereits heiß - und das dürfte so bleiben. In Spanien sollen die Temperaturen bis Donnerstag steigen, mit einem Höchstwert von bis zu 44 Grad in Andalusien im Süden des Landes. Es sei "die Hölle", schreibt die spanische Zeitung El País. Die Folgen der Hitze sind beträchtlich: Nach Angaben der spanischen Regierung sind von Januar bis Anfang Juli mehr als 70.300 Hektar Wald in Flammen aufgegangen. Das ist fast doppelt so viel wie im Durchschnitt in den vergangenen zehn Jahren.
Die Regierung Portugals ordnete wegen der aktuellen Hitzewelle bis Freitag eine erhöhte Alarmbereitschaft für Rettungskräfte an. "Die Wettervorhersagen für die nächsten Tage bleiben mit Blick auf die Brandgefahr äußerst besorgniserregend", erklärte Regierungschef António Costa.
Waldbrände in Frankreich: Rund 6.000 Camper evakuiert
Auch in Frankreich gibt es Waldbrände: Am Dienstag brannten bereits 1.000 Hektar in der Region Bordeaux nieder. Wegen eines weiteren Brandes in der Nähe der Dune du Pilat, der höchsten Wanderdüne Europas, wurden in der Nacht von Dienstag auf Mittwoch rund 6.000 Camper vorsorglich evakuiert, wie die örtliche Feuerwehr mitteilte.
In Italien, das seit Wochen unter Hitze und Trockenheit leidet, wurde bereits in fünf Regionen im Norden der Notstand ausgerufen. Nach einigen Tagen der Entspannung mit stärkeren Regenfällen bereitet sich auch Griechenland auf die Hitze vor - mit über 40 Grad Anfang der kommenden Woche.
(mit Informationen von AFP, dpa und KNA)
Auch in der "Münchner Runde" im BR Fernsehen geht es am Mittwochabend um die Hitze und ihre Folgen. Thema der Sendung: "Hitze, Dürre, Wassernot: Was können wir in Bayern tun?" - zu sehen ab 20.15 Uhr im Livestream auf BR24 und im BR Fernsehen.
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