Erdoğan und Selenkyj
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Der türkische Präsident Erdoğan (rechts) gemeinsam mit seinem ukrainischen Kollegen Selenskyj am 8. Juli in Istanbul.

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Erdoğan: Ukraine verdient Mitgliedschaft in der Nato

Der türkische Präsident Erdoğan unterstützt einen Nato-Beitritt der Ukraine. Das hat er beim Treffen mit seinem Kollegen Selenskyj klar gemacht. Die Türkei will zudem beim auslaufenden Getreideabkommen vermitteln und beim Gefangenenaustausch helfen.

Über dieses Thema berichtet: BR24 am .

Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan ist für eine Aufnahme der Ukraine in die Nato. Das Land habe die Nato-Mitgliedschaft "zweifellos verdient", sagte Erdoğan nach einem Treffen mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj in Istanbul. Letzterer hatte zuletzt immer wieder eine Beitrittseinladung für sein Land gefordert. Es war sein erster Besuch in der Türkei seit Beginn der russischen Invasion vor mehr als 16 Monaten.

Die USA dämpfen Hoffnungen der Ukraine

Die Türkei, die bisher die Nato-Mitgliedschaft Schwedens blockiert hat, reiht sich damit ein in die Forderungen anderer Länder. Auch Litauen und Polen sollen nach Angaben aus Nato-Kreisen dafür sein, der Ukraine direkt nach einem (möglichen) Kriegsende die Nato-Mitgliedschaft in Aussicht zu stellen. Deutschland und andere Länder wollen solche Versprechen dagegen bisher nicht abgeben - allen voran die USA dämpften zuletzt die Hoffnungen auf einen raschen Beitritt. Kritiker einer Aufnahme verweisen darauf, dass für einen Beitritt mehrere Bedingungen erfüllt sein müssen; so muss das Militär unter anderem einer zivilen und einer demokratischen Kontrolle unterliegen.

Es dürfte deshalb spannend werden, wie sich die Staats- und Regierungschefs der Nato-Staaten bei ihrem Gipfel kommende Woche in Vilnius bei diesem Thema positionieren werden. Selenskyj wird auch zu diesem Treffen erwartet.

Interessant könnten außerdem die russischen Reaktionen auf Erdoğans jüngste Äußerungen sein - und auf die Pläne, wonach die Türkei und die Ukraine militärisch stärker zusammenarbeiten wollen. Selenskyj zufolge wurden Verträge geschlossen, die unter anderem den Bau von Drohnen betreffen. Details sind bisher aber nicht bekannt. Der Kreml hatte vorab erklärt, er verfolge das Treffen in Istanbul genau. "Es ist wichtig", hatte Kreml-Sprecher Dmitri Peskow im Vorfeld gesagt. Moskau hatte zuletzt versucht, seine wachsende internationale Isolation durch den Aufbau enger Beziehungen zu Erdoğan zu durchbrechen.

Erdoğan will Putin im August empfangen

Dass die Türkei ihrerseits zu beiden Ländern ein stabiles Verhältnis anstrebt, wurde ungeachtet der Nato-Thematik in Istanbul deutlich. Zum einen forderte Erdoğan beide Seiten dazu auf, zu "Friedensgesprächen zurückzukehren". Zum anderen setzte er sich erneut dafür ein, dass das Abkommen zum Export von ukrainischem Getreide wieder verlängert wird; es läuft am 17. Juli aus. Die Bemühungen um eine Vereinbarung gingen weiter, sagte der türkische Präsident. Er hofft eigenen Worten zufolge zunächst um eine Verlängerung um zwei oder drei Monate - nannte als Ziel aber eine Dauer von zwei Jahren.

Überdies erklärte Erdoğan, er wolle den russischen Präsidenten Wladimir Putin im kommenden Monat in der Türkei treffen. Der Kreml hatte zuvor mitgeteilt, dass ein Treffen geplant sei, ein Termin aber noch nicht feststehe. Das Getreideabkommen soll laut Erdoğan dann ebenso thematisiert werden wie der weitere Austausch von Kriegsgefangenen. Die Türkei hatte hier bereits früher vermittelt.

Das unter UN-Vermittlung erreichte Getreideabkommen hatte im vergangenen Sommer eine monatelange russische Seeblockade ukrainischer Schwarzmeerhäfen beendet. Damit kann die Ukraine als einer der wichtigsten Getreideexporteure weltweit wieder Korn ausführen - wenn auch im beschränkten Umfang.

Russland droht damit, das Abkommen nicht zu verlängern. Selenskyj warf Moskau nun vor, in den vergangenen Tagen die Passage von Schiffen auf dem Korridor für Schiffe aus Häfen bei Odessa blockiert zu haben. "Russland führt sich so auf, als ob ihnen das gesamte Schwarze Meer gehört", sagte der ukrainische Präsident in Istanbul.

Selenskyj verweist auf globale Lebensmittelsicherheit

Es seien daher mehr Anstrengungen nötig, die "aggressiven Ambitionen" Moskaus zu beschränken. Selenskyj warnte: "Von unserer Zusammenarbeit hängt die Lebensmittelsicherheit vieler Völker in Afrika, Asien und Europa ab." Es sei sehr wichtig, dass der Welt dabei geholfen werde, dem Hunger zu widerstehen.

Zum Video: Erdoğan für eine Aufnahme der Ukraine in die Nato

Der türkische Präsident Erdogan hat in Istanbul den ukrainischen Präsidenten Selenskyj getroffen.
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Der türkische Präsident Erdogan hat in Istanbul den ukrainischen Präsidenten Selenskyj getroffen.

Mit Informationen von dpa und AFP

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