Bei dem zweiten schweren Busunglück in Deutschland binnen weniger Tage sind auf der Autobahn 44 in Nordrhein-Westfalen 21 Menschen verletzt worden - einer von ihnen schwer, aber nicht lebensgefährlich. In der Nacht zum Freitag verunglückte eine Reisegruppe mit Schülern eines Berufskollegs aus Warburg an der Grenze zu Hessen.
Sie waren auf dem Rückweg von einem Ausflug nach England. Ihr doppelstöckiger Reisebus kam bei Werl von der Autobahn ab, fuhr in eine Böschung und stürzte auf die Seite.
Busunglück: Nach ersten Erkenntnissen medizinischer Notfall
Nach ersten Erkenntnissen der Polizei war dem Unfall ein medizinischer Notfall des 53-jährigen Busfahrers vorausgegangen. Andere Fahrzeuge seien nicht an dem Unfall beteiligt gewesen. Insgesamt wurden nach Angaben der Polizei 21 Insassen verletzt, davon einer schwer, aber nicht lebensgefährlich. Rettungswagen brachten die Verletzten in umliegende Krankenhäuser. Die übrigen 39 Insassen blieben unverletzt.
Feuerwehr und Polizei waren mit einem Großaufgebot vor Ort. Auch der Busfahrer wurde medizinisch versorgt. Äußerlich wurde der Fahrer den Angaben zufolge durch den Unfall nicht verletzt, obwohl die Windschutzscheibe des Busses zerstört worden war. Hinweise auf Alkoholkonsum oder Drogen gebe es nicht, sagte ein Polizeisprecher. Es werde in alle Richtungen ermittelt.
Gegen Leitplanke geprallt und umgekippt
Der Bus war nach ersten Erkenntnissen der Polizei nach rechts von der Fahrbahn abgekommen. Dort sei er gegen die aus dem Boden ragende Schutzplanke geprallt und an der Böschung auf die Seite gestürzt. Ein Unfallaufnahmeteam habe bis zum frühen Freitagmorgen am Unfallort gearbeitet, sagte ein Polizeisprecher. Die Spuren würden nun ausgewertet.
Die Polizei stellte den schwer beschädigten Doppeldecker sicher und ließ ihn abtransportieren. Die Fahrbahn in Richtung Kassel war zwischen den Anschlussstellen Unna und Werl stundenlang gesperrt und wurde am Vormittag wieder freigegeben.
Das zweite schwere Busunglück innerhalb von wenigen Tagen
Schon am Mittwochmorgen war ein Doppeldecker-Reisebus auf der A9 bei Leipzig von der Fahrbahn abgekommen und auf die Seite gestürzt - allerdings mit ungleich schlimmeren Folgen: Vier Menschen kamen ums Leben, 35 Insassen wurden verletzt, sechs von ihnen schwer. Wie bei dem Unglück in NRW waren auch hier nach bisherigen Erkenntnissen keine anderen Fahrzeuge beteiligt.
Bei dem Unfall auf der A9 war ein Doppelstock-Bus des Reiseunternehmens Flixbus mit 52 Fahrgästen und zwei Fahrern in den Grünstreifen gerast und auf die Seite gekippt. Gegen den 62-jährigen Fahrer wird wegen fahrlässiger Tötung und fahrlässiger Körperverletzung ermittelt.
Busse trotzdem sicherer als Autos
In den vergangenen Jahren gab es in Deutschland immer wieder schwere Reisebusunfälle. Dennoch zählen Busse zu den relativ sicheren Verkehrsmitteln. Der Unfallstatistik zufolge sind sie vergleichsweise selten in Verkehrsunfälle mit Personenschaden involviert. "Dennoch sind Fälle, in denen es zu Unfällen kommt, oft dramatisch, weil die Zahl der Betroffenen hoch sein kann", sagte ein Sprecher des ADAC.
Der Unfallforscher Henrik Liers von der TU Dresden erinnert in der "Leipziger Volkszeitung" (Samstag) daran, dass man darüber nachdenken sollte, ob in Bussen nicht eine Anschnallpflicht gelten sollte (extener Link, möglicherweise Bezahlinhalt).
2022 kamen den Angaben zufolge bei Busunfällen innerhalb und außerhalb von Ortschaften insgesamt acht Menschen ums Leben - eine im langjährigen Vergleich nicht ungewöhnliche Zahl.
Dieser Artikel wird bei Vorliegen neuer Erkenntnisse weiter aktualisiert.
Mit Informationen von dpa
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