Der frühere Diplomat Michael Steiner plädiert dafür, im Konflikt mit der Ukraine jetzt nach vorn zu schauen. Im Interview mit der Bayern 2-radioWelt sprach Steiner von einem unabgestimmten Besuchswunsch von Bundespräsident Steinmeier:
"Das Ganze hätte man wohl vermeiden können. Das wird sich auch wieder einrenken. Aber jetzt ist nicht die Zeit für Befindlichkeiten." Michael Steiner
Steiner verteidigte das Vorgehen der Ukraine: Das Land sei durch einen "brutalen Angriffskrieg" in seiner Existenz bedroht. Fakt sei, dass die deutsche Ostpolitik "spätestens seit 2014 bis zum Februar dieses Jahres auf der falschen Seite der Geschichte stand", so Steiner.
Fatale Energieabhängigkeit von Russland
Steiner verwies auch auf die Geschäfte mit russischem Gas, mit denen man "in grotesker Energieabhängigkeit" das Putin-Regime de facto mitfinanziert habe: Bundespräsident Steinmeier stehe gerade in der Ukraine für diese Politik.
Steiner räumte ein, dass durch den abgesagten Steinmeier-Besuch ein gewisser Schaden entstanden sei, betonte jedoch auch:
"Wir sollten uns nicht auf Nebenkriegsschauplätze begeben. Es geht darum, dass wir zusammen mit unseren Partnern - auch in unserem ureigensten Interesse - die Ukraine in ihrem Widerstand und ihrem Kampf um Freiheit unterstützen müssen. Wir dürfen uns jetzt nicht wieder spalten lassen." Michael Steiner
Der russische Präsident Putin, den Steiner in seiner Zeit als außenpolitischer Berater von Ex-Kanzler Gerhard Schröder kennengelernt hatte, sei ihm von Anfang an suspekt gewesen. "Das war ein großer Verführer, er war sehr geschickt, er wusste, was die Leute hören wollten. Aber ich empfand ihn als unsauber", sagte Steiner.
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