Am Todestag des mächtigen iranischen Generals Ghassem Soleimani sind in dessen Heimatstadt Kerman bei zwei Explosionen mindestens 95 Menschen in den Tod gerissen worden. Das teilte Gesundheitsminister Bahram Eynollahi mit, der damit die Opferzahlen nach unten korrigierte. Staatsmedien hatten die Zahl der Todesopfer zuvor mit 103 angegeben.
Immer noch befänden sich rund 30 Patienten im kritischen Zustand, sagte der Minister. Insgesamt wurden laut Eynollahi 211 Menschen verletzt.
Chamenei kündigt scharfe Reaktion an
Irans Regierung sprach von einer Terrorattacke. Es war der tödlichste Anschlag in der rund 45-jährigen Geschichte der Islamischen Republik. Die Regierung ordnete für Donnerstag Staatstrauer an. Der Hintergrund für die Explosionen in Kerman war zunächst unklar. Bislang reklamierte keine Gruppe den mutmaßlichen Anschlag für sich. Terrorangriffe mit diesem Ausmaß sind im Iran äußerst selten.
Irans Staatsoberhaupt Ajatollah Ali Chamenei kündigte eine scharfe Reaktion an. "Sie sollen wissen, dass diese katastrophale Tat eine harte Antwort nach sich ziehen wird, so Gott will", sagte der Religionsführer laut einer Mitteilung, die in den Staatsmedien veröffentlicht wurde. Den Opfern und Familien sprach der 84-Jährige sein Mitgefühl aus.
Soleimani bei Drohnenangriff 2020 getötet
Kerman ist die Heimat von Ghassem Soleimani, dem früheren Kommandeur der Auslandseinheiten der iranischen Revolutionswächter (IRGC). Der General war bei einem vom damaligen US-Präsidenten Donald Trump angeordneten Drohnenangriff am 3. Januar 2020 nahe Bagdad getötet worden. Von systemtreuen Regierungsanhängern wird Soleimani als Märtyrer verehrt. Bei seiner Beerdigung kam es damals zu einer Massenpanik mit mehr als 50 Toten.
Auch am Mittwoch pilgerten Menschenmassen durch die Straßen von Kerman zu Soleimanis Grab, das sich in einer Moschee befindet. Nur wenige Hundert Meter entfernt sollen sich die Explosionen ereignet haben. In einem live im Staatsfernsehen übertragenen Ausschnitt waren ein Knall und Schreie zu hören. In den Videos war zu sehen, wie Panik ausbrach und Menschen vom Ort der Explosionen flüchteten.
Video: Viele Tote bei Explosionen im Iran
Bislang kein Bekenntnis zu Anschlag
Reporter der Staatsagentur Irna sprachen von einem "entsetzlichen Geräusch einer Explosion". Während einer Live-Schalte einer Reporterin des Staatsfernsehens waren Retter zu sehen, die mit Verletzten im Hintergrund in ein Krankenhaus eilten. Bilder von den Anschlagsorten zeigten blutüberströmte Gehwege, beschädigte Fahrzeuge und zerfetzte Kleidungsstücke. Sicherheitskräfte sperrten den Pilgerort ab. Krankenhäuser wurden in Alarmbereitschaft versetzt.
Wer für den Anschlag verantwortlich sein könnte, ist bislang unklar. Der Iran hat eine Reihe von Feinden, die infrage kommen könnten, darunter Exilorganisationen, extremistische Gruppen und Akteure aus anderen Staaten. Der Iran ist ein wichtiger Unterstützer militanter Gruppen in der Region wie der Hamas, der Hisbollah im Libanon und den Huthi-Rebellen im Jemen.
Vor mehr als einem Jahr hatte die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) einen Anschlag auf ein schiitisches Heiligtum in der Kulturmetropole Schiras für sich reklamiert. Bei der Attacke im Oktober 2022 kamen mehr als ein Dutzend Menschen ums Leben.
Rede von Hisbollah-Chef erwartet
Anlässlich des Todestags Soleimanis wollte der Generalsekretär der libanesischen Schiitenorganisation Hisbollah, Hassan Nasrallah, am Mittwochabend eine Rede halten. Vor dem Hintergrund der Tötung eines Anführers der islamistischen Hamas im Libanon wurde die Rede mit Spannung erwartet. Es gibt Sorgen, dass der gewaltsame Tod von Saleh al-Aruri, Vize-Leiter des Politbüros der Hamas, zu einer weiteren Eskalation des Konflikts mit Israel führen könnte.
Die mit der Hamas verbündete Hisbollah, die als wichtigster nichtstaatlicher Verbündeter der Islamischen Republik gilt, hatte Vergeltung angekündigt.
Mit Informationen von Reuters, AP, AFP und ARD-Korrespondentin Karin Senz
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