Letztes TV-Duell zwischen Trump und Biden
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Finales TV-Duell Trump gegen Biden: Debatte statt Schreifest

Finales TV-Duell Trump gegen Biden: Debatte statt Schreifest

Beim zweiten und letzten TV-Duell zwischen Donald Trump und Joe Biden schafften die Kandidaten es, sich eine zivilisierte Debatte zu liefern. Schwerpunkt war der Umgang mit der Corona-Krise. Grobe Patzer leistete sich keiner der beiden.

Über dieses Thema berichtet: BR24 im Radio am .

Donald Trump und Joe Biden lieferten sich im zweiten und letzten TV-Duell vor der US-Wahl am 3. November eine für ihre Verhältnisse zivilisierte Debatte. Beim ersten Aufeinandertreffen unterbrach Präsident Trump seinen Kontrahenten Joe Biden und Moderator Chris Wallace noch insgesamt 128 Mal.

Um das zweite Duell erträglicher zu machen, hatte die Kommission für präsidiale Debatten in den USA den Stummschaltknopf eingeführt: Dieser kam zu Beginn jedes Themenblocks zum Einsatz, als die Kandidaten zwei Minuten Zeit hatten, ihre Haltung darzulegen.

Das half. Und selbst nach den zwei Minuten schafften es die Kandidaten in den meisten Fällen, sich ausreden zu lassen. Auf heftige Angriffe verzichteten die Kandidaten deswegen allerdings nicht.

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Um diese Wahlkampf-Themen ging es

Moderatorin Kristen Welker hatte vorab sechs Themenbereiche festgelegt: die Corona-Krise, amerikanische Familien, Ethnien in Amerika, Klimawandel, innere Sicherheit und Führung. Besonders beim Thema der Pandemie-Bekämpfung lieferten sich beide einen längeren Schlagabtausch.

Biden über Trumps Corona-Politik: "Er hat keinen Plan"

Trump verteidigte sein Vorgehen in der Corona-Krise. "Ich übernehme die volle Verantwortung. Es ist nicht meine Schuld, dass es herkam, es ist Chinas Schuld." Er sieht den Wendepunkt in der Pandemie in den USA schon erreicht. Zudem kündigte er abermals einen baldigen Impfstoff an, "innerhalb von Wochen" solle dieser kommen.

Biden warb indes mehrfach für das Tragen von Masken. Der Demokrat attackierte Trump wegen dessen Corona-Politik vehement, warf ihm vor, immer noch keinen Plan zu haben und erklärte: "Wer für so viele Tote verantwortlich ist, sollte nicht Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika bleiben."

Die Zahl der Neuinfektionen in den USA stieg zuletzt wieder auf rund 60.000 pro Tag an. Rund 223.000 Menschen sind bislang in Folge von Covid-19 gestorben - mehr als in jedem anderen Land der Welt.

Trump wirft Biden-Familie Korruption vor

Beim Thema innere Sicherheit warfen sich die Kandidaten gegenseitig vor, von anderen Ländern beeinflusst zu werden. Über Bidens Brüder sagte Trump: "Sie sind wie Staubsauger, die Geld einsammeln". Zudem warf er Biden vor, dreieinhalb Millionen US-Dollar von Russland bekommen zu haben - etwas, das Biden als "Schwachsinn" bezeichnete. "Ich habe niemals in meinem Leben einen Penny von einer ausländischen Quelle angenommen", entgegnete er.

Auch die Rolle von Bidens Sohn Hunter kam erneut zur Sprache. Trump attackierte dessen Arbeit in der Ukraine erneut. Joe Biden wiederholte, dass sein Sohn nichts Unrechtes getan habe. Umgekehrt warf er Trump vor, abhängig von China zu sein. Zudem kritisierte er Trump, weil der nach wie vor seine Steuererklärungen nicht veröffentlicht hat: "Was haben Sie zu verbergen?", fragte er in Richtung Trump.

Streit um Krankenversicherung

Trump wiederholte seine Forderung, Obama-Care abzuschaffen. Biden dagegen versprach, die unter Obama eingeführte Krankenversicherung um eine "public option", also die Möglichkeit einer staatlichen Versicherung, zu ergänzen. Trumps Vorwurf, er wolle "ein sozialistisches Gesundheitssystem" einführen, sei "absurd".

Trump verteidigt bei TV-Duell seine umstrittene Migrationspolitik

Seine harte Migrationspolitik verteidigte Trump. Moderatorin Welker sprach ihn auf Medienberichte an, wonach infolge seiner Null-Toleranz-Politik an der Grenze zu Mexiko im Sommer 2018 immer noch mehr als 500 Kinder von ihren Eltern getrennt seien. Trump sagte, diese Kinder seien von Migranten dafür missbraucht worden, illegal in die USA zu kommen. Er verwies auf die Mauer, die er an der Grenze bauen lässt, und sagte: "Wir haben jetzt eine stärkere Grenze als je zuvor."

Biden warf Trump vor, die Kinder beim Grenzübertritt als Abschreckungsmaßnahme von ihren Eltern getrennt haben zu lassen. Kinder von Eltern zu trennen, "verstößt gegen jede Auffassung davon, wer wir als Nation sind". Trumps Null-Toleranz-Politik bei illegaler Einwanderung über die Grenze aus Mexiko führte im Sommer 2018 zur Trennung von zahlreichen Kindern von ihren Eltern. In Bezug auf die verschiedenen Ethnien im Land erklärte Biden: "Es ist eine Tatsache, dass es in den USA strukturellen Rassismus gibt."

Unterschiede beim Thema Klimawandel deutlich

Biden reagierte während der Debatte mehrfach mit ungläubigem Lachen, unter anderem als Trump davon sprach, dass Windräder "teuer sind und alle Vögel töten". Der Herausforderer betonte dagegen: "Der Klimawandel, die Erderwärmung sind die nächste existenzielle Bedrohung für die Menschheit." Er werde deshalb dem Klima-Abkommen von Paris wieder beitreten, aus dem die USA unter Trump ausgetreten waren.

Wie schlug sich Donald Trump?

Trumps Berater sollen dem Präsidenten vor dieser Debatte geraten haben, Biden nicht andauernd zu unterbrechen. Daran hielt sich Trump über weite Strecken. Er landete ein paar Treffer gegen Biden, so beispielsweise wegen dessen Beteiligung an einem Gesetz im Jahr 1994, das viele Afro-Amerikaner in den USA anschließend ins Gefängnis brachte. Er warf Biden vor, dass er nur rede und nicht handele. Sonst hätte er in seiner Zeit als Senator und als Vize-Präsident mehr auf dem Weg gebracht.

Für Faktenchecker lieferte Trump wieder einiges an Potenzial: So behauptete er, dass Experten davon ausgingen, dass in den USA 2,2 Millionen Menschen wegen des Corona-Virus sterben würden - und dass die aktuelle Todeszahl deswegen positiv zu bewerten sei. Die Zahl wurde aber lediglich in einem Worst-Case-Szenario genannt. Er verkündete auch erneut, dass das Coronavirus bald "verschwinden" werde und die Pandemie schon bald zu Ende sei. In Sachen Außenpolitik behauptete er, dass seine Korea-Politik Millionen Menschen das Leben gerettet habe.

Manche seiner Äußerungen dürften die Zuschauer irritiert haben. So erklärte Trump gegenüber Moderatorin Welker, die schwarz ist: "Ich bin der am wenigsten rassistische Mensch in diesem Raum". Zudem erklärte er erneut: "Niemand hat mehr für Schwarze getan als Donald Trump". Ein bisschen schränkte er noch ein: "Vielleicht Abraham Lincoln noch."

Wie schlug sich Joe Biden?

Biden liegt in den Umfragen deutlich vor Trump. Sein Ziel dürfte es daher sein, seinen Vorsprung zu halten. Biden wirkte über weite Strecken sicher, verhaspelte sich für seine Verhältnisse nur wenig.

Ein paar merkwürdige Aussagen traf er dennoch. Bezogen auf Trumps Verhältnis zu Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un: "Wir hatten ein gutes Verhältnis mit Hitler, bevor er Europa überfiel." Er nannte Trump einmal Abraham Lincoln, weil Trump sich vorher mit diesem verglichen hatte. Ob das ein Versprecher oder ein Witz war, wurde nicht sofort klar.

Zum Ende der Debatte blickte Biden auf seine Uhr. Der Republikaner Rick Santorum machte sich nach dem Duell darüber auf CNN lustig und wertete es als Zeichen, dass Biden das Ende der Debatte herbeisehnte.

Moderatorin hatte Debatte unter Kontrolle

Das TV-Duell fand auf dem Gelände der Belmont-Universität in Nashville statt. NBC-Journalistin Kristen Welker moderierte das finale Aufeinandertreffen der Kandidaten. Trump nannte sie in den letzten Tagen "schrecklich", "extrem parteiisch" und eine "radikale, linke Demokratin". In der Debatte lobte er Welker allerdings: "Bisher respektiere ich sehr, wie Sie das hier handhaben, muss ich sagen". Welker hatte die Debatte weitaus besser im Griff als Chris Wallace beim ersten TV-Duell.

Debatte dürfte wenig Auswirkungen auf Wahl haben

Neue Argumente gab es allerdings kaum zu hören. Beide Kandidaten lieferten sich ein Duell ohne groben Patzer. Hinzu kommt: Fast 50 Millionen US-Amerikaner haben bereits abgestimmt. Der Anteil der verbliebenen Wähler, der noch unentschlossen ist, ist laut Umfragen verhältnismäßig gering.

Die Wahl findet in elf Tagen am 3. November statt. Eine zweite Debatte war ausgefallen, weil Trump nach seiner Corona-Infektion ein virtuelles Format ablehnte. Stattdessen gab es zwei parallel laufende Townhall-Veranstaltungen, bei denen sich die Kandidaten den Fragen von Bürgern stellten.

Christian Schmidt (CSU) Mitglied des Bundestages und Präsident Deutsch-Atlantische Gesellschaft
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Christian Schmidt (CSU) Mitglied des Bundestages und Präsident Deutsch-Atlantische Gesellschaft

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