Es sind Zehntausende Männer, die seit der Teilmobilmachung für den Ukraine-Krieg aus Russland geflohen sind. An vielen Grenzen bildeten sich in den vergangenen Tagen lange Autoschlangen. Finnland schloss am Freitag nun seine Grenze für Russen ohne Touristenvisum. Damit entfällt eine der letzten leicht zugänglichen Ausreisemöglichkeiten ins westliche Ausland für russische Männer, die sich der Einberufung zum Militär entziehen wollen.
Finnische Grenze für Russen ohne Touristenvisum geschlossen
Der öffentlich-rechtliche Sender YLE berichtete, unter den letzten Einreisenden seien zwei Radfahrer gewesen, die kurz vor 23 Uhr an einem der größten Grenzübergänge eintrafen. Finnland hat von allen EU-Mitgliedern die längste Landgrenze mit Russland.
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Russische Staatsbürger können weiterhin nach Finnland aus familiären Gründen ausreisen, ebenso für Studium und Arbeit. Dissidenten können aus humanitären Gründen um Aufnahme bitten. Finnland hatte bereits am 1. September aus - wie es hieß - Solidarität mit der Ukraine die Zahl der ausgegebenen Touristenvisa auf ein Zehntel der bisherigen Zahl gekürzt. Die große Zahl an russischen Touristen sieht die Regierung als Gefährdung für ihre internationalen Beziehungen und der Sicherheit.
Norwegen kontrolliert verstärkt Grenze
Auch Norwegen behält seine Grenze zu Russland nun intensiver im Auge. Man kontrolliere die norwegisch-russische Grenze nun stärker und erhöhe das Bereitschaftsniveau, teilte das norwegische Justizministerium am Freitag mit. Die Mobilisierung in Russland und ein mögliches Ausreiseverbot für russische Staatsbürger erhöhe das Risiko illegaler Grenzübertritte. Am Freitag sollte deshalb ein Polizeihubschrauber in der Region stationiert werden, um mögliche rechtswidrige Übertritte besser im Blick behalten zu können.
Die norwegische Regierung hatte es russischen Staatsbürgern im Zuge des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine bereits im Mai erschwert, Visa zu erhalten. Die Lage könnte weiter verschärft werden: "Wir werden die Grenze schnell schließen, sollte das notwendig werden", warnte Justizministerin Emilie Enger Mehl.
Hilfen für Russen, die seit Tagen in der Schlange stecken
Auch nach Georgien ist die Lage angespannt. Die Nordkaukasus-Region Nordossetien an der Grenze zu Georgien rief einen hohen Alarmzustand aus und erklärte, Lebensmittel, Wasser, Möglichkeiten zum Aufwärmen und andere Hilfe sollten für jene herbeigeschafft werden, die bereits Tage in der Schlange zugebracht haben. Freiwillige auf der georgischen Seite der Grenze brachten ebenfalls Wasser, Decken und andere Hilfen.
Proteste in Georgien
Doch nicht alle heißen die Russen mehreren Berichten zufolge willkommen. Giga Lemonjawa von der georgischen Partei Droa sagte, die Flüchtenden bedrohten die Sicherheit und die Wirtschaft Georgiens. Eine Demonstrantin, Helen Choschtaria, twitterte: "Wir haben heute einen Protest an der Grenze organisiert, damit die ankommenden Russen wissen, wie wir über ihre 'russische Welt' denken."
Lange Schlangen auch Richtung Kasachstan
Lange Schlangen gab es derweil auch an der Grenze mit Kasachstan, das in der vergangenen Woche fast 100.000 Russen aufnahm. Russland hat Landgrenzen mit 14 Ländern. Berichten zufolge richtete Moskau an Grenzübergängen Einberufungsbüros ein, um einige Männer noch abzufangen.
Obwohl Putin erklärt hat, die Mobilmachung sei "teilweise" und ziele auf etwa 300.000 Männer mit Militärerfahrung ab, befürchten viele Russen, dass sie doch breiter und willkürlicher erfolgen wird. Es gibt zahlreiche Berichte über Männer ohne militärische Ausbildung und aus allen Altersgruppen, die Einberufungsbefehle erhalten haben sollen.
Litauens Ex-Staatschef: Kriegsdienstverweigerer könnten Waffe sein
Litauens früheres Staatsoberhaupt Vytautas Landsbergis warnte unterdessen davor, dass fliehende Russen möglicherweise zur Destabilisierung ihrer Gastländer eingesetzt werden könnten. "Jetzt fliehen sie an einen sichereren Ort, aber die Frage ist, ob diese Massenflucht nicht auch geplant und eine weitere hässliche Waffe ist", sagte er am Donnerstag im Radio.
Innerhalb der EU gibt es bislang keine gemeinsame Linie über den Umgang mit russischen Kriegsdienstverweigerern, die ihre Heimat verlassen wollen. Während Deutschland auf eine einheitliche Position dringt, lehnt Litauen etwa die Aufnahme dieser Menschen strikt ab. "Die Russen sollten bleiben und kämpfen. Gegen Putin", schrieb Außenminister Gabrielius Landsbergis auf Twitter.
Mit Material von dpa und AP.
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