Sogenannte Raumluftreiniger oder Entkeimungsgeräte stehen gerade hoch im Kurs. Mit entsprechenden Filtern ausgestattet, können sie in Innenräumen Viren aus der Luft filtern. Für Schulen wird die Anschaffung diskutiert, um in schlecht zu lüftenden Klassenzimmern das Ansteckungsrisiko zu senken. Auch Hersteller werben massiv für die Geräte. Lohnt sich die Anschaffung für Büro oder Wohnzimmer?
Viren verbreiten sich in Räumen vor allem dadurch, dass sie an Tröpfchen und Aerosole gebunden sind, die beim Sprechen, Husten, Singen und Atmen entstehen. Je mehr virenhaltige Aerosole in der Raumluft sind, desto höher ist die Gefahr, sich anzustecken. Denn ein einzelnes Virus reicht nicht, um einen Menschen krank zu machen. Erst wenn der Körper einer bestimmten Menge von Viren ausgesetzt ist, kann sich ein Mensch infizieren. Ist eine infizierte Person in einem ungelüfteten Raum, sammeln sich über die Zeit virenhaltige Aerosole in der Raumluft an.
Viren raus, frische Luft rein
Deswegen ist es überall, wo sich mehrere Menschen in einem Raum aufhalten, wichtig, regelmäßig für frische Luft zu sorgen. Im Büro, im Wartezimmer oder auch zu Hause, wenn eine befreundete Familie zu Besuch ist. Wer regelmäßig lüftet, tauscht die virenbelastete Luft gegen frische Luft von außen aus und senkt die Virenkonzentration im Raum.
Wenn sich Fenster nicht gut öffnen lassen, dann können Raumluftreiniger als Ergänzung dazu kommen. Allerdings betonen Experten vom Umweltbundesamt genauso wie Arbeitsmediziner: Mobile Raumluftreiniger sind kein Allheilmittel. Zwar ist unter Laborbedingungen nachgewiesen, dass professionelle Geräte mit leistungsfähigen Filtern die Konzentration virenhaltiger Aerosole schon innerhalb von sechs bis 15 Minuten halbieren können. "Die Wirksamkeit einer Lüftung hängt von der Durchströmung des Raumes ab", betont jetzt nochmal die Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung DGUV, der Spitzenverband der Gesetzlichen Berufsgenossenschaften.
Deckenbalken und Möbel behindern Raumluftreiniger
Damit ein Raumluftreiniger die gesamte Luft in einem Raum ansaugen und filtern kann, ist es wichtig, dass die Luft im Raum frei zirkulieren kann. In Räumen mit vielen großen Möbeln, Balken an der Decke oder raumteilenden Lampen kann es sein, dass die Luft in unterschiedlichen Kreisläufen zirkuliert und der Raumluftreiniger nicht die gesamte Luft erreicht. Dann müssen unter Umständen mehrere Entkeimungsgeräte aufgestellt werden.
Gereinigtes Luftvolumen pro Stunde
Außerdem muss die Leistung des Geräts auf die Zimmergröße abgestimmt sein. Es muss die Luft im Zimmer pro Stunde mehrmals komplett durchsaugen. Am besten sechs Mal pro Stunde, so eine Empfehlung aus Studien der Universität der Bundeswehr. Bei einem 20-Quadratmeter-Zimmer mit zweieinhalb Metern Deckenhöhe bedeutet das: Das Gerät muss mindestens 300 Kubikmeter Luft pro Stunde durchschleusen. In den technischen Daten ist das unter dem Stichwort "Volumenstrom" festgehalten.
Zu grobe Filter schaden mehr als sie nutzen
Ganz wichtig sind schließlich die richtigen Filter: Nur ein sogenannter HEPA 13- oder HEPA 14-Filter schafft es, die winzigen Aerosole herauszufiltern, auf denen Viren durch die Zimmerluft reisen. Stellt man ein Gerät mit gröberen Filtern in den Raum, kann das sogar kontraproduktiv sein: Statt virenhaltige Aerosole zu beseitigen, verteilt es sie besonders gleichmäßig im Raum.
Warnung vor Billig-Geräten
Insgesamt gilt: Normalerweise arbeiten nur Profi-Geräte effektiv genug, um die Virenkonzentration in Zimmern effektiv zu senken. Nicht aber die preiswerten Luftreiniger-Modelle, die dutzendweise in Baumärkten oder Onlineshops angeboten werden.
Diese verfügen weder über die richtigen Filter noch sind sie leistungsfähig genug, was die Menge der gereinigten Luft pro Stunde angeht. Professionelle Luftreiniger (wie sie zum Beispiel in Laboren oder im medizinischen Bereich eingesetzt werden) sind teuer, schon Geräte für kleine Räume kosten mehr als 2.000 Euro.
Luftreiniger ersetzen nicht das Lüften
Wer sich so ein Gerät anschafft, muss wissen: Lüften muss man trotzdem regelmäßig. Denn die verbrauchte, CO2-haltige Luft muss gegen Frischluft ausgetauscht werden. Auch ist Lüften wichtig, um Schimmelbildung vorzubeugen.
Sowohl Arbeitsmediziner als auch das Umweltbundesamt betonen: Die wichtigste Maßnahme, um das Ansteckungsrisiko zu senken, ist ausreichend Frischluftzufuhr. Wo keine fest installierte Raumlüftung eingebaut ist, am besten durch regelmäßiges Stoßlüften: mindestens einmal pro Stunde drei bis zehn Minuten die Fenster öffnen. Wenn mehrere Personen im Raum sind, alle 20 Minuten.
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