Eine Frau geht durch die Tür der evangelischen Sankt-Petri Kirche.
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Frieden kriegen? Die Weihnachtsbotschaft der Kirchen

Frieden kriegen? Die Weihnachtsbotschaft der Kirchen

Die Weihnachtsbotschaft ist eine Friedensbotschaft. "Friede auf Erden", verspricht der Engel im Weihnachtsevangelium den Hirten. Deshalb stehen der Krieg in der Ukraine und die Hoffnung auf Frieden im Zentrum der Weihnachtsbotschaft in diesem Jahr.

Über dieses Thema berichtet: Bayern 2 am Feiertag am .

Es ist eine Kirche im Exil, für die Bohdan Dzyurakh zuständig ist. Er ist der Bischof der katholischen Ukrainer in Deutschland. Seine Gemeinde ist in München, seine Gedanken sind in der Ukraine, "wo so viele Menschen am Rande des Überlebens stehe, weil durch ständige russische Bombardierung zivile Infrastruktur angegriffen und zerstört wird. Sehr viele sind durch Hunger und Kälte bedroht."

Ukraine - von Weihnachtsfrieden keine Spur

Die ukrainische Gemeinde in Deutschland organisiert Hilfslieferungen in die Kriegsgebiete: Wärmflaschen und Schlafsäcke. Bischof Dzyurakh hat die katholischen Bischöfe in Deutschland gebeten, Generatoren zu finanzieren, damit die Menschen bei Stromausfall ihre Handys aufladen können. In der Ukraine und in Russland beginnt Weihnachten mit dem Heiligen Abend am 6. Januar, also zwei Wochen später als in der westlichen Tradition. Von Weihnachtsfrieden keine Spur.

Deshalb appelliert der evangelische Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm, zwischen den beiden Weihnachtsfesten die Waffen ruhen zu lassen: "Ein Waffenstillstand in dieser Zeit kann Zeit zum Nachdenken geben, kann Zeit zur Besinnung geben, Zeit miteinander ins Gespräch zu kommen. Und es wäre ein starkes Zeichen, wenn diese Tradition der Christenheit auch hier dazu beitragen könnte, dass die schreckliche Gewalt in der Ukraine endlich überwunden wird."

Marx: "Krieg ist immer eine Niederlage der ganzen Menschheit"

In seiner Weihnachtsbotschaft fordert Bedford-Strohm zu Gesprächen auf. Es brauche beides: die Unterstützung der Ukraine bei der Verteidigung ihres Landes und die Kommunikation zwischen den verschiedenen Seiten "auf allen nur möglichen Kanälen". Kardinal Reinhard Marx, Erzbischof von München und Freising, sieht die Kirchen in der Pflicht. Sie müssten deutlich machen: "Krieg ist immer eine Niederlage der ganzen Menschheit."

"Also die Friedensbotschaft, Respekt vor jedem Menschen – das ist etwas, was wir sagen müssen. Und eben: die Hoffnung", so Marx. Er ergänzt: "Wir wissen, die Kräfte des Friedens sind am Ende stärker. Nicht die Waffen werden einen langfristigen, dauerhaften Frieden erreichen."

Nur noch 15 Prozent der Gläubigen plant Gottesdienstbesuch

Doch die Bischöfe haben Mühe, mit ihrer Botschaft durchzudringen. Wie ihnen Umfragen kurz vor Weihnachten bescheinigen, stecken beide Kirche in einer tiefen Krise. Laut Bertelsmann-Stiftung denkt jedes vierte Kirchenmitglied in Deutschland über einen Austritt nach. Und nur noch 15 Prozent der Mitglieder planen einen Gottesdienst Besuch an Weihnachten, so die "Weihnachtsstudie" der Bundeswehr-Universität.

Bedford-Strohm: Weihnachten ist "mehr als Geschenke und gutes Essen"

"Wir werden sehen, wie viele Menschen an Weihnachten in die Gottesdienste kommen. Ob es einen Entwöhnungseffekt durch die Pandemie gibt. Oder ob die Menschen spüren, dass Weihnachten mit gutem Essen, Lichtern am Christbaum und Geschenken sehr schön ist, aber nicht ausreicht, dass das eigentliche Weihnachten noch tiefer liegt", gibt der bayerische Landesbischof zu bedenken.

Der katholische Erzbischof von München, Reinhard Marx, warnt die Kirchen davor, sich nur um sich selbst, um Krisen und Reformen zu drehen: "Da hoffe ich sehr, dass sich beide Kirchen wieder auf den Weg machen und die Menschen spüren, hier ist eine Botschaft, die für uns alle wichtig ist. Das ist der eigentlich Punkt: Wir dürfen unsere Sendung nicht vergessen, wir dürfen den Platz nicht räumen und uns nur um uns selber drehen."

In seiner Weihnachtsbotschaft ruft Marx deshalb trotz der Diskussion um die sinkende Kirchenbindung dazu auf, Weihnachten als "Fest der Hoffnung und des Lebens lebendig zu halten". Und diese Hoffnung verbindet der Münchner Erzbischof in diesem Jahr vor allem mit dem Krieg in der Ukraine. Schließlich sei Weihnachten das "Fest der gewaltlosen Veränderung der Welt".

Kurschus verweist auf Notlage von Kinderkliniken

Ein anderes Thema greift die Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Annette Kurschus, auf. In ihrer Weihnachtsbotschaft macht sie auf die aktuellen Notstände in Kinderkliniken aufmerksam. "Alle, die beten möchten, mögen beharrlich für die Eltern beten, die kein Bett für ihre Kinder finden", schreibt sie in dem am Donnerstag veröffentlichten Text. "Alle, die spenden wollen, mögen es für Familien tun, die am Limit sind."

Kurschus verweist darauf, dass Gott an Weihnachten als hilfsbedürftiges Kind zur Welt gekommen und auch die Heilige Familie keine heile Familie sei. Alle Familien, die gegenwärtig mit dem Unheil ringen, seien Gott heilig, so die Theologin. "Und die Hirten, das sind für mich in diesem Jahr zum Beispiel die Ärztinnen und Ärzte, die an den Feiertagen ihre Praxen öffnen."

Ditib unterstreicht gesellschaftlichen Zusammenhalt

Die Türkisch-Islamische Union (Ditib) hat zum christlichen Weihnachtsfest die Bedeutung des gesellschaftlichen Miteinanders unterstrichen. "Vor allem an Zeiten wie Weihnachten, wo Werte wie Nächstenliebe und Mitgefühl besonders im Vordergrund stehen, erinnern wir uns an die Bedeutung des gesellschaftlichen Zusammenhalts", erklärte der größte deutsche Moscheeverband in seiner diesjährigen Weihnachtsbotschaft. Die aktuellen Krisen könnten nur gemeinsam überwunden werden und Religionsgemeinschaften komme hierbei eine besondere Aufgabe und Verantwortung zu, hieß es von der eng mit der türkischen Religionsbehörde verbundene Ditib.

Weltkirchenbünde betonen Liebe Gottes in Weihnachtsbotschaften

Die Weltkirchenverbände haben angesichts der globalen Krisen die Liebe Gottes in ihren Weihnachtsbotschaften betont. "Die Liebe Gottes in Christus gilt allen Menschen, ja der ganzen Schöpfung", erklärte der Ökumenische Rat der Kirchen (ÖRK) in Genf mit Blick auf den ersten Weihnachtstag am Sonntag.

In der vom geschäftsführenden ÖRK-Generalsekretär Ioan Sauca unterschriebenen Weihnachtsbotschaft heißt es: "Wir leben in einer Zeit der Angst und Sorge." Menschen würden sich angesichts des Klimanotstands fürchten. Eltern hätten die Angst, nicht mehr in der Lage zu sein, den eigenen Kindern etwas zu essen zu geben. Es herrsche die Furcht, dass militärische Auseinandersetzungen in einer nuklearen Katastrophe enden könnten. Angst führe zu vermehrter Hetze, zu einer Verbreitung von Verschwörungstheorien, Menschenrechtsverletzungen und Bedrohungen für die Demokratie, schreibt Sauca.

Der Lutherische Weltbund (LWB) forderte die Gläubigen dazu auf, immer zu versuchen, in ihren Mitmenschen ein Abbild Gottes zu sehen. LWB-Präsident Panti Filibus Musa erinnerte mit Blick auf Weihnachten an die Hungrigen und Verfolgten, die Geflüchteten und Gefangenen, an die Suchtkranken und Obdachlosen. Diese Menschen am Rand der Gesellschaft dürften nicht vergessen werden.

Jerusalems Kirchenführer beklagen "entmutigende Atmosphäre"

Junge Christen im Heiligen Land fühlen sich nach Worten von Jerusalems Kirchenführern angesichts vermehrter Angriffe und Einschränkungen zunehmend unwillkommen in ihrer Heimat. Viele verließen "die Region, um an Orte mit besseren Möglichkeiten zu gelangen, wodurch die christliche Präsenz weiter unter die winzige Minderheit von zwei Prozent der Gesamtbevölkerung sinkt", heißt es in der gemeinsamen Weihnachtsbotschaft von Patriarchen und Erzbischöfen der 13 in Jerusalem anerkannten christlichen Kirchen.

Zunehmende Angriffe auf freie Religionsausübung sowie auf Christen und christliches Eigentum hätten zu einer entmutigenden Atmosphäre beigetragen und zu einem Mangel an Hoffnung geführt, hieß es. Die Kirche biete diesen jungen Christen mit Gottesdiensten, Bildungs- und Gesundheitsdiensten, Pilgerzentren sowie Möglichkeiten für eine sinnvolle Beschäftigung weiterhin Trost und Unterstützung.

Mit Informationen von KNA und epd

Weihnachtsgottesdienst 2022.
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Weihnachtsgottesdienst 2022.

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