Deutschland hat die niedrigste Organspenderate in ganz Europa. Der gemeinnützige Verein Junge Helden e.V. aus München versucht, das zu ändern – mit einer Aufklärungskampagne und Tattoos. Das Design von "Opt.Ink": Ein Halbkreis, der mit einem weiteren Halbkreis zum ganzen Kreis wird. Die minimalistischen Formen sollen das Akronym für "Organ Donor", also Organ-Spender sein.
"Starkes Zeichen für die Organspende"
"Natürlich ist dieses Organspende-Tattoo ein Gesprächsstoff und darum geht es uns", sagt Anna Barbara von den Jungen Helden im Gespräch mit Bayern 3. "Uns geht es darum, dass die Organspende wieder mehr behandelt wird in der Öffentlichkeit, dass man darüber redet (...) und dass man eben ein starkes Zeichen setzen kann für die Organspende und sagen kann: Hier ist mein Tattoo. Das bedeutet: Ich stimme der Organspende zu und mir ist das wichtig und ich will das zeigen."
Aber: "Es empfiehlt sich immer, auch den Organspendeausweis auszufüllen zusätzlich zu dem Tattoo", sagte Anna Barbara. Und: Es sei wichtig, mit den Angehörigen über die Entscheidung zu sprechen, "denn sie werden immer gefragt, was die Entscheidung gewesen wäre".
Mehrere Tattoo-Studios tätowieren das Zeichen kostenlos
Auf der Website können sich Tattoo-Künstler eintragen, die das Symbol kostenlos stechen. Der Verein arbeitet nach eigenen Angaben mit Tattoo-Studios in ganz Deutschland zusammen, auch mehrere Tattoo-Studios in Bayern haben sich der Aktion angeschlossen. Für Menschen, die sich das Symbol stechen lassen wollen, ist dort auch eine Liste von teilnehmenden Tattoo-Studios zu finden. Die Kampagne wird von mehreren Prominenten unterstützt, zum Beispiel von Schauspieler Jürgen Vogel, Moderatorin Johanna Klum und Moderator Jan Köppen.
Wichtig sei in jedem Fall das Gespräch mit den Angehörigen, betont Barbara, auch wenn man sich zum Beispiel umentscheidet und doch nicht mehr Organspender sein möchte. "Man kann es (das Tattoo) natürlich auch wieder verändern, das macht man ja öfters bei Tattoos, dass man so ein Cover-up drüber macht, zur Not könnte man sich das auch weglasern."
DSO: Zusätzlich Organspendeausweis ausfüllen
Die Deutsche Stiftung Organtransplantation (DSO) begrüßt "jede Kampagne, die über Organspende aufklärt und die Menschen motiviert, sich mit diesem wichtigen Thema auseinanderzusetzen und eine Entscheidung zu treffen". Wo man diese Entscheidung dann dokumentiert, sollte jeder für sich selbst entscheiden.
Auch ein Tattoo könne ein Statement setzen für die Organspende und den Angehörigen im Falle eines Falles eine wertvolle Orientierung geben. "Die Entscheidung selbst ist aber in einem Organspendeausweis wesentlich differenzierter möglich, man kann zum Beispiel die Spende auf bestimmte Organe oder Gewebe beschränken, eine Vertrauensperson benennen und vor allem, man kann seine Entscheidung jederzeit ändern und bei Bedarf einfach einen neuen Organspendeausweis ausfüllen", so Birgit Blome, Bereichsleiterin Kommunikation bei der DSO. "Deswegen empfehlen wir, zusätzlich einen Organspendeausweis auszufüllen und – ganz wichtig – die Angehörigen zu informieren." Denn mit Angehörigen werde immer gesprochen, wenn nach Feststellung des irreversiblen Hirnfunktionsausfalls die Chance einer Organspende bestehe.
Lange Wartezeiten für Organe
Derzeit gilt in Deutschland die sogenannte Entscheidungslösung, bei der aktiv einer Organspende zugestimmt werden muss. In Deutschland sinkt die Zahl der Organspender. Vergangenes Jahr haben laut der Deutschen Stiftung Organtransplantation gerade mal 869 Menschen ein oder mehrere Organe gespendet – insgesamt knapp 2.800 Organe. Fast zehn Mal so viele Menschen, rund 8.500, stehen derzeit auf den Wartelisten für ein Organ. Davon kommen fast 1.200 Patienten aus Bayern, wie die internationale Organvermittlungsstelle Eurotransplant angibt.
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