Eine Karte der USA mit eingezeichneten Swing States
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Hier entscheidet sich die US-Wahl: Das sind die Swing States

Im Wahlkampf-Endspurt haben sich Trump und Biden vor allem auf eines konzentriert: Die Swing States - jene US-Staaten, in denen ein besonders enges Rennen erwartet wird. Um welche es dabei geht und wer laut Umfragen dort die besten Chancen hat.

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Das Rennen geht in die entscheidenden Stunden: Die USA wählen nach einem hitzigen Wahlkampf einen neuen Präsidenten. Der republikanische Amtsinhaber Donald Trump und sein demokratischer Herausforderer Joe Biden hatten auf den letzten Metern versucht, noch unentschlossene Wähler zu überzeugen.

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Dafür tourten die beiden Kandidaten vor allem durch die sogenannten Swing States. Das sind die Staaten, die bei Präsidentschaftswahlen mal republikanisch, mal demokratisch gewählt haben, und in denen deswegen ein enges Duell erwartet wird.

Fokus auf Swing States wegen des Wahlsystems

Der Fokus auf diese Regionen hat mit dem politischen System der USA zu tun. Der Präsident wird nicht direkt gewählt, sondern über Wahlleute. Und diese werden prinzipiell nach dem "Winner takes it all"-Prinzip vergeben. Hat ein Kandidat die Mehrheit in einem Staat, bekommt er alle Stimmen der Wahlleute.

Insgesamt sind 538 Stimmen zu vergeben – für eine Mehrheit braucht es 270. Für die sind die Kandidaten dort zuletzt unterwegs gewesen, wo das Rennen eng ist und nicht in Staaten, wo der Ausgang klar sein dürfte: Kalifornien für die Demokraten und Wyoming für die Republikaner, um nur zwei Beispiele zu nennen.

13 Staaten gelten 2020 als Swing States

Das renommierte Statistik-Portal "FiveThirtyEight" sieht bei dieser Wahl 13 Staaten als Swing States an: Arizona, Florida, Georgia, Iowa, Michigan, Nevada, New Hampshire, North Carolina, Ohio, Pennsylvania, Texas, Wisconsin und Virginia. Die genannten Umfrage-Ergebnisse beziehen sich auf die Daten des Portals "Real Clear Politics", das aus den zuletzt veröffentlichten Umfragen jeweils einen Durchschnitt errechnet.

Auf diese Staaten kommt es bei der Präsidentschaftswahl 2020 an:

Arizona

  • Anzahl Wahlleute: 11
  • 2016 gewann den Staat: Trump

Der Staat Arizona ging in den letzten Präsidentschaftswahlen an die Republikaner, zuletzt konnten die Demokraten ihn 1996 unter Bill Clinton gewinnen. Allerdings gehört der Grand Canyon State zu jenen Staaten, die bei der letzten Wahl trotz des Siegs der Grand Old Party (GOP) in der Tendenz nach links rückten: 2012 holten sie ihn noch mit über neun Prozentpunkten Vorsprung, 2016 unter Trump waren es nur noch etwas mehr als drei. Kein anderer Staat steht in dieser Weise für die innerparteiliche Opposition gegen Trump: Während große Teil der Republikaner sich treu hinter Trump stellten, taten es die GOP-Senatoren aus Arizona nicht. Jeff Flake kritisierte seinen Parteikollegen bis zu seinem Rückzug aus dem Senat 2019 mehrfach. Der inzwischen verstorbene John McCain machte nie einen Hehl aus seiner Abneigung gegenüber Trump und verhinderte im Senat auch dessen Versuch, Obamas Krankenversicherung zu kippen.

In den letzten Umfragen liegt der demokratische Herausforderer Joe Biden im Schnitt knapp einen Prozentpunkt vor Trump. Sollte es so kommen, würde Arizona das erste Mal seit 24 Jahren wieder an die Demokraten gehen.

Florida

  • Anzahl Wahlleute: 29
  • 2016 gewann den Staat: Trump

Florida ist wahrscheinlich der wichtigste Staat unter den Swing States. 29 Wahlleute gibt es hier zu holen. 2008 und 2012 holte Obama den Sunshine State, 2016 gewann Trump – mit einem Vorsprung von 1,2 Prozent. Berüchtigt ist Florida auch für seine Rolle in der Wahl 2000 zwischen Al Gore und George W. Bush. Es gab mehrere Ungereimtheiten bei der Stimmenauszählung, was zu einer wochenlangen politischen Hängepartie führte. Am Ende stoppte der Supreme Court eine Neuauszählung, der Staat wurde Bush zugesprochen, der wegen der Florida-Entscheidung ins Weiße Haus einzog. Auch bei dieser Wahl stand der Staat wieder in den Schlagzeilen: 2018 stimmten die Bewohner des Staates mit großer Mehrheit in einem Referendum dafür, dass ehemalige Gefängnis-Insassen (mit Ausnahme von Mördern und Sexual-Straftätern) ihr Wahlrecht wieder erhalten. Allerdings verabschiedete das republikanisch dominierte Parlament ein Jahr später ein Gesetz, das besagte, dass ehemalige Gefängnis-Insassen nur dann wählen dürfen, wenn sie sämtliche Gerichtskosten und Gebühren an den Staat beglichen haben. Das schließt laut Schätzungen wiederum 70 bis 80 Prozent dieser Gruppe von der Wahl wieder aus.

Trump war zuletzt besonders häufig in Florida unterwegs. Die letzten Umfragen sehen Biden dennoch im Schnitt mit 1,8 Prozentpunkten vorne.

Georgia

  • Anzahl Wahlleute: 16
  • 2016 gewann den Staat: Trump

Der Heimatstaat von Ex-Präsident Jimmy Carter hat wie Arizona 2016 eine Bewegung nach links vollzogen: Mitt Romney holte den Staat 2012 mit acht Prozentpunkten Vorsprung, Trump 2020 mit fünf. Das letzte Mal, dass Georgia an die Demokraten ging, war 1992 unter Bill Clinton.

Bei dieser Wahl könnte es allerdings wieder passieren. In den letzten Umfragen zeichnet sich ein Kopf-an-Kopf-Rennen ab mit einem ganz leichten Vorsprung für Trump (+0,2 Prozentpunkte).

Iowa

  • Anzahl Wahlleute: 6
  • 2016 gewann den Staat: Trump

Der agrarisch geprägte Staat im Mittleren Westen hat im politischen System der USA ohnehin eine besondere Bedeutung: Hier starten die parteiinternen Vorwahlen, weswegen potentielle Präsidentschaftsbewerber schon früh beginnen, im Staat Wahlkampf zu beginnen. 2008 und 2012 gewann Obama Iowa – erst mit fast zehn, dann mit rund sechs Prozentpunkten Vorsprung. 2016 gab es dann eine große Wählerwanderung: Trump gewann den Staat und holte dabei fast zehn Prozentpunkte mehr als Hillary Clinton.

Auch 2020 geht die Tendenz Richtung Trump. Die letzten Umfragen sehen ihn im Schnitt mit 1,4 Prozentpunkten vorne.

Michigan

  • Anzahl Wahlleute: 16
  • 2016 gewann den Staat: Trump

Michigan war lange Zeit eine Hochburg der Demokraten: Von 1992 bis 2012 gewannen sie den Staat durchgehend, teilweise mit Erdrutsch-Siegen wie 2008 (+16,4 Prozentpunkte). Dann kam Trump und gewann den Staat 2020 mit einem hauchdünnen Vorsprung von 0,2 Prozentpunkten. Michigan gilt bis heute als Herzkammer der US-amerikanischen Automobilindustrie und ist dementsprechend abhängig von der wirtschaftlichen Gesamtlage des Landes. Obama und Biden zogen 2012 unter anderem mit dem Slogan in den Wahlkampf, dass Osama bin Laden tot und General Motors gerettet sei. Ein Sieg der Demokraten hätte auch eine große symbolische Bedeutung, weil sie dann wahrscheinlich Teile ihrer ehemaligen Kernwählerschaft zurückgewinnen konnten.

Und es sieht gut aus für die Demokraten. Die letzten Umfragen sagen einen Vorsprung von fünf Prozentpunkten für Joe Biden voraus.

Nevada

  • Anzahl Wahlleute: 6
  • 2016 gewann den Staat: Clinton

In den letzten drei Präsidentschaftswahlen stimmten die Bevölkerung von Nevada mehrheitlich für die Demokraten, Hillary Clinton holte den Staat 2016 mit 2,4 Prozentpunkten Vorsprung. Allerdings wurde das Stimmenplus bei den letzten Wahlen immer weniger. 2008 holte Obama Nevada noch mit fast 13 Prozentpunkten mehr Stimmen als John McCain, 2012 mit etwas mehr als sechs Prozentpunkten – bei Clinton war der Vorsprung nochmals geringer.

Aktuell sieht es aber auch dort gut aus für Joe Biden. 3,6 Prozentpunkte mehr als Trump prognostizieren die letzten Umfragen.

New Hampshire

  • Anzahl Wahlleute: 4
  • 2016 gewann den Staat: Clinton

Mit nur rund 0,4 Prozentpunkten Vorsprung vor Trump konnte Clinton den Ostküsten-Staat gewinnen. Damit konnten die Demokraten New Hampshire viermal in Folge für sich entscheiden – allerdings nimmt auch dort der Vorsprung der Demokraten seit 2008 konstant ab.

Bei dieser Wahl könnte es allerdings wieder deutlich werden. Trump liegt in den meisten Umfragen zweistellig hinter Biden zurück.

North Carolina

  • Anzahl Wahlleute: 15
  • 2016 gewann den Staat: Trump

Nur ein Mal gewannen die Demokraten hier in den letzten 40 Jahren – das war 2008 unter Obama. Bei den letzten beiden Präsidentschaftswahlen ging North Carolina mit weniger als zwei Prozentpunkten (2012) und 3,6 Prozentpunkten (2016) Vorsprung an die Republikaner.

Auch 2020 könnten die Republikaner den Staat gewinnen. Allerdings ist das Rennen dort besonders knapp. Die letzten Umfragen sehen Trump im Schnitt mit nur 0,2 Prozentpunkten vorne.

Ohio

  • Anzahl Wahlleute: 18
  • 2016 gewann den Staat: Trump

Trump gewann hier 2016 mit über acht Prozentpunkten Vorsprung – das war das größte Stimmendifferenz in Ohio seit der Präsidentschaftswahl von 1988. Der Staat ist das Paradebeispiel eines Swing States: In den 1980ern ging Ohio immer an die Republikaner - anschließend zweimal an Bill Clinton, zweimal an George W. Bush und zweimal an Barack Obama. Und daraus lässt sich eine vermeintliche Regel ableiten: Wer Ohio gewinnt, gewinnt die US-Wahl. Seit 1964 hat der Staat immer für den späteren Sieger gestimmt.

Nimmt man das als Maßstab, müssten sich die Demokraten trotz der anderen guten Umfrage-Ergebnisse sorgen machen. Die Demoskopen sehen Trump in Ohio im Schnitt mit 1,4 Prozentpunkten vorn.

Pennsylvania

  • Anzahl Wahlleute: 20
  • 2016 gewann den Staat: Trump

Der Verlust von Pennsylvania gehörte 2016 zu einer der schmerzlichsten Niederlagen der Demokraten. Über Jahre hatten sie hier eine große Stammwählerschaft in der Arbeiterschicht. Doch die Globalisierung hat die Region besonders hart getroffen, Abertausende Jobs in der Industrie sind über die letzten Jahrzehnte verloren gegangen. Dann kam Trump und verkündete, dass er die Jobs zurückholen werde, dass man ab jetzt wieder auf Kohle und Stahl setzen wolle. Die Message kam an. Pennsylvania ging das erste Mal seit 1988 wieder an einen Republikaner – wenn auch nur mit einem hauchdünnen Vorsprung von 0,7 Prozentpunkten. Die Demokraten können sich berechtigte Hoffnungen machen, den Staat zurückzuerobern. Im Schnitt der letzten Umfragen liegt Biden dort mit 2,6 Prozentpunkten vorn.

Texas

  • Anzahl Wahlleute: 38
  • 2016 gewann den Staat: Trump

Bis vor einigen Jahren hätte man sich gewaltig am Kopf gekratzt: Texas auf der Liste der Swing States? Seit 1980 ist der Staat tief republikanisch. Mit 38 Wahlleuten hat Texas die zweitmeisten nach Kalifornien und war damit lange eine wichtige und sichere Bank für die GOP. Doch die demographischen Veränderungen, die es im ganzen Land gibt, sind in Texas noch extremer: Nirgends in den USA wächst die Bevölkerung so stark wie im Lone Star State. Die wirtschaftsfreundliche Politik hat viele Firmen in die Großstädte ziehen lassen, die häufig bei ihren Arbeitnehmern ein eher liberales Publikum anziehen. Zudem wächst der Anteil der Hispanics, die traditionell eher demokratisch wählen, in Texas weiter. Beides sorgt für ein Gegengewicht zu den sehr konservativ geprägten ländlichen Regionen. Bei den Zwischenwahlen 2018 hat sich der Demokrat Beto O’Rourke ein enges Rennen mit Amtsinhaber Ted Cruz um einen der beiden Senatsposten geliefert. Er hat zwar verloren, aber gezeigt, dass seine Partei in Texas nicht chancenlos ist.

In den letzten Umfragen liegt Trump im Schnitt nur mit 1,2 Prozentpunkten in Texas vorne – 2016 holte er noch neun Prozentpunkte mehr als Clinton. Sollte der Staat tatsächlich an die Demokraten gehen, wäre das eine Sensation.

Wisconsin

  • Anzahl Wahlleute: 10
  • 2016 gewann den Staat: Trump

Kaum ein Staat steht mehr für die Niederlage der Demokraten in 2016 wie Wisconsin. Clinton besuchte den Staat während des Wahlkampfs nicht ein einziges Mal. Der Grund: Sie und ihr Team waren offenbar davon ausgegangen, dass Wisconsin ein sicheres Terrain ist und auch bei dieser Wahl für die Demokraten stimmen würde – der Staat tat dies seit 1988 durchgängig. Es kam anders. Trump holte sich Wisconsin mit 0,7 Prozentpunkten Vorsprung – oder in ganzen Zahlen: 22.748 Stimmen mehr. Mit Ende der Auszählung dort war klar, dass Trump die Präsidentschaftswahl gewonnen hatte. In der Folge wurde der Staat das Symbol für einen Clinton-Wahlkampf, den viele im demokratischen Lager als verkorkst bewertet haben. 2020 sieht es nach Wiedergutmachung für die Demokraten aus: 6,7 Prozentpunkte – diesen Vorsprung hat Biden vor Trump in den letzten Umfragen.

Virginia

  • Anzahl Wahlleute: 13
  • 2016 gewann den Staat: Clinton

Obama konnte Virginia zwei mal gewinnen, Clinton den Staat halten. Davor wählte die Bevölkerung fast 40 Jahre lang mehrheitlich die Republikaner. Die Demokraten sind dort mittlerweile besonders in den urbanen Regionen und in den Vorstädten stark. Inzwischen sind nur noch etwa zwei Drittel weiß, der Anteil der Schwarzen beträgt rund 20 Prozent.

Diese Faktoren sorgen auch dafür, dass Virginia eine sichere Sache für die Demokraten werden dürfte. Kaum eine Umfrage sieht Biden nicht mindestens zehn Prozentpunkte vor Trump.

Wahlen in den USA.
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