Hassan Nasrallah, Generalsekretär der pro-iranischen Hisbollah, wendet sich in einer im Fernsehen übertragenen Rede in einem südlichen Vorort von Beirut an die Menge.
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Hisbollah-Chef Nasrallah warnt Israel vor Eskalation an libanesischer Grenze

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Hisbollah-Chef Nasrallah droht Israel mit verstärkten Kämpfen

Erstmals seit Ausbruch des Gaza-Kriegs hat sich der Chef der Hisbollah im Libanon, eines weiteren Erzfeinds Israels, zu Wort gemeldet: Hassan Nasrallah. Er drohte Israel mit verstärkten Kämpfen, sprach aber keine direkte Kriegserklärung aus.

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Nichts fürchtet Israel mehr, als eine Konfrontation mit dem Iran – und eine zweite Kriegsfront an der nördlichen Grenze zum Libanon. Zwar gibt es seit dem Großangriff der Hamas auf Israel auch dort immer wieder gewaltsame Auseinandersetzungen. Doch die Gefechte sind eher kurz und bei weitem nicht so blutig. Sorgenvoll blickten Israels Politik und Bevölkerung deshalb heute auf die Rede von Hassan Nasrallah, dem Chef der mächtigen libanesischen Schiitenorganisation "Hisbollah".

Keine Kriegserklärung seitens der Hisbollah

Nasrallah kündigte in seiner Rede kein Eingreifen seiner Miliz in den Gazakrieg an. Gleichwohl machte er deutlich, dass die Kämpfe an der libanesisch-israelischen Grenze nicht auf das bisherige Maß beschränkt blieben. Bei den Gefechten in den vergangenen vier Wochen gab es bei der Hisbollah bisher 55 Tote, in Israel sieben, wie beide Seiten mitteilten.

Gleichzeitig drohte Nasrallah Israel, dass die Hisbollah in Zukunft stärker angreifen könne. Eine Eskalation hänge vom Verlauf des Krieges im Gazastreifen sowie von Israels Verhalten gegenüber dem Libanon ab. Alle Optionen seien offen.

Erste öffentliche Rede Nasrallahs seit Hamas-Großangriff

Die alleinige Verantwortung für den Krieg gab er den USA - Israel sei, so Nasrallah, nur ein Instrument Washingtons. Der Hisbollah-Chef drohte damit, dass sich seine Kämpfer auch den US-Kriegsschiffen entgegenstellen würden. "Eure Flotte macht uns keine Angst", so Nasrallah. Und er mahnte die Vereinigten Staaten und Israel, ein regionaler Krieg könne nur verhindert werden, wenn die Aggressionen im Gazastreifen sofort aufhörten.

Es war Nasrallahs erste öffentliche Rede seit dem Großangriff der palästinensischen Hamas auf Israel. Dabei wurden bisher mehr als 1.400 Menschen getötet, mehr als 240 wurden verschleppt. Der Hisbollah-Chef lobte den Hamas-Angriff. Dieser sei weise, mutig und zur richtigen Zeit erfolgt. Und er habe eine "neue historische Phase des Konflikts" eingeläutet. Israel sei "schwach wie ein Spinnennetz".

Die Hisbollah gilt als weitaus gefährlicher für Israel als die Hamas. Experten gehen davon aus, dass die vom Iran massiv aufgerüstete Schiiten-Miliz mindestens 100.000 Raketen und Bomben besitzt. Ein Sieg der Hamas im Gazastreifen liegt im Interesse der Nachbarn Ägypten, Jordanien, vor allem aber im Interesse des Libanons.

Netanjahu warnt vor "kostspieligem Fehler"

Der israelische Ministerpräsident Netanjahu hat die militärischen Drohungen Nasrallahs zurückgewiesen. Sollte die Hisbollah die Gefechte an der libanesisch-israelischen Grenze verstärken, werde das ein "kostspieliger Fehler" sein. Zugleich lehnte Netanjahu Feuerpausen im Gazastreifen ab, solange die Hamas nicht die festgehaltenen Geiseln freilasse.

Die Kämpfe in dem Palästinensergebiet gingen auch heute mit unverminderter Härte weiter. Nach Angaben der Hamas stieg die Zahl der Toten im Gazastreifen mittlerweile auf mehr als 9.000.

Mit Informationen von dpa, AFP und AP

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