Anton Hofreiter, Bündnis 90/Grüne im Kontrovers-Interview
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Hofreiter fordert radikalen Umbau des Bahnkonzerns

Hofreiter fordert radikalen Umbau des Bahnkonzerns

Im Interview mit Kontrovers kritisiert der Grünen-Verkehrsexperte Anton Hofreiter die jahrelange Unterfinanzierung der Deutschen Bahn. Zudem fordert er eine großangelegte Strukturreform des Konzerns.

Über dieses Thema berichtet: Kontrovers am .

Es ist schon beinah eine Besonderheit. Sein letzter Zug sei pünktlich gewesen, so Anton Hofreiter: "Das ist leider nicht mehr so häufig der Fall, wenn Sie sich die Verspätungsstatistiken anschauen", kritisiert der Bundestagsabgeordnete der Grünen.

Tatsächlich ist im Mai mehr als jeder dritte Fernzug zu spät gekommen - so schlecht war die Quote seit zwölf Jahren nicht mehr. Auch Regionalzüge verspäten sich häufiger. Aus Sicht des grünen Verkehrsexperten wird das Netz auf Verschleiß gefahren. "Was wirklich notwendig wäre", so Hofreiter im BR-Interview, "ist, dass man wirklich richtig viel Geld reinsteckt!"

Der Bundeshaushalt 2022 sieht allerdings weniger Geld für Investitionen in die Schiene vor als der Haushalt der vorherigen Großen Koalition im Jahr 2021. "Das ist ein großes Problem, das muss sich dringend ändern", kritisiert Hofreiter die Haushaltspolitik seiner eigenen Koalition. Es sei eine der schlimmsten Sachen, wenn es mit den Finanzmitteln ständig rauf und runter gehe, "weil sich weder die Bahn noch die Bauindustrie drauf einstellen können und entsprechende Kapazitäten schaffen können."

Pläne von Verkehrsminister Wissing gehen Hofreiter nicht weit genug

Auch Verkehrsminister Volker Wissing (FDP) kritisierte am Mittwoch bei einer Pressekonferenz in Berlin die Unpünktlichkeit der Bahn: "Ich erwarte, dass wir in Zukunft wieder die Uhr nach der Bahn stellen können." Doch die Schlussfolgerungen, die der Verkehrsminister und die Deutsche Bahn daraus ziehen, beispielsweise die Generalsanierung besonders belasteter Strecken ab 2024, gehen Anton Hofreiter nicht weit genug.

Mehrfach betont er im Interview mit dem BR-Politikmagazin Kontrovers, dass man die Bahn endlich besser organisieren müsse. Er spricht von Kommunalpolitikerinnen, die bis zu zehn Jahre auf die Sanierung ihres Haltepunkts warten müssten und von zahlreichen Doppelstrukturen innerhalb des Bahnkonzerns, die diese massiven Verzögerungen verursachten. "Es kann nicht sein, dass da immer drei, vier, fünf, sechs Leute gleichzeitig zuständig sind. […] Die Deutsche Bahn AG besteht inzwischen aus 300 Gesellschaften und Untergesellschaften und das führt halt zu einem wahnsinnigen Verschleiß."

Hofreiter fordert Strukturreform des Bahnkonzerns

Während Verkehrsminister Wissing also vor allem die Streckensanierung und das Baustellenmanagement im Blick hat, möchte Grünen-Verkehrsexperte Hofreiter die Deutsche Bahn AG grundsätzlich reformieren. Er verweist auf den Koalitionsvertrag, in dem das auch verankert worden sei.

Eine Spitze gegen den Koalitionspartner Wissing kann sich Hofreiter dann auch nicht verkneifen: "Ich hoffe einfach, dass der Verkehrsminister der FPD den Koalitionsvertrag umsetzt und da sind neben mehr Geld und einer klaren Führung der Bahn entsprechend strukturelle Reformen angelegt." Aus Sicht Hofreiters wäre es notwendig, die Zuständigkeiten der vielen Gesellschaften und Untergesellschaften der Bahn in einer großen Gesellschaft zu bündeln, um Doppelstrukturen abzubauen.

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