Die meisten Wildbienenvölker überleben nicht allzu lange im Wald - was unter anderem am Nahrungsmangel liegt.
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Die meisten Wildbienenvölker überleben nicht allzu lange im Wald - was unter anderem am Nahrungsmangel liegt.

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Insektensterben: Konkurrenz zwischen Honig- und Wildbiene

Insektensterben: Konkurrenz zwischen Honig- und Wildbiene

Verdrängt die Honigbiene Wildbienen und trägt so zum Artensterben bei? Darüber wird schon länger diskutiert. Immer wieder heißt es, Honigbienen seien weniger anspruchsvoll und könnten sich gegen spezialisierte Wildbienen gut durchsetzen. Stimmt das?

Über dieses Thema berichtet: BR24 am .

Honigbienen werden vom Menschen seit Jahrtausenden als Nutztiere gehalten und gezüchtet. Zu den Wildbienen gehören viele verschiedene Hummeln und solitär lebende Bienen. Eine Konkurrenz zwischen Honig- und Wildbienen um Nahrung ist generell möglich, schreibt das Thünen-Institut in Braunschweig auf BR24-Anfrage.

Über die Hälfte der weltweiten Studien belegten das, für Deutschland gebe es aber nur wenige Studien. Dass aber Honigbienen Wildbienenpopulationen in Deutschland verdrängen, dafür sehen die Expertinnen kaum Anhaltspunkte. Sie sagen aber auch: "Da Ressourcen in der Natur immer limitiert sind, stehen Lebewesen immer in Konkurrenz." In einem eigenen Monitoring erforscht ein Team am Thünen-Institut für Biodiversität das Leben von Wildbienen in Agrarlandschaften.

Blüten und Pollen: Manche Wildbienen sind wählerisch

Während die Honigbiene Kilometer weit fliegen kann und dann an allen Blütenarten Nahrung findet, bewegen sich Wildbienen nur im Umkreis von wenigen hundert Metern. Manche sind dabei ausschließlich auf eine Pflanzenart angewiesen.

So ernährt sich etwa die Efeu-Seidenbiene ausschließlich von Efeublüten. Die Natternkopf-Mauerbiene sammelt nur am Natterkopf, etliche frühe Sandbienen nur an Weiden, die Liste ist lang.

Bei genug Nahrung können Honig- und Wildbienen koexistieren

Solche Bienenarten können nur dort leben, wo es diese speziellen Nahrungspflanzen gibt. Und wo immer weniger Vielfalt ist, gibt es auch immer weniger dieser Insekten. Im Gegensatz dazu kann die bei der Nahrung wenig wählerische Honigbiene ausweichen. Sie sucht sich einfach auf breiter Flur ihren Nektar.

Während Honigbienen in vom Imker aufgestellten Kästen leben, bauen 60 bis 70 Prozent aller Wildbienenarten ihre Höhlen im Boden. Dafür suchen sie vegetationsfreie Flächen aus Erde, Kies, Sand oder Lehm, vornehmlich auf alten Industriebrachen oder in der Landwirtschaft. Davon gibt es aber immer weniger, entweder weil die Natur die freien Flächen zuwuchert oder weil der Mensch die Flächen anderweitig nutzt. In vorgefertigten Insektenhotels fühlen sich im Übrigen nur rund 10 bis 15 Prozent der Wildbienen wohl.

Veränderte Landnutzung eine Ursache für das Insektensterben

Das Insektensterben und allgemein der Verlust der Artenvielfalt ist in vielen Fällen Folge einer veränderten Flächennutzung: Versiegelung, intensiv genutzte Agrarflächen, insgesamt eintönige Landschaften statt abwechslungsreicher Kulturlandschaft mit Weiden, Hecken, Tümpeln und Blühwiesen oder einfach naturbelassenen Flächen. Dazu kommen die Einflüsse aus Klimaveränderung und von invasiven Arten. Auch der Einsatz von Insektiziden und Dünger spielt eine Rolle.

Wohnen, Essen, Fortpflanzung - die Ansprüche der Insekten an ihre Lebensräume sind eigentlich einfach. Andreas von Heßberg, Geoökologe an der Universität Bayreuth, fasst es so zusammen: "Strukturreiche Landschaft schafft Lebensräume, schafft Artenreichtum". Und da können auch Garten- oder Balkonbesitzer etwas beitragen: Wildblumenmischungen findet er gut, es reiche aber auch, einfach mal fünf Quadratmeter im Garten gar nicht zu mähen. Und dann müsste gleich daneben eigentlich eine kleine, sandige oder lehmige Fläche freibleiben – ohne Bewuchs! Fünf auf fünf Meter reichten, damit sich Wildbienenarten eine Höhle bauen können. Dann könne man schon beobachten, was sich alles an Insekten ansiedelt.

Botanischer Garten Bayreuth: Mehr Wildbienen trotz vieler Honigbienen

Dass Wild- und Honigbiene nebeneinander gut existieren können, beweist der Botanische Garten der Universität Bayreuth. Auf 13,5 Hektar hat Geoökologe Heßberg mit seinem Team Wildbienenarten gezählt: vor zwanzig Jahren waren es 147, heute sind es 214 Wildbienenarten.

Ein Spitzenwert, sagt Heßberg, denn damit seien immerhin fast die Hälfte aller gut 500 in Bayern beheimateten Arten in Bayreuth vertreten. Und das, obwohl im und im Umkreis von 800 Metern des Botanischen Gartens in Bayreuth insgesamt 50 Bienenvölker zuhause sind. Die Konkurrenz zwischen Wild- und Honigbiene besteht. Aber sie ist nicht messbar, solange die Ressourcen für beide ausreichen.

Imker haben eine Verantwortung

Was ist also dran an der Behauptung, Imker und ihre Bienen schadeten der Artenvielfalt? Diesen Vorwurf will Rainer Holzapfel so nicht stehen lassen: "Vögeln gibt man ja auch nicht die Schuld am Insektensterben, obwohl sie sie fressen", sagt der Imker aus Diedorf bei Augsburg.

Im Landesverband Bayerischer Imker ist er zuständig für das Thema Wildbienen. Imker seien grundsätzlich interessiert an intakten Lebensräumen, sagt er: "In der Natur hängt alles mit allem zusammen", da gibt es keinen Unterschied zwischen Wild- und Honigbienen.

Wie viele Stöcke stellen Imker wo und zu welcher Jahreszeit auf?

Holzapfel spricht von der guten imkerlichen Praxis: zehn Völker pro Standort dahin, wo es im Umkreis von drei bis vier Kilometern Nahrung gerade gibt. Blühende Rapsfelder, Löwenzahnwiesen, eine große Anzahl Lindenbäume, Sonnenblumenfelder - Honigbienen suchen diese "Massentrachten".

Im Durchschnitt haben deutsche Imker 6,7 Völker. Trotzdem: Aus Sicht des Naturschutzbund NABU sollten Bienenvölker in ein bis zwei Kilometer Abstand zu Naturschutzgebieten gehalten werden.

Keine Daten, wie viele Bienenvölker "zu viel" sind

Eine große Menge an Bienenvölkern auf begrenztem Raum kann für andere Bestäuber problematisch sein, schreiben die Expertinnen des Thünen-Instituts. Allerdings fehlten dazu konkrete Daten, wie viele es sein müssten oder dürften. Deshalb gibt es bisher auch keine Gründe für die Einschränkung der Imkerei. Imker müssten aber sensibilisiert werden für das Zusammenspiel von Honig- und Wildbienen in der Natur.

Mehr Imker, aber nicht mehr Bienen

Imkern ist vor allem in Bayern beliebt – der bayerische Landesverband hat mit gut 33.500 Mitgliedern mit Abstand die meisten. Insgesamt ist die Zahl im Deutschen Imkerbund auf 138.000 angewachsen. Auch die Zahl der Bienenvölker hat zugenommen: von gut 750.000 im Jahr 2012 auf 924.000 – allerdings waren es um die Jahrtausendwende auch schon einmal fast eine Million. Im für das Insektensterben bedeutenden Zeitraum der letzten Jahrzehnte fällt die Anzahl der Honigbienen also nicht ins Gewicht.

Fazit: Die Konkurrenz zwischen Honigbienen und Wildbienen ist im Vergleich zu den vom Menschen verursachten Haupteinflüssen auf die Biodiversität der Bestäuber das weitaus kleinere Problem. Und wo der Mensch wieder mehr Lebensräume für Wildbienen schafft, kommen sie auch zurück.

Ehrenpreis-Sandbiene  an einer Ehrenpreisblüte
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Ehrenpreis-Sandbiene an einer Ehrenpreisblüte

Dieser Artikel ist erstmals am 18.09.2023 auf BR24 erschienen. Das Thema ist weiterhin aktuell. Daher haben wir diesen Artikel erneut publiziert.

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