Trotz hoher Corona-Inzidenzen hat Kinderärztepräsident Thomas Fischbach ein Ende der anlasslosen Testpflicht an Kitas und Schulen gefordert: "Die Testpflicht für Kinder ohne Symptome ist zu einer überflüssigen Zumutung geworden", sagte der Präsident des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ) im Gespräch mit der "Neuen Osnabrücker Zeitung" (NOZ) und verwies auf entsprechende Stellungnahmen pädiatrischer Fachgesellschaften.
Viele falsch-positive Ergebnisse
Es gebe einen hohen Anteil falsch-positiver Ergebnisse, die dann zu Quarantäne ganzer Familien führten. Zudem erkrankten Kinder und Jugendliche extrem selten schwer an Corona. "Der ganze Zirkus wird nur veranstaltet, um die impfunwilligen Erwachsenen aus den Risikogruppen zu schützen. Es muss bitte Schluss sein mit dem Testen gesunder Kinder", forderte Fischbach.
Auch bei den derzeit hohen Inzidenzen reicht es seiner Ansicht nach vollkommen, Kinder mit Symptomen von Covid-19 zu testen.
Fischbach: Kinder und Jugendliche nicht vergessen
Grundsätzlich forderte Fischbach die Bundesländer auf, "Kinder und Jugendliche bei der Umsetzung des neuen Infektionsschutzgesetzes nicht zu vergessen". Die Bundesländer müssten Lösungen für die Teilhabe am sozialen Leben der Minderjährigen sicherstellen. "Schulen und Kitas müssen geöffnet bleiben!"
Für Kinder bis fünf Jahre gebe es keinen zugelassenen Impfstoff, für Kinder von fünf bis elf Jahren keine allgemeine Impfempfehlung der Stiko, und viele Jugendliche könnten sich nicht impfen lassen, wenn ein Elternteil dagegen sei, sagte der BVKJ-Präsident.
"Unsere Sorge ist groß, dass Kinder mit unvollständigem Impfschutz wegen der weiter hohen Inzidenzen noch lange von Sport- oder Freizeitangeboten ausgeschlossen werden könnten. Das darf auf keinen Fall passieren. Sie brauchen die soziale Teilhabe ganz dringend!"
BVKJ-Präsident fordert Impfpflicht für Erwachsene
Fischbach sprach sich zudem eindringlich für eine Impfpflicht aus: "Der Bundestag muss eine Impfpflicht für alle Erwachsenen einführen, die Impfungen ab Juni verpflichtend macht, sonst kommen wir bis zum Herbst nicht vor die Welle, und dann werden vor allem wieder die Kinder und Jugendlichen unter den unvermeidbaren Einschränkungen leiden", sagte er der NOZ.
Impfen sei "nachweislich der einzige sichere Weg, um ohne verheerende Eindämmungsmaßnahmen zu viele schwere Verläufe und Todesfälle zu vermeiden", sagte der Arzt. Wer die Impfung bis jetzt noch verweigere, Personen mit medizinischen Gründen natürlich ausgenommen, "nimmt den Rest der Bevölkerung in Geiselhaft", betonte Fischbach.
Das treffe besonders Minderjährige, "die durch die Einschränkungen um Bildungs- und Entwicklungschancen gebracht werden, sozial und psychisch leiden. Das ist nicht mehr hinnehmbar!"
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