Auch wenn es noch so ergiebig regnet wie an diesem Wochenanfang in Freising: Peter Doleschel und seine Kollegen sorgen verlässlich für Trockenstress bei ihren Pflanzen. Der Leiter des Instituts für Pflanzenbau und Pflanzenzüchtung führt uns ins Freiland der Landesanstalt für Landwirtschaft. Bis zu einem sogenannten "Rainout Shelter", einem auf Schienen stehenden fahrbaren Dach über einem Feld. Regnet es wie an diesem Tag, so fährt das Dach über die Anbaufläche und hält den Regen von den Pflanzen fern. Wieviel Wasser sie bekommen, bestimmen die Forscher.
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Gerade steht hier noch Phacelia, eine Zwischenfrucht, die nach dem Winter stehen gelassen wurde. Jetzt wird sie ersetzt durch Zuchtmaterial, in diesem Fall Gerste. Das Ziel, sagt Peter Doleschel, sei, "dass wir sehen, welche Linien – also Kreuzungsergebnisse – eine höhere Leistung bei Trockenheit haben. Das ist teilweise total eklatant." Diese Linien werden dann weiter in der Züchtung eingesetzt: "Die verwenden wir dann wieder als Kreuzungseltern mit Leistungslinien, also Linien, die eine hohe Ertragsleistung haben, wo wir versuchen, in den Wurzelbereich mehr Effizienz reinzubekommen."
Anpassung durch Züchtung
Wie das aussieht, demonstriert der Leiter des Instituts für Pflanzenbau und Pflanzenzüchtung in einem der Gewächshäuser. 40 bis 80 verschiedene Zuchtlinien sind hier untergebracht, die über ein System aus Förderschienen regelmäßig vollautomatisch bewegt und gegossen werden. Das Besondere, sagt Peter Doleschel, seien die Pflanzgefäße, die an der Seite eine Plexiglasscheibe haben: "Damit kann man auch die Wurzeln sehen, weil die Scheibe schräggestellt ist. Durch das Schräggestellte sieht man auch zuverlässig die Wurzeln an die Scheibe hinwachsen." Und man kann die Pflanzen vergleichen: "Diese zwei Container haben ganz unterschiedliche, dichte Wurzelsysteme, und wir wollen feststellen, ob es wirklich so ist, dass die dichteren Wurzelsysteme auch eine bessere Trockenresistenz bringen.
Kompromiss zwischen Hochleistung und Resistenz
Mit der Züchtung, sagt Peter Doleschel, könne man natürlich kein Wasser machen. Aber man könne im Züchtungsprozess sehr wohl Einfluss darauf nehmen, dass der Spagat gelinge zwischen den Hochleistungskulturen, die wir bisher gewohnt seien und trockenresistenten Kulturen, so wie sie etwa in Österreich und Ungarn angebaut würden. Auch, wenn die nicht die Erträge brächten, die sich derzeit noch bei uns erzielen ließen.
Anpassung durch Bodenbearbeitung
Wichtig ist für den Wissenschaftler auch die Anpassung bei der Art der Bodenbewirtschaftung: Weniger tief oder überhaupt nicht zu pflügen, den Boden eventuell nur zu lockern und nicht zu wenden, um nicht zu viel Bodenmasse dem Austrocknungsprozess auszusetzen. Ebenso wichtig sei, die Versickerung der Niederschläge zu fördern und die Wasserspeicherfähigkeit des Bodens zu erhöhen: "Das ist nicht sehr einfach", sagt Doleschel: "Es ist ein langwieriger Prozess. Der Humusgehalt eines Bodens erreicht irgendwann ein Gleichgewicht aus Klimaeinflüssen und Bewirtschaftung, und ein wichtiger Punkt dabei ist die Zufuhr von organischer Substanz durch die Reste der Kultur, was ich nicht ernte, was ich dort lassen kann. Stroh zum Beispiel oder Wurzelrückstände." Und eben: Den Boden möglichst wenig zu bewegen, um den Humusabbau nicht durch eine zu intensive Sauerstoffzufuhr zu beschleunigen.
Fruchtfolge, Humusaufbau, Geduld und Zuversicht
Prinzipien, nach denen viele Landwirte arbeiten. Wie Josef Huber aus Mittergars im Landkreis Mühldorf. Seine Felder bestellt er in einer fünfgliedrigen Fruchtfolge: Zwei Jahre Kleegras, danach heuer zum ersten Mal Hanf, dann Emmer und schließlich Körnermais. "Durch diese Fruchtfolge", sagt Josef Huber, "habe ich zwar schwankende Erträge, wenn es mal trockener ist nicht so gute Erträge, aber dadurch, dass ich zwei Jahre Kleegras anbaue, habe ich einen guten Humusaufbau und auch in trockenen Jahren relativ wenig Probleme."
Späte Aussaat, alte Sorten, gutes Bodenleben
Sein Wintergetreide sät Josef Huber sehr spät. Dadurch habe er einen sehr geringen Druck durch Beikräuter. Auch die Sommerfrüchte baut er relativ spät an, den Mais erst Anfang Mai: "Da ist der Boden dann schon warm. Dann zieht der schnell an. Und um diese Zeit ist es zu 90 Prozent trocken. Da habe ich dann kein richtig nasses Frühjahr." Gute Erfahrungen hat der Landwirt mit alten Sorten gemacht. Die, sagt er, seien zwar ertragsschwächer, gingen nach seiner Erfahrung aber mit schwankenden Klimabedingungen deutlich besser um als moderne Sorten. Das Wichtigste ist für Huber aber eine gute Bodenstruktur: "Wenn ich viel Bodenleben drin habe, habe ich viel Struktur drin. Das heißt, ich habe viel Wasserspeicher im Boden."
"Akzeptiertes geringeres Ertragsniveau"
Liebhaberei sei solch eine Art zu wirtschaften keineswegs, meint Peter Doleschel von der LfL: "Der ökologische Landbau hat seine Berechtigung und geht einher mit einem akzeptierten geringeren Ertragsniveau." Das sei eben der Kompromiss des ökologischen Landbaus, dass man durch den Verzicht auf intensive Produkte wie Mineraldünger oder chemisch-synthetische Pflanzenschutzmittel angewiesen sei auf Pflanzen, die eine gute Verwurzelung sicherstellen. Das sei sicherlich etwas, das alte Sorten auch an den Tag legen könnten.
Bodenbedeckung dank alter Sorten
Die alten Sorten, sagt Doleschel, seien oft länger im Wuchs: "Das sucht der Öko-Landwirt größtenteils auch, weil er ja keine Herbizide ausbringen kann und Kulturen braucht, die möglichst schnell den Boden bedecken." Da seien die alten Sorten, die länger wüchsen, oft im Vorteil: "Und weil nicht so viel Ertrag hinwächst, ist auch unterm Strich der Wasserbedarf nicht so hoch und vor allem auch der Düngerbedarf. Das geht einher mit weniger Ertrag. Es soll auch einen höheren Preis dafür geben, der ist völlig gerechtfertigt. Und dann kann sich das ausgehen."
Traditionelle Kulturen "überhaupt nicht am Ende"
Ob im ökologischen oder auch im konventionellen Anbau, ob mit Hilfe alter Sorten oder neuer Züchtungen – Peter Doleschel ist sich sicher: "Die traditionellen Kulturen sind überhaupt nicht am Ende." Vielleicht müsse man sich wieder stärker der Frage widmen, ob ein Boden oder ein Standort für eine Kultur geeignet sei. Insgesamt seien wir jedoch in einem Niederschlagsbereich, "wo wir sicherlich auch noch in vielen Jahren ganz normal Ackerbau betreiben können."
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