Hunderte Klimaaktivisten haben den Amsterdamer Flughafen Schiphol am Samstag teilweise lahmgelegt. Die Aktivisten der Gruppierungen Greenpeace und Extinction Rebellion kletterten über Zäune und Absperrungen auf das Flughafengelände und setzten sich auf ein Vorfeld für Privatjets, deren Verbot sie forderten. Unter Rufen wie "Schluss mit dem Fliegen" und "Schiphol - Umweltverschmutzer" fuhren die Aktivisten auf Fahrrädern über das Vorfeld.
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Nur Privatjets betroffen - Linienflüge nicht beeinträchtigt
Linienflüge waren von der Aktion nicht betroffen. Ziel der Aktion sei deutlich zu machen, dass die Treibhausgas-Emissionen durch den Flugverkehr reduziert werden müssten, sagte Greenpeace-Sprecherin Faiza Oulahsen. "Dabei beginnen wir mit denjenigen Flügen, die wir absolut nicht brauchen, wie Privatjets und Kurzstreckenflüge." Auch Anlieger des Airports, die sich gegen Fluglärm wehren, schlossen sich dem Protest im Flughafen an.
Wie Greenpeace mitteilte, hinderten die Demonstranten Privatjets am Start in Schiphol. Mit einer Sitzblockade unter einem Flieger etwa blockierten rund zwei Dutzend Aktivisten einen auf seiner Parkposition stehenden Jet. "Wir fordern weniger Flüge, mehr Züge und ein Verbot von unnötigen Kurzstreckenflügen und Privatjets", sagte Dewi Zloch von Greenpeace in den Niederlanden.
Der neue Flughafenchef Ruud Sondag antwortete auf einen offenen Brief von Greepeace vom Freitag, der Flughafen engagiere sich für emissionsfreie Flughäfen bis 2030 und einen klimaneutralen Luftverkehr bis 2050. Dabei wolle Schiphol eine Führungsrolle einnehmen.
Hunderte Festnahmen
Die Protestaktion fand einen Tag vor der Eröffnung der UN-Klimakonferenz COP27 im ägyptischen Scharm el-Scheich statt. Der Flugverkehr sei eines der Themen, die dort auf die Tagesordnung gehörten, sagte eine Sprecherin der Aktivistengruppe Extinction Rebellion: "Flugzeuge gehören zu den größten Verschmutzern des Planeten."
Die niederländische Polizei nahm hunderte Aktivisten fest. Teilweise wurden sie zu bereitstehenden Bussen geschleppt, weil sie sich passiv zur Wehr setzten. Dabei wurde nach Angaben der Aktivisten ein Demonstrant verletzt. Die Behörden nähmen den Vorfall "'sehr ernst", sagte ein Polizeisprecher.
Union fordert Freiheitsstrafen für Blockieren von Straßen
Zuletzt kommt es immer wieder zu Blockade-Aktionen oder Attacken auf Kunstwerke durch Klimaaktivisten wie etwa die Gruppe "Letzte Generation". Die Union forderte laut einem Bericht der Zeitung "Bild am Sonntag", Aktivisten in Deutschland mit härteren Strafen zu belegen. Ein entsprechender Antrag, der kommende Woche eingebracht werden soll, wird einem Bericht der Zeitung zufolge derzeit vorbereitet.
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Straßenblockierern, die die Durchfahrt von Polizei, Feuerwehr und Rettungsdiensten behindern, soll demnach künftig eine Mindestfreiheitsstrafe drohen, außerdem sollen Aktivisten bei Wiederholungsgefahr vorbeugend in Haft genommen werden können. Für die Beschädigung oder Zerstörung von Kulturgütern fordert die Union zudem eine Mindestfreiheitsstrafe anstatt der bislang geltenden Geldstrafe. Klima-Protest dürfe "kein Freibrief für Straftaten sein", sagte CSU-Landesgruppenchef Alexander Dobrindt der "Bild am Sonntag".
Innenminister warnen vor extremistischen Kräften bei Protesten
Unterdessen warnten die Innenminister mehrerer Bundesländer vor extremistischen Kräften auf Protesten im Zusammenhang mit aktuellen Krisenthemen. Über 4.400 Demonstrationen mit Bezug zu Coronapolitik, Krieg in der Ukraine sowie Klima- und Energiepolitik fanden seit Anfang September in Deutschland statt, wie die "Welt am Sonntag" berichtet. Das gehe aus Zahlen der Versammlungsbehörden hervor, die die Zeitung ausgewertet habe. Demnach gingen seit Mitte September mehr als 100.000 Menschen pro Woche auf die Straßen.
Der Innenminister von Sachsen, Armin Schuster (CDU), sagte: "Wir beobachten einen stabilen Kern extremistischer Kräfte, die Anschluss an die Versammlungen suchen oder durch Provokationen am Rande Aufmerksamkeit erzielen wollen." Dabei versuchten sie, "Versammlungen aus der bürgerlichen Mitte auch optisch zu vereinnahmen beziehungsweise zu kapern."
Mit Informationen von AFP, dpa und KNA
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