Mit einem Gedenkgottesdienst in der St.-Giles-Kathedrale in Edinburgh haben Familienangehörige, Politiker und Würdenträger am Montag Abschied von Queen Elizabeth II. genommen. Der Sarg war zuvor in einem von König Charles III. angeführten Leichenzug von der königlichen Residenz in der schottischen Hauptstadt in die etwa einen Kilometer entfernte Kirche gebracht worden.
Prozession: Tausende säumen die Straße
Begleitet wurde die Prozession von Kanonenschüssen, die im Minutentakt vom Schloss von Edinburgh aus abgefeuert wurden. Tausende Menschen säumten die Straße, um einen Blick auf den Leichenwagen und die Königsfamilie zu werfen. Die Queen war am Donnerstag im Alter von 96 Jahren gestorben.
Neben Charles nahmen auch seine Frau Königin Camilla sowie seine drei Geschwister Prinzessin Anne, Prinz Andrew und Prinz Edward an dem Gottesdienst teil. Ebenfalls unter den Trauergästen war Edwards Frau Gräfin Sophie sowie die schottische Regierungschefin Nicola Sturgeon und Großbritanniens Premierministerin Liz Truss.
Prinz Andrew trug bei der Prozession als einziges der vier Queen-Kinder keine militärische Uniform. Die Queen hatte ihm Anfang des Jahres wegen seiner Verwicklung in den Missbrauchsskandal um den gestorbenen US-Multimillionär Jeffrey Epstein alle militärischen Dienstgrade aberkannt.
Geschlossener Sarg für Abschiede aufgebahrt
Der geschlossene und in die royale Standarte gehüllte Sarg wird nun für rund 24 Stunden in der Kirche aufgebahrt, damit auch die Bevölkerung von der Königin Abschied nehmen kann. Die ersten trauernden Bürger taten dies am Montagabend bereits. Fernsehbilder zeigten, wie Menschen in Tränen ausbrachen, als sie an dem Sarg vorbeigingen.
Tausende Menschen standen am Abend in einer langen Schlange an der Kathedrale an, um sich von der Queen verabschieden zu können. Sie mussten mit mehr als zwei Stunden Wartezeit rechnen. Die Kathedrale sollte die ganze Nacht geöffnet bleiben.
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Begräbnis der Queen: Zahlreiche Gäste und viele Schutzmaßnahmen
Am Dienstag wird der Leichnam der Queen dann von Edinburgh nach London geflogen. Ab Mittwoch wird ihr Sarg vier Tage lang in der Westminster Hall aufgebahrt. Am 19. September soll dann das Staatsbegräbnis stattfinden. Für Deutschland will Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier anreisen - eine ganze Reihe Staats- und Regierungschefs sowie anderer hochrangiger Persönlichkeiten wollen es ihm gleichtun, etwa US-Präsiden Joe Biden.
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Die Trauerveranstaltung wird einer der größten Sicherheits- und Logistikeinsätze sein, die es je in Großbritannien gegeben hat. Tausende Polizeibeamte aus dem ganzen Land sollen dafür nach London verlegt werden, um auf die erwartete große Besuchermenge von bis zu einer Million Menschen vorbereitet zu sein.
König Charles III. will "Beispiel" der Queen folgen
Außerdem absolvierte König Charles III. am Montag einen weiteren wichtigen Termin: Am Mittag hielt er als neuer Regent seine Antrittsrede vor dem britischen Parlament. Dabei kündigte er an, dem Vorbild der verstorbenen Queen folgen zu wollen. Seine Mutter habe "ein Beispiel selbstlosen Pflichtbewusstseins" abgegeben, sagte der 73-Jährige vor den Mitgliedern des Ober- und Unterhauses in der Westminster Hall. Er sei entschlossen, diesem Beispiel "mit Gottes Hilfe und Ihrem Rat treu zu folgen".
Elizabeth II. war während ihrer 70 Jahre währenden Regentschaft stets auf politische Neutralität bedacht gewesen. Sie hatte ihre verfassungsmäßigen Pflichten wie die Eröffnung des Parlaments erfüllt, ohne jemals öffentlich direkt ihre persönliche Meinung kundzutun.
Charles würdigte in seiner Antrittsrede auch die wichtige Rolle des Parlaments. "Das Parlament ist das lebendige und atmende Instrument unserer Demokratie", sagte er. Der neue König verwies auf die "Last der Geschichte, die uns umgibt und die uns an die wesentlichen parlamentarischen Traditionen erinnert, denen sich die Mitglieder beider Häuser verschrieben haben".
Prinz Harry: "Danke für dein ansteckendes Lächeln"
Queen-Enkel Prinz Harry äußerte sich am Montag erstmals seit dem Tod seiner Großmutter in einer emotionalen Mitteilung und bezeichnete Elizabeth II. als "leitenden Kompass" in seinem Leben. Er sei ihr "für immer dankbar", erklärte der 37-Jährige. "Danke für dein ansteckendes Lächeln", fügte er hinzu. "Auch wir lächeln, weil wir wissen, dass du und Opa jetzt wieder vereint seid, und beide in Frieden ruht." Elizabeths Ehemann Prinz Philip war im vergangenen Jahr gestorben.
Mit Material von dpa und AFP.
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