In Kairo laufen neue Gespräche über Waffenstillstand im Gazakrieg
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Silhouette der ägyptischen Hauptstadt Kairo

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Nahost-Ticker: In Kairo laufen neue Gespräche über Waffenruhe

Die Bemühungen um eine Waffenruhe im Gazakrieg gehen in eine neue Runde: In Kairo sollen am Abend Delegationen aus den USA und Israel eingetroffen sein. Die US-Botschafterin bei den Vereinten Nationen zeigte sich zuversichtlich. Alle News im Ticker.

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Die wichtigsten News zum Nahost-Konflikt im Überblick

  • In Ägypten wird wieder über Waffenruhe verhandelt (19.29 Uhr)
  • Laut US-Botschafterin ist Waffenruhe in Sicht (17.05 Uhr)
  • Israel verstärkt Angriffe im Gazastreifen (12.28 Uhr)
  • Tote bei Kämpfen im Gazastreifen (11.17 Uhr)

Mit Informationen der ARD-Korrespondentinnen und -Korrespondenten sowie der Nachrichtenagenturen AFP, AP, dpa, edp, KNA und Reuters. Zum Teil lassen sich die Angaben nicht unabhängig überprüfen.

19.29 Uhr: In Ägypten wird wieder über Waffenruhe verhandelt

Noch gibt es keinen Durchbruch bei den Verhandlungen zwischen Israel und der Hamas über eine Waffenruhe und einen Geiseldeal. Immerhin sind am Abend aber neue Gespräche angelaufen: Delegationen aus den USA und Israel seien am Flughafen in Kairo angekommen, heißt es unter anderem im israelischen Nachrichtenportal "Ynet".

Die Gespräche seien für mehrere Stunden angesetzt. Mit dabei soll unter anderen auch der Chef des israelischen Auslandsgeheimdienstes Mossad, David Barnea, sein.

Als einer der größten Streitpunkte in den aktuellen Verhandlungen gilt die Frage, welche Kontrolle Israel künftig über den Gazastreifen haben soll.

17.05 Uhr: Laut US-Botschafterin ist Waffenruhe "in Sicht"

Eine Waffenruhe im Gazastreifen und ein Geisel-Deal rücken nach Ansicht der US-Botschafterin bei den Vereinten Nationen immer näher. Eine entsprechende Vereinbarung sei "nun in Sicht", sagte Linda Thomas-Greenfield vor dem UN-Sicherheitsrat. Sie appellierte an das 15-köpfige Gremium, die radikal-islamische Palästinenserorganisation Hamas dazu zu bewegen, den jüngsten Vorschlag anzunehmen.

Thomas-Greenfield wörtlich: "Es ist ein entscheidender Moment für die Gespräche über eine Waffenruhe und für die Region." Nach den Worten der Botschafterin sollte jetzt jedes Mitglied des UN-Sicherheitsrates "starke Signale an andere Akteure in der Region" senden. Dabei gehe es auch darum, "Handlungen zu unterbinden, die uns von einem Abkommen abbringen würden".

16.50 Uhr: Armee: Geisel-Leichen weisen Schussspuren auf

Die Leichen von sechs Geiseln, die Israels Militär kürzlich im Gazastreifen geborgen hat, weisen Armeeangaben zufolge Spuren von Schüssen auf. Die toten Körper von vier Personen, die in der Nähe gefunden worden seien und die mutmaßlich die Geiseln bewacht hätten, zeigten dagegen keine Schussspuren, teilte das Militär weiter mit. 

Die Armee kann demnach aber keine Aussage machen, was dies bedeute oder wie die aus Israel entführten Männer gestorben seien. Es handle sich um vorläufige Ergebnisse, erklärte das Militär zudem. Einige israelische Medien hatten zunächst gemeldet, die Armee gehe davon aus, dass die Geiseln ermordet worden seien.

15.15 Uhr: USA erhöhen Druck auf Israel

Angesichts der bislang erfolglosen Verhandlungen über eine Waffenruhe und die Freilassung der Geiseln im Gazastreifen haben die USA den Druck auf ihren Verbündeten Israel erhöht. In einer Erklärung des Weißen Hauses hieß es am Mittwoch (Ortszeit), US-Präsident Joe Biden habe in seinem jüngsten Telefonat mit Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu die Dringlichkeit einer Einigung auf ein Abkommen mit der radikalislamischen Hamas betont.

Israelischen Medien zufolge ist eine neue Verhandlungsrunde für Freitag und Samstag in Kairo angesetzt.

14.30 Uhr: Öltanker treibt nach Angriff führungslos im Roten Meer

Die Besatzung des mutmaßlich von Huthi-Rebellen aus Jemen beschossenen griechischen Öltankers "Sounion" hat das mit bis zu einer Million Barrel Öl beladene Schiff verlassen. Die 25 Besatzungsmitglieder seien nach Dschibuti gebracht worden, teilte ein Vertreter des EU-Marine-Einsatzes "Aspides" zum Schutz der Schifffahrtswege mit. Das Schiff liege nun zwischen Jemen und Eritrea vor Anker, verlautete aus Sicherheitskreisen.

Zu dem Angriff auf die "Sounion" hat sich die mit Iran verbündete Huthi-Miliz bislang nicht bekannt. Das Schiff war am Mittwoch etwa 77 Seemeilen westlich der jemenitischen Hafenstadt Hodeidah von mehreren Geschossen getroffen worden und trieb danach manövrierunfähig im Roten Meer. Vor der Evakuierung der Besatzung wurde nach Angaben des EU-Marine-Einsatzes ein unbemanntes Überwasserfahrzeug zerstört, das eine Bedrohung für die "Sounion" dargestellt habe.

12.28 Uhr: Israel verstärkt Angriffe im Gazastreifen

Israel hat seine Kampfhandlungen im Gazastreifen gegen die radikal-islamische Hamas-Miliz trotz Warnungen aus den USA verstärkt. Die israelische Armee griff vor allem Ziele im Zentrum und im Süden des Küstenstreifens an, in dem zahlreiche Menschen auf der Flucht sind. Das israelische Militär teilte mit, das Vorgehen sei in den vergangenen 24 Stunden verstärkt worden. Dutzende Militärstrukturen seien dabei zerstört worden. Im Süden bei Rafah seien 50 Militante getötet worden. Nach palästinensischen Angaben wurden zuletzt mindestens 22 Menschen getötet.

Die Eskalation kam nur wenige Stunden nach einem Telefonat am Mittwoch von US-Präsident Joe Biden und Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu. Laut US-Präsidialamt pochte Biden dabei auf eine Waffenruhe. Seit Monaten finden dazu Verhandlungen statt, bisher aber ohne Durchbruch.

12.19 Uhr: Vier Festnahmen nach Überfall auf palästinensisches Dorf

Eine Woche nach dem Überfall radikaler jüdischer Siedler auf das palästinensische Dorf Jit sind vier Tatverdächtige festgenommen worden. Es handelt sich um einen Minderjährigen und drei Erwachsene, teilten der israelische Inlandsgeheimdienst Schin Bet und die Polizei mit. Sie stünden unter Verdacht, "an mehreren terroristischen Vorfällen gegen Palästinenser beteiligt gewesen zu sein".

Den Überfall vom 15. August bezeichneten Polizei und Schin Bet in der gemeinsamen Erklärung als "einen schweren terroristischen Vorfall". Die Ermittlungen dauerten an. Nach Polizeiangaben wurden dabei ein Palästinenser getötet sowie ein weiterer verletzt. Ferner wurden Gebäude und Fahrzeuge in Brand gesetzt. Mehrere israelische Politiker und ausländische Diplomaten verurteilten den Angriff. Der Außenbeauftragte der EU, Josep Borrell, forderte EU-Sanktionen gegen die Unterstützer radikaler jüdischer Siedler, darunter auch gegen Mitglieder der israelischen Regierung.

11.24 Uhr: Irans Außenminister will bessere Beziehungen zu Europa

Irans neuer Außenminister Abbas Araghchi plant angesichts internationaler Sanktionen und politischer Isolation eine Wiederannäherung an den Westen. Sein Ministerium werde sich bemühen, "die Spannungen mit Washington zu bewältigen und die Beziehungen zu den europäischen Ländern wiederherzustellen", sagte der 61 Jahre alte Diplomat der iranischen Agentur Isna nach der Bestätigung im Amt.

Er forderte den Westen jedoch auf, seine "feindselige Haltung" aufzugeben, um auf eine Wiederbelebung des Wiener Atomabkommens von 2015 hinzuarbeiten. Kritiker haben gedämpfte Erwartungen an den Diplomaten, der Irans Unterstützung militanter Gruppen im Kampf gegen den Erzfeind Israel unverändert fortführen dürfte.

11.17 Uhr: Tote bei Kämpfen im Gazastreifen

Bei israelischen Angriffen auf Ziele im Gazastreifen sind erneut mehrere Menschen getötet worden. Die palästinensische Nachrichtenagentur Wafa berichtete von elf Toten durch einen israelischen Angriff auf ein Haus in Beit Lahia im Norden des Küstengebiets. Die meisten Opfer sollen demnach Minderjährige und Frauen sein. Eine Sprecherin der israelischen Armee sagte auf Anfrage, der Angriff in der Nacht habe einem Terroristen gegolten. Über weitere Opfer sei dem Militär bislang nichts bekannt. Die Angaben beider Seiten ließen sich zunächst nicht unabhängig überprüfen.

Die Kämpfe dauerten dem Militär zufolge auch in weiteren Teilen des Palästinensergebiets an. In der Stadt Rafah im Süden des Küstenstreifens hätten demnach Soldaten am Vortag mehr als 50 Terroristen getötet. Zudem sei terroristische Infrastruktur zerstört worden.

10.11 Uhr: Palästinenser – Tote nach Armee-Einsatz im Westjordanland

Bei einem israelischen Armeeeinsatz im Westjordanland sind palästinensischen Angaben zufolge drei Menschen ums Leben gekommen. Israels Militär habe ein Haus in einem Flüchtlingsviertel im Norden des Westjordanlands angegriffen, teilte das Gesundheitsministerium in Ramallah mit. Palästinensischen Berichten zufolge attackierte die Armee das Gebäude in der Stadt Tulkarem mit einer Rakete. Die Leichen der drei getöteten Palästinenser seien geborgen worden.

Israels Armee teilte auf Anfrage mit, Bewaffnete seien das Ziel des "Anti-Terror-Einsatzes" gewesen. Für den Angriff sei ein Fluggerät genutzt worden. Bei ihren Razzien im Westjordanland setzt die israelische Armee häufig Drohnen ein, die Raketen abfeuern.

09.53 Uhr: Hilfsorganisationen warnen vor Polio-Ausbreitung in Gaza

Hilfsorganisationen fordern gemeinsam einen sofortigen Waffenstillstand, um lebensrettende Impfungen von über 640.000 Kindern unter zehn Jahren in Gaza durchführen zu können, nachdem der erste Infektionsfall nach 25 Jahren bereits bestätigt. Neben der bestätigten Erkrankung gibt es darüber hinaus weitere Verdachtsfälle. Für mindestens 50.000 Kinder, die während der Eskalation der letzten zehn Monate geboren wurden, ist es aufgrund des zusammengebrochenen Gesundheitssystems höchst unwahrscheinlich, dass sie eine Immunisierung erhalten haben.

08.30 Uhr: Weniger Freiheit für Israels Presse

Die lebendige Medienlandschaft in Israel ist gefährdet, warnen Fachleute. Die Regierung versuche gezielt, die Pressefreiheit einzuschränken, sagen Ayala Panievsky, israelische Medienwissenschaftlerin an der Universität Cambridge, sowie Anat Saragusti, die die Abteilung für Pressefreiheit der israelischen Journalistengewerkschaft leitet.

Dafür spricht die Rangliste der Pressefreiheit der Nichtregierungsorganisation Reporter ohne Grenzen (ROG). Israel erzielte 2024 das zweitschlechteste Ergebnis seit Einführung des Rankings: 101 von 180. Seit dem Krieg in Gaza, mit dem Israel auf den Terrorangriff der Hamas des 7. Oktober 2023 reagierte, sei der Druck auf Journalisten gestiegen. Kritische, von der politischen Mehrheitsmeinung abweichende Stimmen seien sehr viel seltener zu hören, sagt ROG und macht Israels Regierung mitverantwortlich.

06.50 Uhr: Geisel-Eltern halten bewegende Rede bei Parteitag der US-Demokraten

Die Geiseln der radikalislamischen Hamas sind auch beim Parteitag der US-Demokraten in Chicago Thema gewesen. Die Eltern einer 23-jährigen amerikanischen Geisel, die beim von der Hamas angeführten Terrorangriff auf Israel am 7. Oktober verschleppt wurde, hielten vor den Delegierten am Mittwoch eine bewegende Rede, in der sie die Freilassung von Dutzenden Menschen forderten, die sich noch in der Gewalt der Extremisten im Gazastreifen befinden. Jon Polins Sohn Hersh Goldberg-Polin verlor einen Teil seines Arms, er wurde von einem Musikfestival verschleppt, das er in Israel besucht hatte.

Polin und seine Frau Rachel Goldberg-Polin wurden mit ausgiebigem Applaus begrüßt. Tausende Delegierte in Chicago skandierten: "Bringt sie nach Hause." Das Paar ließ in seiner zehnminütigen Rede die Politik außen vor. Jon Polin sagte jedoch, die Familien der Geiseln träfen sich regelmäßig in Washington und seien erfreut über die parteiübergreifende Unterstützung im Streben nach der Freilassung ihrer Angehörigen. Ronen und Orna Neutra, die Eltern der Geisel Omer Neutra, hatten im Juli beim Parteitag der Republikaner die Gelegenheit erhalten, zu sprechen.

05.57 Uhr: Mindestens elf Tote bei israelischem Angriff auf Wohnhaus in Beit Lahija

Bei einem israelischen Luftangriff auf ein Wohnhaus in der Stadt Beit Lahija im Norden des Gazastreifens sind am frühen Donnerstagmorgen mindestens elf Menschen getötet worden. Das berichtet die amtliche palästinensische Nachrichtenagentur Wafa. Weitere Einzelheiten, auch ob es Verletzte gab, sind zunächst nicht bekannt.

02.28 Uhr: Biden drängt Netanjahu in Telefonat zu Abkommen über Gaza-Waffenruhe

US-Präsident Joe Biden hat den israelischen Regierungschef Benjamin Netanjahu in einem Telefonat zu einer Waffenruhe im Gazastreifen mit der islamistischen Hamas gedrängt. Er habe deutlich gemacht, dass das Abkommen über eine Waffenruhe und die Freilassung von Geiseln zum Abschluss gebracht werden müsse, erklärte Biden am Mittwoch (Ortszeit) im Onlinedienst X. Es sei auch um die bevorstehenden Gespräche in der ägyptischen Hauptstadt Kairo zur Beseitigung verbleibender Hindernisse gegangen. Biden habe Netanjahu auch über die Bemühungen der USA informiert, Israels Verteidigung gegen die Bedrohung "durch den Iran und seine Stellvertreter-Terrorgruppen" zu unterstützen.

In einer Erklärung des Weißen Hauses hieß es, Biden habe die Dringlichkeit einer Einigung auf ein Abkommen betont. In dem Telefonat hätten Biden und Netanjahu im Beisein von US-Vizepräsidentin Kamala Harris über "die Waffenruhe- und Geiselfreilassungsvereinbarung" gesprochen sowie über "diplomatische Bemühungen zur Deeskalation der regionalen Spannungen", teilte das Weiße Haus weiter mit.

Donnerstag, 22. August 2024

Karte: Die militärische Lage im Norden Israels

Hinweis: Diese Informationen sind nicht vollständig unabhängig überprüfbar. Sie werden vom ISW, einem gemeinnützigen, überparteilichen Politikforschungsinstitut mit Sitz in den USA, einmal pro Tag zur Verfügung gestellt. Dadurch kann es zu Verzögerungen im Vergleich zum aktuellen Geschehen kommen.