Seit zwei Monaten ist Rupa bereits mit ihrem drei Jahre alten Sohn durch Indien unterwegs. Ihr Ziel: Das Manipal-Hospital in Bengalore im Süden. Dort verspricht sich Rupa für den dreijährigen Imtihan lebensrettende medizinische Unterstützung.
Rupas Mann konnte die beiden nicht begleiten: Er arbeitet als Fahrer, verdient umgerechnet etwa 250 Euro im Monat, erzählt Rupa. Zu wenig, um alles stehen und liegen zu lassen. "Wir haben kaum Geld. Das ganze Dorf hat zusammengelegt, damit wir beide nach Bagalore reisen konnten", sagt Rupa im Interview mit Kontrovers - Die Story.
Rupas Sohn Imtihan ist seit seiner Geburt herzkrank. Lebensgefährlich, wenn er nicht bald operiert wird.
Kontrovers - Die Story im Video: Von München nach Indien - Lebensrettende Operation für herzkranke Kinder
Mehr angeborene Herzfehler in Indien als in Deutschland
Während ein angeborener Herzfehler wie der von Imtihan in Deutschland etwa jedes 100. Kind betrifft, sind in Ländern wie Indien etwa doppelt bis dreimal so viele betroffen.
Medizinisch sind die Herzoperationen in Indien ebenso möglich wie in Deutschland. Die Herausforderung für die Patienten ist, überhaupt zur Behandlung zu kommen. Denn Indien ist etwa neunmal größer als Deutschland.
Das verlangt den Familien viel ab, sagt Dr. Joseph Xavier: "Die Eltern müssen mit ihrem Kind weit reisen, sie verlieren wochenlang ihr Einkommen, ihre Lebensgrundlange, um zum Krankenhaus zu kommen. Es ist ein Kampf für sie."
Spenden ermöglichen Herzoperationen bei Kindern
Um die bestmögliche medizinische Behandlung für herzkranke Kinder zu ermöglichen, engagiert sich der Münchner Norbert Reithmann. Er bringt Herzspezialisten aus beiden Ländern zusammen: Damit sie sich gegenseitig austauschen und um Kindern in Indien zu helfen.
Mithilfe seiner gegründeten IT-Firma konnte der gebürtige Oberpfälzer die Organisation "ENR Social Projects" gründen. Die Idee: Der Verein übernimmt dank Spenden, unter anderem der BR-Benefizaktion "Sternstunden", die Kosten des Krankenhausaufenthalts für die herzkranken Kinder. Herzspezialisten aus Bayern, wie etwa Prof. Harald Kaemmerer vom Deutschen Herzzentrum München, stehen in regelmäßigem Erfahrungsaustausch mit ihren indischen Kollegen. Dr. Joseph Xavier vom Manipal Hospital im indischen Bengalore operiert zudem honorarfrei.
Bei kleinstem Infekt - keine OP für Imtihan
Rupa und ihr Sohn waren schon in mehreren Krankenhäusern. Schließlich wurde sie an Dr. Joseph Xavier am Manipal Hospital vermittelt. Den ganzen Tag lang untersucht der Arzt Imtihan. Die kleinste Infektion kann Hoffnungen auf eine Operation zunichtemachen.
Dann steht fest: Es geht ihm schlechter, als Dr. Joseph Xavier annahm: "Sein Blut fließt nicht richtig zur Lunge, die Arterie ist nicht ausreichend gewachsen. Zudem hat er ein großes Loch zwischen zwei Herzkammern."
Herzchirurgie bei Kindern: Wachsamkeit und Improvisation
Der Herzchirurg ist jetzt sicher: Der Junge muss operiert werden, gleich am nächsten Tag. Sein Leben ist in Gefahr. Das Operationsteam muss auf alles vorbereitet sein. Gerade bei so jungen Herzen läuft nichts nach Plan.
Außerdem hat der Herzchirurg kein modernes Herzkatheterlabor zur Verfügung. Er kann den Zustand der Arterien somit nicht vor Beginn der Operation prüfen. Der Plan: Zwei Operationen, damit Imtihan sich nach der ersten OP erholen und stärker werden kann.
Wendung während der OP
Dann beginnt die Operation. Doch sie verläuft anders als erwartet. Dr. Joseph Xavier unterbricht den Eingriff und bespricht sich mit seinem Team. Sie treffen eine Entscheidung - und operieren weiter. "Während der OP haben wir gesehen, dass sein Organ und die Blutbahnen gerade groß genug ausgebildet waren, dass wir den Schaden komplett reparieren können", erklärt der Herzchirurg in der Doku von Kontrovers - Die Story.
Fünf Stunden dauert der lebensgefährliche Eingriff, eine Herz-Lungen-Maschine hält den Jungen am Leben. Dann endlich kann das kleine Herz wieder alleine schlagen. Der Chirurg ist zufrieden: "Die Operation war erfolgreich, aber wir müssen ihn jetzt genau beobachten."
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