Die Taliban übernehmen die Macht und sind im Präsidentenpalast in Kabul.
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Die Taliban haben die Macht in Afghanistan übernommen. Jetzt stellt sich die Frage: Welche Staaten haben welche Interessen?

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Machtvakuum Afghanistan: Wer hat welche Interessen?

Machtvakuum Afghanistan: Wer hat welche Interessen?

Der Westen ist in Afghanistan gescheitert, Russland, Pakistan und der Iran reagieren mit Schadenfreude. Jetzt versuchen sie, ihre Interessen vor Ort zu sichern. Aber auch China unterhält Kontakte zu den Taliban. Wer spielt künftig welche Rolle?

Ein stabiles Afghanistan liegt im Interesse aller Staaten, um große Flüchtlingsströme zu verhindern, um den Drogenhandel nicht noch weiter ausufern zu lassen und um das Erstarken möglicherweise neuer Terrorgruppen in Afghanistan zu verhindern. Es wird darauf ankommen, ob die Taliban in der Lage sind, das zersplitterte Land auf Dauer zu kontrollieren. Das hängt auch vom Verhältnis zu den Regionalmächten ab. Einen "Paria-Staat", wie unter dem fünfjährigen Taliban-Regime bis 2001, wird es deshalb in Afghanistan wohl nicht mehr geben, glaubt der Südasien-Experte Christian Wagner von der Stiftung Wissenschaft und Politik.

Russlands Sonderrolle in Afghanistan

Mehr als alle anderen Länder ist Russland vertraut mit den Machtverhältnissen in Afghanistan. Mit Zamir Kabulow hat Präsident Putin einen hochrangigen und gut vernetzten Sonderbeauftragten für Afghanistan. Wie die Moskau-Korrespondentin der ARD, Martha Wilczynski berichtet, kamen zuletzt Vertreter der Taliban mehrfach zu Gesprächen nach Moskau. Kabulows Worten zufolge könne Russland dadurch die Situation vor Ort sehr gut einschätzen. Man habe keinen Grund zur Besorgnis, zitieren ihn russische Medien. Im Gegenteil: Die Taliban seien sogar bessere Partner "als die Kabuler Marionettenregierung".

Allerdings ist die Terrorgefahr für Russland weiterhin existent: Von Afghanistan aus hätten islamistische Milizen über Tadschikistan einen kurzen Weg nach Russland.

Gelingt den Taliban eine stabile Regierung?

Einiges wird davon abhängen, ob es den Taliban gelingt, eine Regierung mit vielen Beteiligten zu bilden, glaubt Politikwissenschaftler Wagner. Dazu gehört auch die schiitische Minderheit im Land. Das könnte auch das Verhältnis zum schiitisch geprägten Iran verbessern. Das Nachbarland im Westen fürchtet vor allem erneute Flüchtlingsströme, wenn die Taliban Andersgläubige vertreiben. Ein Problem zwischen den beiden Ländern ist auch der Drogenhandel. Der Iran hat seit Jahren ein massives Problem mit den vielen Drogen aus Afghanistan, sagt Christian Wagner. Der Opiumanbau ist allerdings eine wichtige Einnahmequelle für die Taliban.

Wirtschaftlicher Aufschwung mit Hilfe Chinas?

Deshalb könnten neue strategische Partnerschaften den Taliban nützen, sagt Christian Wagner. Etwa wenn China in Infrastrukturprojekte in Afghanistan investiert, unterstützt das die Taliban in ihrer innenpolitischen Legitimierung. Im Gegenzug wird China darauf drängen, dass die Taliban gegen militante uigurische Gruppen in Afghanistan vorgehen. In den vergangenen Jahren sind zahlreiche, im südlichen China unterdrückte Uiguren über die Grenze nach Afghanistan geflüchtet. Einige davon hatten sich den Taliban angeschlossen, weshalb China terroristische Akte fürchtet. Schon seit einiger Zeit unterhält China Kontakt auch zu den Taliban, die sie als politische Macht sehen und nicht als Terrorgruppe, wie Astrid Freyeisen für das ARD-Studio in Shanghai berichtet. Die wirtschaftlichen Beziehungen zwischen den beiden Ländern ruhen weitgehend, allerdings gibt es Verträge über Ölbohrungen und Schürfrechte für Kupfer. Auch für das chinesische Prestigeprojekt, die neue Seidenstraße, dürfte Afghanistan eine strategische Rolle spielen.

  • Zum Artikel: Afghanistans Bodenschätze locken China und die Türkei an
Menschen auf der Flucht aus Afghanistan
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