Mit Skepsis schaut der Physiker und Corona-Modellierer Prof. Dirk Brockmann auf die Änderungen, die zum 20. März in Kraft treten sollen. In öffentlichen Verkehrsmitteln sowie in Kliniken und Pflegeheimen würde weiterhin eine Maskenpflicht gelten, in anderen Innenräumen wie Geschäften aber nicht mehr.
Wenn das so komme, dann rechne er damit, dass "die Infektionsdynamik dadurch sehr viel stärker wieder verstärkt wird, als bei vielen der anderen Regeln wie 2G plus und 3G", so Brockmann im Interview mit Bayern 2.
Masken bleiben wirksame Schutzmaßnahme
Das Tragen von FFP-2-Masken sei eine sehr wirksame Schutzmaßnahme. Ein Wegfall, etwa in Supermärkten, hält Brockmann "persönlich für einen Fehler". In den vergangenen beiden Jahren seien viele Arbeiten erschienen, die zeigten, wie stark die Masken die Übertragungswahrscheinlichkeit reduzierten. Und: es mache ja nicht viel Mühe eine Maske zu tragen, so der Physiker. Gerade im Lichte einer ansteigenden Hospitalisierungsrate sei das aber sinnvoll, um weitere Todesfälle zu vermeiden.
Verlauf nach 20. März schwer vorherzusagen
Der genaue Verlauf der Corona-Inzidenz bei einem Wegfall der meisten Maßnahmen ab dem 20. März sei schwer vorherzusagen, so Brockmann. "Wenn jetzt sehr stark gelockert wird, hängt es davon ab, wie viele immunnaive Menschen noch in der Bevölkerung sind, das heißt, die entweder noch keine Impfung haben oder das Virus noch nicht gesehen haben." Das sei relativ schwer abzuschätzen. "Deshalb ist es sehr schwer zu sagen, wie stark diese zweite Omikron-Welle aussieht", so der Wissenschaftler.
Omikron nicht unterschätzen
Allerdings könne man bereits jetzt messen, dass es im Kontaktverhalten starke Anstiege gebe: "Es gibt in einigen Bundesländern einen starken Trieb zur Normalität, weil Omikron nicht mehr als so starke Gefahr wahrgenommen wird, was aber nicht so ist, insbesondere für Ungeimpfte und ältere Personen. Und das trägt dazu bei, in Kombination mit der BA2-Variante, dass die Zahlen wieder ansteigen."
Vorausschauend handeln, schnell reagieren
Mit Blick auf den kommenden Herbst rät Brockmann zu vorausschauendem Handeln. Man dürfe das Corona-Problem nicht einfach ignorieren. Wichtig sei es, beim Auftreten neuer Varianten schnell reagieren zu können. Dazu müssten bereits jetzt Pläne gemacht werden, "dass man nicht dann, wenn eine neue Variante kommt, wieder vier oder acht Wochen überlegt, was man jetzt macht, sondern dass man klare Konzepte entwickelt, was ist, wenn eine stärkere Delta-Variante kommt."
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