Rauchschwaden des seit Tagen andauernden Großbrands liegen über der griechischen Ferieninsel Rhodos. Viele Dörfer und Hotelanlagen wurden evakuiert. Zahlreiche Menschen mussten nun die Nacht im Freien verbringen.
Auch ausländische Touristen in Sicherheit gebracht
Laut griechischer Regierung sind wegen der schweren Waldbrände seit Samstag 19.000 Menschen aus Dörfern und Hotels in Sicherheit gebracht worden. Das teilte das Büro von Ministerpräsident Kyriakos Mitsotakis am Sonntagvormittag mit. Es handele sich um die größte Evakuierungsaktion, die es jemals in Griechenland gegeben habe, hieß es. Nach ersten Schätzungen der Polizei seien 16.000 Menschen auf dem Landweg und 3.000 Menschen von Stränden aus über das Meer in Sicherheit gebracht worden.
Vorsorglich seien bislang zwölf Dörfer sowie sämtliche Hotels in den betroffenen Regionen evakuiert worden. Besonders betroffen war die bei Touristen beliebte Region rund um den Ferienort Lindos mit seiner berühmten Akropolis aus dem 4. Jahrhundert.
Krisenstab aktiviert
Nach Angaben des deutschen Reiseverbandes sind auch deutsche Urlauber von den Evakuierungen betroffen. Der BR konnte mit Matthias Kerscher und Sara Baumer aus der Nähe von Roding, Landkreis Cham in der Oberpfalz sprechen. Die beiden flohen aus ihrem Hotel vor dem Brand, als immer mehr Rauchschwaden aufkamen. Mitten in der Nacht brachte sie ein Ausflugsschiff in die Stadt Rhodos. "Wir wollen nur noch heim", erzählten sie.
Das Außenministerium in Athen teilte mit, es habe seinen Krisenstab aktiviert, um die Evakuierung ausländischer Besucher zu unterstützen. Ein Sprecher des Auswärtigen Amts erklärte: "Wir stehen zu den Waldbränden und der Lage auf Rhodos in engem Austausch mit den griechischen Behörden und den Reiseveranstaltern." Ein Team der deutschen Botschaft Athen und der deutsche Honorarkonsul sei vor Ort, um betroffene deutsche Staatsangehörigen bei Bedarf konsularisch zu unterstützen. Die Reise- und Sicherheitshinweise für Griechenland würden laufend weiter überprüft und angepasst, wenn nötig.
Hotspot für Touristen am Flughafen Rhodos eingerichtet
Am Flughafen der Insel Rhodos hat das griechische Außenministerium hat einen Hotspot eingerichtet, an dem Touristen unbürokratisch eine Ausreisegenehmigung erhalten, wenn sie wegen der großen Waldbrände keine Ausweispapiere mehr haben. Das berichtete der griechische Staatssender ERT.
Der Krisenstab des Zivilschutzes hat zwei Telefonnummern für ausländische Besucher eingerichtet, wenn sie Angehörige vermissen. Sie lauten +30 210 3681259 und +30 210 3681350, wie die Behörde auf Twitter mitteilte. Laut der deutschen Botschaft in Griechenland können deutsche Staatsangehörige wiederum die Botschaft Athen unter den Nummern +30 693 23 381 53 und +30 697 22 334 89 erreichen.
Die Behörden riefen zu Sachspenden auf. "Wir haben jetzt 4.000 bis 5.000 Menschen in verschiedenen Einrichtungen untergebracht", sagte Thanasis Virinis, ein örtlicher Vizebürgermeister, dem Sender Mega. Benötigt würden etwa Matratzen und Bettwäsche. Ein Sprecher der Feuerwehr sagte dem Sender Skai, die Evakuierten hätten Essen und Wasser erhalten und würden medizinisch versorgt.
Tui fliegt vorerst keine Touristen nach Rhodos
Derweil landeten trotz der überbordenden Probleme und andauernden Brände im Laufe des Sonntags neue Ferienflieger, wie der Vizebürgermeister der Insel Thanasis Virinis am Sonntagmorgen dem TV-Sender Mega sagte.
Tui gab am Sonntagmittag bekannt, angesichts der starken Waldbrände vorerst keine Touristen mehr nach Rhodos zu bringen. Die Flugverbindungen blieben aber bestehen, um Gäste zurück nach Deutschland zu fliegen, sagte Aage Dünhaupt, Leiter Kommunikation von Tui Deutschland, der Deutschen Presse-Agentur. Zudem könnten viele Reisende von ihrem Flug zurücktreten. Gäste, die bis kommenden Freitag nach Rhodos gebucht seien, könnten kostenfrei stornieren oder auf ein anderes Urlaubsziel umbuchen. Der Tui-Konzern habe insgesamt derzeit etwa 39.000 Gäste auf Rhodos, sagte Dünhaupt, 7.800 von ihnen seien vom Feuer betroffen und evakuiert worden.
Auch der Reisekonzern DER Touristik streicht einige Angebote: "Alle Reisen in den Süden von Rhodos werden aktiv bis einschließlich Mittwoch (26.7.2023) abgesagt", teilte Pressesprecherin Angela de Sando mit. Für alle anderen Rhodos-Regionen biete der Konzern kostenlose Stornierungen und Umbuchungen bis zum Reisebeginn 26. Juli an.
Starker Wind facht Feuer weiter an
Die Brände tobten unterdessen weiter. Für Sonntag und auch Montag ist keine Entspannung in Sicht - zumal es weiterhin stark windete. Ein Sprecher der Feuerwehr sprach gegenüber dem Staatssender ERT von drei großen Fronten. Es handelt sich um Brände rund um den Ferienort Kiotari, das Dorf Apollona und den Stausee Gadoura.
"Das ist kein Feuer, das morgen oder übermorgen vorbei ist", sagte Feuerwehr-Sprecher Vassilis Varthakogiannis dem Sender Skai TV. Der Brand auf Rhodos werde ihnen "tagelang zu schaffen machen".
Hohe Waldbrandgefahr in Griechenland
Der griechische Zivilschutz warnte für Sonntag für weite Teile Griechenlands vor extrem hoher Waldbrandgefahr. Die höchste Alarmstufe fünf galt neben Rhodos auch für Mittelgriechenland, den Westen und Nordosten der Halbinsel Peloponnes sowie den Großraum Athen und die Insel Euböa.
Seit Tagen hat eine starke Hitzewelle mit vielerorts Temperaturen von über 40 Grad das Land im Griff. Auch zuvor war es bereits länger heiß und trocken. In Griechenland wurden für dieses Wochenende Temperaturen von über 44 Grad vorausgesagt. In dem Land wüten aktuell zahlreiche Waldbrände. Nach Angaben der Feuerwehr brachen zuletzt innerhalb von 24 Stunden 46 neue Brände aus.
Mit Informationen von dpa, AFP und Reuters
Im Video: Ein junger Mann aus Ostbayern und seine Freundin wurden mit Booten übers Wasser gerettet
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