Ben Bernanke, Douglas Diamond und Philip Dybvig erhalten den Wirtschaftsnobelpreis 2022
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Nobelpreis für Wirtschaft geht an drei US-Forscher

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Wirtschaftsnobelpreis für US-Forscher für Arbeiten zu Banken

Die drei US-Ökonomen Ben Bernanke, Douglas Diamond und Philip Dybvig erhalten den diesjährigen Wirtschaftsnobelpreis. Die Königlich-Schwedische Akademie der Wissenschaften würdigt damit ihre Forschung zu Banken und Finanzkrisen.

Über dieses Thema berichtet: BR24 am .

Der diesjährige Preis für Wirtschaftswissenschaften im Gedenken an Alfred Nobel geht an Ben Bernanke von der Brookings Institution, der früher auch Chef der US-Notenbank war, Douglas Diamond von der Universität von Chicago und Philip Dybvig von Washington University in St. Louis. Das gab die Königliche Schwedische Akademie der Wissenschaften am Montag in Stockholm bekannt.

"Unbedingt notwendig, Bankzusammenbrüche zu vermeiden"

Sie würden ausgezeichnet "für die Forschung über Banken und Finanzkrisen". Ihre Arbeit hätte die Grundlagen gelegt, für die moderne Forschung über Banken, Regulierung und Krisenmanagement, heißt es. Damit hätten sie "unser Verständnis der Rolle der Banken in der Wirtschaft, insbesondere während Finanzkrisen, sowie der Regulierung der Finanzmärkte erheblich verbessert". Sie hätten gezeigt, "warum es unbedingt notwendig ist, Bankzusammenbrüche zu vermeiden".

Bernanke war zwischen 2006 und 2014 Chef der US-Notenbank. In seine Amtszeit fiel die Finanzkrise nach der Pleite der US-Bank Lehman Brothers im Jahr 2008. Als Forscher beschäftigte er sich intensiv mit der Finanzkrise der 1930er-Jahre und habe belegt, wie gefährlich es sein könne, wenn Anleger und Sparer in Panik ihre Guthaben bei Banken abheben.

Diamond und Dybvig entwickelten theoretische Modelle, die zeigen, warum Banken existieren und warum ihre Rolle in der Gesellschaft sie anfällig für Gerüchte über ihren bevorstehenden Zusammenbruch macht. Und sie hätten erarbeitet, dass staatliche Garantien auf Spareinlagen verhindern könnten, dass eine Finanzkrise sich schnell ausweitet.

Arbeit der Wirtschaftsnobelpreisträger verbesserte Fähigkeit, mit Krisen umzugehen

"Die Erkenntnisse der Preisträger hat unsere Fähigkeit verbessert, sowohl ernste Kreisen als auch teure Rettungsmaßnahmen zu verhindern", erklärte der Vorsitzende des Komitees für den Preis in Wirtschaftswissenschaften, Tore Ellingsen. In der Finanzkrise von 2008 habe ihre Forschung den Realitätstest bestanden.

Bernanke arbeitete damals als Fed-Chef mit dem US-Finanzministerium zusammen, um wichtige Banken zu stützen und einen Mangel an Krediten zu lindern. Dafür wurden kurzfristige Zinsen auf null Prozent reduziert, er wies Zentralbank und Finanzministerium zum Ankauf von Hypotheken-Investitionen an und legte vorher nie da gewesene Kreditprogramme auf. Das beruhigte Investoren und festigte große Banken.

Das Vorgehen der US-Notenbank unter Bernanke konnte nicht die längste und schmerzlichste Rezession seit der Weltwirtschaftskrise verhindern. Im Rückblick half es aber, das Bankensystem zu retten und eine weitere Große Depression zu vermeiden.

Diamond und Dybvig hätten eine "optimale Lösung" dafür gezeigt, wie Ersparnisse in Investitionen gelenkt werden könnten. Sparer wollten im Falle unerwarteter Ausgaben sofortigen Zugang zu ihrem Geld, während Unternehmen und Hauseigentümer sicher sein wollten, dass sie ihre Kredite nicht vorzeitig zurückzahlen müssten. Bei diesen Interessenlagen fungierten Banken als Vermittler.

Wirtschaftsnobelpreis bildet den jährlichen Abschluss

Die Preisträger in der Kategorie Wirtschaftswissenschaften sind wie üblich zum Abschluss der jährlichen Nobelpreis-Bekanntgaben von der Königlich-Schwedischen Akademie der Wissenschaften in Stockholm verkündet worden. Dotiert ist der Wirtschaftsnobelpreis wie alle anderen Nobelpreise erneut mit zehn Millionen schwedischen Kronen – umgerechnet sind das derzeit knapp 920.000 Euro.

Im vergangenen Jahr waren die in den USA forschenden Ökonomen David Card, Joshua Angrist und Guido Imbens mit der Auszeichnung geehrt worden. Der einzige Wirtschaftsnobelpreisträger aus Deutschland ist bislang der Bonner Wissenschaftler Reinhard Selten gewesen. Er erhielt die Auszeichnung 1994 gemeinsam mit John Nash und John Harsanyi für ihre wegweisenden Beiträge zur nichtkooperativen Spieltheorie.

Alfred-Nobel-Gedächtnispreis für Wirtschaftswissenschaften

Der Wirtschaftsnobelpreis wird seit Ende der 1960er-Jahre vergeben und ist der einzige, der nicht auf das Testament von Preisstifter Alfred Nobel (1833-1896) zurückgeht. Er wurde von der schwedischen Zentralbank gestiftet und zählt somit streng genommen nicht zu den klassischen Nobelpreisen. Diese werden seit 1901 in den Kategorien Physik, Chemie, Medizin, Literatur und Friedensbemühungen verliehen.

Mit Material von dpa, AP und afp

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