Im Demokratieworkshop des Kreisjugendrings haben die Viertklässler der Grundschule St. Walburg in Eichstätt viel gelernt.
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Im Demokratieworkshop des Kreisjugendrings haben die Viertklässler der Grundschule St. Walburg in Eichstätt viel gelernt.

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Zammrüggn: Wie eine Initiative das Demokratiebewusstsein stärkt

Zammrüggn: Wie eine Initiative das Demokratiebewusstsein stärkt

Fakenews, politische Einflussnahme, Angriffe auf Politiker: Die Lage kurz vor der Bundestagswahl sei ernst, warnt die Nürnberger Initiative "Zammrüggn". Mit Projekten an Schulen, in Sportvereinen oder Podiumsdiskussionen will sie dem entgegenwirken.

Über dieses Thema berichtet: STATIONEN am .

Halb acht Uhr morgens. Zur ersten Stunde in der Grundschule St. Walburg in Eichstätt fährt ein bunter Bus auf den Hof. Kein Spielemobil, sondern es geht um etwas Ernstes und Wichtiges. Andrea Bittlmayer vom Kreisjugendring Eichstätt wird hier einen Demokratie-Workshop halten. "Die Demokratie ist in meinen Augen gefährdet", sagt sie. Und das sei auch der Grund, warum sie heute mit ihrem Team an der Schule ist. Bittlmayer will die Kinder erreichen, die "in Zukunft unsere Demokratie gestalten."

Fakenews entlarven lernen

Wie aber kann man einer vierten Klasse die Werte der Demokratie nahebringen? Das Team vom Kreisjugendring hat Spiele und Übungen vorbereitet, es wird Demokratie-Memory gespielt und das Thema Fake News behandelt.

Dafür zeigt Bittlmayer den Schülerinnen und Schülern etwa zwei Bilder – eines ist "echt", eines ist manipuliert. Die Kinder müssen herausfinden, welches "gefaked" ist. "Und dann besprechen wir mit ihnen, woran man das beispielsweise erkennen kann", erklärt Andrea Bittlmayer.

Gegen Hass und Spaltung

Das Demokratiebewusstsein stärken – das ist auch bei Erwachsenen enorm wichtig, finden die Macherinnen und Macher der Initiative "Zammrüggn" aus Nürnberg. Der parteiübergreifende Zusammenschluss kämpft gegen Hass und Spaltung und für ein respektvolles Miteinander. Die frühere SPD-Ministerin Renate Schmidt hat "Zammrüggn" – fränkisch für "Zusammenrücken" – ins Leben gerufen.

Sie sagt: "Ich habe die Demokratie bei uns in Deutschland eigentlich für selbstverständlich gehalten. Ich muss konstatieren, dass sie in der Zwischenzeit für zu viele nicht mehr selbstverständlich ist und dass diejenigen, die für die Demokratie sind, zu wenig tun. Und ich möchte nicht zu denen gehören, die zu wenig getan haben. Und deshalb sage ich, auch wenn man 80 plus ist, muss man noch etwas tun."

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Die frühere SPD-Ministerin Renate Schmidt hat "Zammrüggn" - fränkisch für "Zusammenrücken" - ins Leben gerufen.

Die Initiative lädt zu Podiumsdiskussionen ein, geht zu Fußballvereinen und in Schulen. "Zammrüggn" hofft auch, Menschen zu erreichen, die an der Demokratie zweifeln. Ihnen wolle sie deutlich zeigen, dass sie im Unrecht sind, so Renate Schmidt. Mit dabei bei "Zammrüggn" sind auch Nürnberger Künstlerinnen und Künstler wie Zahra Zahedi, der es "darum geht, dass wir eine Haltung zeigen, zusammenbleiben."

Kabarettist Bernd Regenauer hat den Namen "Zammrüggn" für den Demokratiepakt erfunden. "Wenn Demokratie in die falschen Hände gerät", glaubt er, "kann sie an ihrer eigenen Offenheit und Toleranz zugrunde gehen. Wehret den Anfängen, half nicht viel, denn wir sind mittendrin. Aber noch, noch geht was", ist Bernd Regenauer überzeugt. Jetzt im Bundestagswahlkampf wird der Demokratiepakt "Zammrüggn" darum besonders aktiv sein.

Workshop an Grundschule ein Erfolg

Im Demokratie-Workshop an der St.-Walburg-Grundschule in Eichstätt haben die Schülerinnen und Schüler inzwischen das Fake-Bild enttarnt. Für den Schüler Valentin eine wichtige Erfahrung. Bisher, sagt er, wusste er nicht, dass es solche Fälschungen überhaupt gibt. Er habe gedacht "eigentlich kann es nur echte Fotos geben. Und es ist ja ganz fies, wenn jemand einfach falsche Fotos macht."

Seine Mitschülerin Matilda findet es "schlimm, weil man Menschen total belügen kann". Die Schülerinnen und Schüler haben an diesem Vormittag also viel gelernt – und fanden den Demokratie-Unterricht sogar spannend. Auch die Workshop-Leiterin Andrea Bittlmayer ist begeistert, mit welchem Interesse sich die Kinder eingebracht haben. In zwei Tagen rollt der Bus zur nächsten Station, um Jugendlichen und Erwachsenen Demokratie näherzubringen.

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