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Falschnachrichten, manipulierte Bilder oder Videos, sogenannte Fake News, sind oft schwer zu erkennen. Man kann sich aber selbst davor schützen.

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Desinformation im Internet: Gezielter Angriff auf die Demokratie

Desinformation im Internet: Gezielter Angriff auf die Demokratie

Der Wahlkampf in den USA hat wieder gezeigt: Fehlinformationen, manipulierte Videos, plumpe Lügen - all das verbreitet sich auch über Soziale Medien in Windeseile. Kann das die Demokratie gefährden?

Über dieses Thema berichtet: Bayern 2 Die Welt am Abend am .

US-Justizminister Merrick Garland sprach von einer "russischen Geheimkampagne" - mit dem Ziel, die Wahlen in den USA zu beeinflussen. Auch rund um die Europawahl im Juni 2024 gab es Falschmeldungen, auf die die Bundeswahlleitung mit einer Richtigstellung im Internet reagierte.

Desinformationskampagnen im Internet gibt es inzwischen massenhaft - gerade vor politischen Wahlen. Eine Wissenschaftlerin und ein Wissenschaftler erklären, warum Falschinformationen oft schwer zu erkennen sind, was das Ziel von Desinformation ist, wie wir uns am besten davor schützen und wie KI den Urhebern von Fake News das Handwerk erleichtert.

Warum Falschnachrichten oft schwer zu erkennen sind

Falsche Nachrichten, schlichte Lügen, manipulierte Videos und Fotos - das Internet ist voll davon. Manchmal sind Fake News leicht zu erkennen. Oft aber auch nicht. "Die große Herausforderung gerade im Netz ist, dass Fehlinformationen sich auf unterschiedliche Ebenen beziehen können", sagt Lena Frischlich, Medien- und Kommunikationspsychologin an der Universität Odense. Ein Bild könne gefälscht sein, eine Aussage gelogen. Aber es könne eben auch alles in einem falschen Kontext auftauchen - etwa, wenn Zitate mit Bildern von Politikern kombiniert würden, die das so nie gesagt hätten, erklärt die Medien- und Kommunikationspsychologin.

Ein Ziel der Desinformation: möglichst viele Menschen erreichen

Den Urhebern von Fake News und Desinformationskampagnen geht es nicht darum, vereinzelte Posts zu senden, die nur einige wenige User in die Irre führen. Fake News-Vertreiber setzen auf Schneeballeffekte; Inhalte von Social Media werden geteilt, von Accounts gestreut, die wiederum auf Webseiten verweisen, die dann erneut in Umlauf gebracht werden. Durch KI mittels Automatisierung wird das deutlich einfacher. Ziel ist es, auch langfristig möglichst viele Menschen mit der Desinformation zu erreichen, um ihr Vertrauen in zum Beispiel Medien oder staatliche Institutionen dauerhaft zu erschüttern.

Fake News - mit und ohne KI

Wer Lügen bzw. Falschinformationen im Netz verbreiten will, braucht gar nicht so viel technisches Know-how. KI hilft zwar dabei, in der digitalen Welt Erstaunliches zusammenzubauen. Denn damit lassen sich sogenannte Deepfakes produzieren, etwa täuschend echt aussehende Videos, in denen man Menschen nachstellen und ihnen Sachen in den Mund legen kann. Solche Deepfakes sind schwer, "aus den Köpfen wieder zu verbannen", erklärt Alexander Pretschner, Professor für Software und System Engineering an der TU München und Vorstand des Bayerischen Forschungsinstituts für Digitale Transformation (bidt).

Nötig ist KI aber nicht unbedingt. Denn auch sogenannte Cheapfakes, also billig produzierte Inhalte und Bilder, die als Fake leicht erkennbar sind, verbreiten sich schnell und erfüllen ebenfalls ihren Zweck: die Desinformation der User.

Ein weiteres Ziel der Desinformation: Misstrauen schüren

Aber Saboteure wollen nicht nur möglichst viele Menschen mit irgendwelchen Fake News täuschen. Sie wollen "Misstrauen schüren, Misstrauen gegenüber Wahlprozessen, Misstrauen gegenüber etablierten politischen Institutionen oder auch den Medien im Allgemeinen", ordnet Pretschner den Zweck der Fehlinformationen ein.

Dies zeigen auch Untersuchungen zu Desinformationskampagnen im Umfeld vor Wahlen. Mit den Fake News soll die Verunsicherung zunehmen, das Vertrauen schwinden in - bis dato - bestehende Strukturen. Eine echte Gefahr für die Demokratie.

Was gegen Desinformation hilft

Wie man sich vor Desinformation schützen kann? "Man kann mit Wasserzeichen hantieren, man kann versuchen Detektoren zu bauen", erklärt der Pretschner. Er ist aber skeptisch, ob diese Werkzeuge wirklich präzise genug sind und so wirklich helfen können.

Pretschner setzt auf den eigenen Verstand als Schutz vor Desinformation. "Ich selbst bin der Ansicht, dass es die wichtigste Fähigkeit von Menschen ist, überprüfen zu können, ob Inhalte plausibel sind, ob das überhaupt sein kann", sagt Pretschner. Die Medien- und Kommunikationspsychologin Frischlich sieht das genauso und rät dazu, Nachrichten und Quellen zu hinterfragen.

Hilfe bei der Beurteilung der Echtheit von Informationen bietet der #Faktenfuchs:

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