In Großbritannien sind derzeit viele Obst- und Gemüseregale im Supermarkt leer. Tomaten, Paprika und Auberginen etwa sollen erst im Mai in großen Mengen wieder zu haben sein. Droht auch in Deutschland ein Mangel?
Das Bundeslandwirtschaftsministerium sieht keine Anzeichen, dass es wie in Großbritannien zu Engpässen bei der Versorgung mit Gemüse und Obst kommen könnte. "Derzeit ist die Versorgungslage in Deutschland mit frischem Obst und Gemüse gesichert", sagte eine Ministeriumssprecherin der Düsseldorfer "Rheinischen Post" vom Samstag. Allerdings habe es zuletzt weitere Preissteigerungen bei bestimmten Obst- und Gemüsearten gegeben.
Grund für höhere Preise: Wetter in Anbaugebieten
Unter anderem Tomaten, Paprika, Salatgurken sowie Mandarinen und Clementinen haben sich demnach verteuert. Ursache sei vor allem das ungünstige Wetter in den Hauptanbaugebieten in Italien und Spanien sowie begrenzte Erntemengen in Marokko und der Türkei. Hinzukämen höhere Frachtkosten und die von den hohen Energiekosten betroffene Glashausproduktion in den Niederlanden und Belgien.
Bauernverband: Sichere Versorgung dank EU-Binnenmarkt
Der Präsident des Deutschen Bauernverbandes, Joachim Rukwied, geht ebenfalls nicht von Engpässen wie in Großbritannien aus. "Die Meldungen von der Insel beweisen den großen Vorteil des EU-Binnenmarktes für die sichere Versorgung mit Lebensmitteln in Deutschland", sagte er gegenüber der "Rheinischen Post".
Zwar importiere auch Deutschland viel Gemüse und Obst, insbesondere aus Südeuropa. "Dabei macht der Brexit den Unterschied. Die bürokratischen und zeitaufwendigen Zollformalitäten schrecken viele Händler ab und die knappe Ware bleibt auf dem Kontinent", erklärt er.
Massive Engpässe in Großbritannien
In Großbritannien gibt es derzeit massive Engpässe bei Obst und Gemüse. Vor allem Paprika und Tomaten sind in den Supermärkten Mangelware. Politik und Verbände verweisen ebenfalls auf die Wetterbedingungen in Südeuropa und Nordafrika. Einen möglichen Zusammenhang mit dem Brexit wies ein britischer Regierungssprecher zurück. Eine konservative Parlamentsabgeordnete hatte zuvor mit dem Aufruf für scharfe Kritik gesorgt, die Verbraucher sollten lieber zu örtlichen Produkten wie Rüben greifen.
Mehrere Einzelhändler wie Marktführer Tesco und der Discounter Aldi haben wegen der Lieferschwierigkeiten den Verkauf einiger Produkte wie Tomaten oder Gurken rationiert. Die Knappheit einiger Obst- und Gemüsesorten sei nur die "Spitze des Eisbergs", sagte der stellvertretende Präsident des Agrarverbandes NFU, Tom Bradshaw, am Samstag. "Einzelhändler tun alles, um die Kosten während dieser Krise der Lebenshaltungskosten gering zu halten." Aber Landwirte und Züchter könnten es sich nicht leisten, in die künftige Lebensmittelproduktion zu investieren.
Mit Informationen von AFP und dpa.
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