Ein queeres Paar mit einer Regenbogenfahne.
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Papst Franziskus hat wohl auch schon Homosexuelle gesegnet

Am Freitag findet in München eine der ersten Segnungen Homosexueller in der katholischen Kirche statt, nachdem der Papst das kurz vor Weihnachten möglich gemacht hatte. Nun deutet Franziskus an, selbst auch schon diesen Segen gespendet zu haben.

Über dieses Thema berichtet: BR24 im BR Fernsehen am .

Seit Wochen streitet die katholische Kirche nun schon über die Segnung von Homosexuellen in einer Paarbeziehung. Nun hat Papst Franziskus erneut die umstrittene kirchliche Segnung von Menschen in gleichgeschlechtlichen Beziehungen verteidigt.

Franziskus zur Kritik an Segnung: "Das ist Heuchelei"

In einem Interview mit der italienischen Zeitschrift "Credere" sagte er: "Niemand regt sich auf, wenn ich einen Unternehmer segne, der vielleicht Menschen ausbeutet - und letzteres ist eine sehr schwere Sünde. Gleichzeitig ereifert man sich, wenn ich einen Homosexuellen segne. Das ist Heuchelei!" Die Zeitschrift veröffentlichte am Mittwoch Auszüge des Interviews vorab. Weiter betonte der Papst, im Zentrum des Dokuments "Fiducia supplicans", in dem das vatikanische Glaubensdikasterium die formlose Segnung von Menschen in gleichgeschlechtlichen Beziehungen empfiehlt, stehe die Aufnahmebereitschaft der Kirche für die Betroffenen.

Papst bringt Wort "Respekt" in Debatte ein

Erstmals brachte der Papst das Wort "Respekt" in die Segnungs-Debatte ein: "Wir alle müssen einander respektieren. Alle!" Auf die Frage, wie man denn ein homosexuelles Paar segnen könne, deutete der Papst an, dass er selbst auch schon gleichgeschlechtliche Menschen in Paarbeziehungen gesegnet habe. "Ich segne keine 'homosexuelle Ehe', ich segne zwei Personen, die sich lieben, und ich bitte sie, auch für mich zu beten."

Wenn ihn Homosexuelle oder wiederverheiratete Geschiedene in der Beichte ansprächen, bete er mit ihnen und dann "segne ich sie immer. Den Segen darf man niemandem verweigern!" Weiter führte er aus: "Achtung, ich spreche von Personen, von Menschen, die in der Lage sind, die Taufe zu empfangen."

Das "Segensdokument" Fiducia supplicans vom 18. Dezember hatte in vielen Ländern sowie innerhalb des Vatikans eine heftige Debatte ausgelöst. Unter anderem hatten sich die afrikanischen Bischöfe mit großer Mehrheit dagegen gestellt.

Segnung unter dem Motto "Gott ist Liebe"

Auf Basis des Segnungsdokuments aus dem Vatikan finden nun auch in Bayern erstmals Segnungen statt. In München findet am Freitagabend, 9. Februar, in der Jesuitenkirche St. Michael ab 18 Uhr ein Gottesdienst statt, unter dem Motto "Wo Menschen in Liebe zueinanderstehen, ist Gott anwesend. Denn: Gott ist Liebe".

"Wir sind der Überzeugung, dass diese Zusage Gottes jedem Menschen gilt, unabhängig von der Herkunft, der Entsprechung moralischer Normen oder einer bestimmten Sexualität. Alle sind eingeladen, ob allein, als Paar, als Familie, Freunde", heißt es in der Ankündigung auf der Website der Jesuitenkirche. Die musikalische Gestaltung übernimmt "CantioNova" mit neuen geistlichen Liedern. Und es wird einen Impuls geben von der Juristin und Publizistin Beatrice von Weizsäcker.

Segnungsgottesdienst auch im Bistum Passau

Auch im Bistum Passau wird Freitag, 9. Februar, ab 19 Uhr in Feichten im Landkreis Altötting ein Segnungsgottesdienst stattfinden. Unter dem Motto "Gott ist die Liebe - Segnungs-Andacht für alle" lädt Pfarrer Michael Witti in die Pfarrkirche "Maria Himmelfahrt" ein, "einzelne, als Singles, als Paare, als (Patchwork)-Familie sich spontan Gottes Segen zusagen zu lassen". Auf Facebook schreibt der Pfarrer: "Ganz im Sinne von Papst Franziskus sind dazu wirklich alle, alle, alle eingeladen."

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