Deutschland hat der Ukraine wie zugesagt 18 Leopard-2-Panzer geliefert. "Heute sind die 18 Leopard 2 A6 inklusive Munitions- und Ersatzteilpaketen sowie zwei Bergepanzer 'Büffel' mit ihren in Deutschland ausgebildeten Besatzungen bei der Truppe in der Ukraine angekommen", teilte das Verteidigungsministerium am Montag mit. Zuvor hatte Kanzler Olaf Scholz (SPD) bei einem Besuch in Rotterdam bestätigt, dass die 18 Panzer wie zugesagt vor Ende März geliefert worden seien.
"Ich bin mir sicher, dass sie an der Front Entscheidendes leisten können", teilte Verteidigungsminister Boris Pistorius mit. Gemeinsam mit Schweden und Portugal habe man einen Gefechtsverband zugesagt und dafür vier Panzer mehr geliefert als ursprünglich geplant. "In einem nächsten Schritt werden Leopard 1 A5 geliefert", fügte er hinzu. Diese werden aktuell noch bei der deutschen Industrie instand gesetzt. Die Finanzierung der Panzerinstandsetzung erfolgt durch Deutschland, Dänemark und die Niederlande. Ziel sei es, bis Sommer die ersten 25 Panzer bereitzustellen, bis Jahresende etwa 80 und im Verlauf 2024 auf mindestens 100 Leopard 1 A5.
Transportweg geheim gehalten
Die Leopard-Panzer folgten auf 40 Schützenpanzer vom Typ Marder, die bereits in der Ukraine sind, wie Verteidigungsminister Olexij Resnikow bestätigte. Er bedankte sich für die Unterstützung aus dem Westen.
Experten gehen davon aus, dass der Leopard 2 im Gefecht gegen russische Panzertruppen deutlich überlegen ist. Ein Grund ist, dass er auch aus laufender Fahrt heraus schießen kann, der von Russland vielfach eingesetzte T-72 für den Schuss aber stehen muss. Der genaue Transportweg bei der Lieferung wurde aus Sicherheitsgründen geheim gehalten. Ausgeliefert wurde laut "Spiegel" auch ein umfangreiches Paket zugehöriger Waffen und Ersatzteile.
Wie die britische Regierung mitteilte, haben zudem ukrainische Soldaten ihr Training an den britischen Kampfpanzern Challenger 2 beendet und seien nun bereit für den Einsatz an der Front. Es wird erwartet, dass die Challenger bei einer möglichen Frühlingsoffensive der Ukraine im Krieg gegen die russischen Invasionstruppen eingesetzt werden.
Putin hält an Atomplänen fest
Trotz der Kritik aus dem Ausland hält Russland unterdessen an seinem Plan fest, strategische Atomwaffen im Nachbarland Belarus zu stationieren. "Solch eine Reaktion kann natürlich russische Pläne nicht beeinflussen", sagte Kreml-Sprecher Dmitri Peskow am Montag in Moskau.
Russlands Präsident Wladimir Putin hatte am Samstag im Staatsfernsehen erklärt, er habe mit dem belarussischen Machthaber Alexander Lukaschenko die Stationierung von Atomwaffen auf belarussischem Gebiet vereinbart. Demnach hat Belarus bereits zehn umgebaute Flugzeuge, die diese Waffen tragen können. Zudem erhält das Land Iskander-Raketen, die mit Atomsprengköpfen bestückt werden können. An der nun geplanten Stationierung sei "nichts Ungewöhnliches", die USA stationierten seit langer Zeit taktische Atomwaffen auf dem Gebiet ihrer Verbündeten.
Außenamtssprecherin Andrea Sasse wies in Berlin den Vergleich mit der atomaren Teilhabe innerhalb der Nato als "komplett irreführend" zurück. Putins Rhetorik sei "unverantwortlich". Die Bundesregierung werde sich von diesem "Versuch der nuklearen Einschüchterung" nicht in ihrer Unterstützung der Ukraine beirren lassen. "Wir werden genauestens verfolgen, ob der Ankündigung auch Taten folgen werden", sagte die Sprecherin.
Karte: Die militärische Lage in der Ukraine
Erbitterte Kämpfe in der Ostukraine
Russland setzte unterdessen seine Angriffe in der Ostukraine fort. Beim Beschuss der Stadt Slowjansk starben ukrainischen Angaben zufolge mindestens zwei Menschen, 29 weitere wurden verletzt. Russische Streitkräfte hätten das Zentrum der Stadt am Montagmorgen mit zwei S-300-Raketen angegriffen, erklärte der Gouverneur der Region Donezk bei Facebook. Demnach wurde auch die Stadt Druschkiwka in der Region attackiert.
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj schrieb im Netz von einem weiteren Tag, "der mit Terrorismus durch die Russische Föderation begann". In den vorangegangenen 24 Stunden wurden demnach insgesamt zehn Städte und Dörfer in Donezk von russischen Truppen beschossen. Russland solle wissen, dass die Ukraine "die Folter unseres Volkes, diese Tode und Verletzungen nicht vergeben" werde. Bei einem Frontbesuch in der südlichen Region Saporischschja traf Selenskyj ukrainische Soldaten. "Ich bin geehrt, heute hier zu sein, neben unserem Militär", erklärte der Präsident. "Wir werden definitiv gewinnen."
Bürgermeister: Stadt gleicht Szene aus post-apokalyptischem Film
Unterdessen erklärte der Bürgermeister der umkämpften ostukrainischen Stadt Awdijiwka, die Behördenmitarbeiter seien aus der Stadt gebracht worden. Awdijiwka gleiche "mehr und mehr einer Szene aus einem post-apokalyptischen Film", erklärte Witaliji Barabasch.
Die russische Armee hat sich die komplette Eroberung der Donezkregion zum Ziel gesetzt. Seit Monaten versuchen sie die Stadt Bachmut nördlich von Awdijiwka einzunehmen. Vor dem Krieg lebten etwa 30.000 Menschen in Awdijiwka, inzwischen sind es laut Barabasch noch 2.300. "Ich empfehle dringend, Awdijiwka zu verlassen", betonte der Bürgermeister. "Russische Raketen und Geschosse verschonen nichts und niemanden."
Selenskyj und Grossi besorgt über Akw Saporischschja
Selenskyj traf am Montag in der Stadt Saporischschja mit dem Generaldirektor der IAEA, Grossi, zusammen. Grossi betonte mit Blick auf das unter russischer Kontrolle stehende Atomkraftwerk Saporischschja, die Lage dort werde "in keiner Weise besser". Die IAEA hat permanent Personal in dem größten Atomkraftwerk Europas stationiert.
Selenskyj und Grossi sprachen über den Zustand des Atomkraftwerks, bei dem infolge von Beschuss mehrere Stromleitungen zerstört wurden und das mehrfach auf Dieselgeneratoren umschalten musste. Grossi sagte, die Lage sei unter anderem wegen der Militarisierung in dem Gebiet um das Atomkraftwerk und wegen eines kürzlichen Stromausfalls in der Anlage angespannt.
Auch in Saporischschja im Südosten wurden nach Angaben örtlicher Behörden 14 Orte nahe der Front beschossen. Der ukrainische Teil der Region Cherson im Süden sei 20 Mal von russischer Artillerie und Flugzeugen getroffen worden, hieß es von Selenskyjs Büro. Vier Menschen seien verletzt worden.
Mit Informationen von dpa und AFP
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