Der bevorstehende Atomausstieg in Deutschland ist aus Sicht von Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) nicht rückgängig zu machen. Die letzten drei Atomkraftwerke, die am kommenden Samstag abgeschaltet werden sollen, würden "früher oder später in den Rückbau gehen", sagte Habeck gegenüber der Funke-Mediengruppe. Ein Neubau von Atomkraftwerken habe sich immer als ökonomisches Fiasko dargestellt - egal, ob in Frankreich, Großbritannien oder Finnland, fügte er hinzu.
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Habeck: "80 Prozent Erneuerbare bis 2030"
"Es gibt auch kein Interesse von deutschen Betreibern, neue Atomkraftwerke zu bauen", sagte Habeck weiter. "Unser Energiesystem wird sich anders aufbauen: Wir werden bis 2030 zu 80 Prozent erneuerbare Energien haben."
Der Grünen-Politiker zeigte sich zuversichtlich, die Sicherheit der Energieversorgung nach dem Atomausstieg garantieren zu können. "Die Energieversorgungssicherheit in Deutschland wurde in diesem schwierigen Winter gewährleistet und wird auch weiter gewährleistet sein", sagte Habeck. Durch die hohen Füllstände in den Gasspeichern, die neuen Flüssiggasterminals an den norddeutschen Küsten und mehr erneuerbare Energien sei die Lage unter Kontrolle.
Warum Energiesparen sinnvoll bleibt
Zugleich rief der Bundeswirtschaftsminister die Bürger dazu auf, weiter Energie zu sparen. "Wir werden im kommenden Winter eine bessere Gasversorgungslage haben. Trotzdem ist Energie teuer und ein hoher Verbrauch schadet dem Klima", sagte der Grünen-Politiker. "Es bleibt also sinnvoll, sorgsam mit Energie umzugehen."
Habeck bedankte sich in den Funke-Zeitungen bei den Bürgerinnen und Bürgern für ihren Einsatz. "Ich weiß von vielen Menschen, dass sie wirklich Verzicht geübt haben. Diese Kraftanstrengung hat geholfen, die Gasspeicher in der kritischen Phase vollzukriegen. Wir haben es geschafft, eine schwere Wirtschaftskrise abzuwehren", sagte er. Es habe sich auch gezeigt, dass manche einfachen Schritte trotzdem wirksam gewesen seien. "Energiesparen muss keinen Verlust an Lebensqualität bedeuten", so der Bundeswirtschaftsminister.
FDP und CSU kritisieren Kernkraft-Aus
Die FDP hatte sich zuletzt noch einmal gegen den endgültigen Ausstieg aus der Atomkraft gestellt. FDP-Generalsekretär Bijan Djir-Sarai sagte dem Nachrichtenportal t-online, das AKW-Aus sei "ein strategischer Fehler in einer weiterhin angespannten energiepolitischen Lage". Auch CSU-Landesgruppenchef Alexander Dobrindt hat die Bundesregierung aufgefordert, die bevorstehende Abschaltung zu korrigieren. Grünen-Politiker Habeck hielt dem nun in den Funke-Zeitungen entgegen: "Wir setzen mit dem Atomausstieg um, was Union und FDP 2011 beschlossen haben."
Die letzten drei deutschen Atomkraftwerke hätten eigentlich schon Ende vergangenen Jahres vom Netz gehen sollen. Wegen des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine und der dadurch ausgelösten Energiekrise beschloss die Ampel-Koalition jedoch, die drei Meiler über den Winter weiterlaufen zu lassen. Am kommenden Samstag sollen sie nun aber endgültig heruntergefahren werden.
Mit Informationen von AFP und dpa.
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