Die Royal Family hat nach Berichten britischer Boulevardzeitungen betrübt auf die ersten Folgen der Netflix-Doku von Prinz Harry und seiner Frau Herzogin Meghan reagiert. Die königliche Familie sei "in einem Zustand der Traurigkeit", schrieb die "Sun" in der Nacht zum Freitag. Es gebe keinen Weg zurück in den inneren Zirkel, zitierte das Blatt Palast-Insider. Der "Mirror" schrieb, Harrys älter Bruder Prinz William sei "stocksauer".
William offenbar "stocksauer"
Dem Thronfolger stoße vor allem übel auf, dass Netflix Szenen aus dem berühmten BBC-Interview seiner Mutter Prinzessin Diana genutzt habe, in dem sie 1995 über die Affäre ihres Ex-Mannes Charles, des heutigen Königs, berichtet hatte. William sei davon ausgegangen, dass die Ausschnitte nie wieder gezeigt würden und dass er mit seinem Bruder darin übereinstimme. Nun fühle er sich betrogen. Laut "Mirror" sollen William und Ehefrau Prinzessin Kate zudem Aussagen von Harry als "besonders schmerzhaft" empfunden haben, der nahelegte, dass die Männer der Familie nicht aus Liebe heirateten.
- Zum Artikel: Prinz Harry klagt gegen britische Presse
Wie rassistisch war das britische Königshaus?
In der Netflix-Produktion "Harry & Meghan", deren erste drei Folgen der Streaming-Riese" am Donnerstag ausgestrahlt hatte, thematisiert das Paar neben den Verstrickungen des Königshauses mit der britischen Boulevardpresse auch dessen Umgang mit der britischen Kolonialgeschichte und Rassismus. Nächsten Donnerstag sollen die übrigen drei Folgen gezeigt werden.
Forderung: Harry und Meghan soll Adelstitel aberkannt werden
Der konservative Abgeordnete Bob Seely forderte, Harry und Meghan die royalen Titel abzuerkennen. "Wenn Du die Monarchie hassen willst, dann sei Mr. Windsor", sagte Seely der "Sun". Das Paar sei narzisstisch und "furchtbar". Kritiker wiesen auch darauf hin, dass Meghan sich über die mittlerweile gestorbene Queen und die Traditionen lustig gemacht habe, als sie Scherze über ihr erstes Treffen mit Harrys Großmutter machte und einen übertriebenen Knicks nachahmte.
Experte: Doku mache es unwahrscheinlicher, dass Harry an den Hof zurückkehre
Der Verfassungsrechtler und Monarchie-Beobachter Craig Prescott von der walisischen Universität Bangor sagte der Deutschen Presse-Agentur, mit der TV-Doku distanziere sich das Paar deutlich vom Palast. "Die Serie macht es wahrscheinlicher, dass er nicht mehr zurückkommt."
Für den Palast selbst, der die Doku-Serie inhaltlich zunächst nicht kommentierte, könne die Rassismus-Debatte durchaus auch eine Chance bedeuten, meint Prescott. Es sei deutlich, dass sich der Palast weiterentwickeln müsse und ein immer diverseres Vereinigtes Königreich besser repräsentieren müsse. "Vielleicht ist das eine Gelegenheit, die Probleme anzugehen, die Harry und Meghan ansprechen."
Kritik bietet auch Chance zum Wandel
Dies würde jedoch höchstwahrscheinlich nicht in einem öffentlichen Kommentar geschehen, sondern gegebenenfalls in internen Prozessen. Dabei könnten nach Ansicht des Experten Vertreter und Wissenschaftler aus dem Commonwealth-Staatenbund, dem etliche britische Ex-Kolonien angehören, eine wichtige Rolle spielen.
Die Dokureihe gilt als neuerlicher Affront gegen das Königshaus und wurde von der britischen Boulevardpresse bereits vor Ausstrahlung scharf verurteilt. Weitere drei Folgen sollen am 15. Dezember erscheinen.
Mit Informationen von dpa / Update mit Zitat Monarchie-Experte Prescott (04.35 Uhr)
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