Neuer Vize-Verteidigungsminister: Der als "Schlächter von Mariupol" berüchtigte Generaloberst Michail Misinzew.
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Neuer Vize-Verteidigungsminister: Der als "Schlächter von Mariupol" berüchtigte Generaloberst Michail Misinzew.

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Russland tauscht Vize-Verteidigungsminister aus

Die Gebietsverluste der russischen Armee auf ukrainischem Boden ziehen personelle Konsequenzen nach sich. Der russische Vize-Verteidigungsminister Bulgakow muss seinen Posten räumen. Für ihn soll ein berüchtigter Generaloberst übernehmen.

Genau sieben Monate nach Beginn des Kriegs gegen die Ukraine ist in Russland Vize-Verteidigungsminister Dmitri Bulgakow seines Amtes enthoben worden. Offiziell begründete das Verteidigungsministerium den Schritt in einer Mitteilung vom Samstag mit der Versetzung Bulgakows "auf einen anderen Posten". Sein Nachfolger soll Generaloberst Michail Misinzew werden, der bislang das nationale Zentrum für Verteidigungsmanagement leitete. Er soll künftig insbesondere für die Logistik der Armee zuständig sein.

Misinzew übernimmt – "Der Schlächter von Mariupol"

Misinzew ist auch im Ausland bereits bekannt: So wurde er für die schweren Angriffe auf die südukrainische Hafenstadt Mariupol verantwortlich gemacht, die Ende Mai von den Russen erobert worden war. Während der wochenlangen Belagerung wurden ukrainischen Angaben zufolge Tausende Zivilisten getötet und ein Großteil der Stadt zerstört. In Großbritannien steht Misinzew, der auch als "Schlächter von Mariupol" bezeichnet wird, deshalb auf einer Sanktionsliste.

Russische Gebietsverluste als Grund?

Nach jüngsten Niederlagen war Russlands militärische Führung um Verteidigungsminister Sergej Schoigu zuletzt auch in kremlnahen Kreisen in die Kritik geraten. Unter dem Druck ukrainischer Gegenoffensiven musste sich die russische Armee vor rund zwei Wochen aus dem ostukrainischen Gebiet Charkiw zurückziehen. Am vergangenen Mittwoch dann befahl Präsident Wladimir Putin eine Teilmobilmachung seiner Streitkräfte.

Russland beschießt Staudamm und Städte in der Ukraine

Parallel zu den Scheinreferenden in den von ihnen besetzen Gebieten beschießen russische Truppen derweil erneut ukrainische Städte. In der Stadt Saporischschja seien Raketen in ein Wohnhaus eingeschlagen, teilte Gouverneur Oleksandr Staruch am Samstag mit. Ein Mensch sei getötet worden, es habe sieben Verletzte gegeben. Auch zivile Infrastruktur sei ins Visier genommen worden. Russischer Beschuss auf Wohnhäuser und Infrastruktur wurde auch aus anderen Teilen der Ukraine gemeldet.

Das britische Verteidigungsministerium teilte mit, Russland habe den Petschenihy-Staudamm am Siwerskyj Donez beschossen. Zuvor war ein Staudamm bei Krywyj Rih getroffen worden, was zu Überschwemmungen am Fluss Inhulez geführt hat, einem Nebenfluss des Dnipr. "Ukrainische Kräfte stoßen an beiden Flüssen weiter stromabwärts vor", erklärte das Ministerium. Russische Kommandeure seien deswegen in Sorge und versuchten wahrscheinlich, die Abflusstore an dem Dämmen zu treffen, in der Absicht, vom ukrainische Militär errichtete Flussüberänge unter Wasser zu setzen.

"Scheinreferenden" werden weiter durchgeführt

In den russisch kontrollierten Teilen der Gebiete Luhansk, Donezk, Cherson und Saporischschja laufen seit Freitag Abstimmungen, in denen die Bevölkerung über einen Anschluss an Russland entscheiden soll. Von der Ukraine und im Ausland werden sie als völkerrechtswidrig abgelehnt. Wahlbeamte gingen begleitet von Polizisten von Haus zu Haus und errichteten mobile Wahllokale, angeblich aus Sicherheitsgründen.

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Karte: Die militärische Lage in der Ukraine

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