Sarah Wiener ist eine erfolgreiche Köchin, Unternehmerin und seit drei Jahren auch Abgeordnete in der Fraktion der österreichischen Grünen im EU-Parlament. Sie ist in die Politik gegangen mit großen Idealen. Ihr Ziel: Eine Ernährungswende schaffen.
Auf die Frage, welche Widerstände dafür überwunden werden müssen, nennt sie die konservativen Kräfte im EU-Agrarausschuss. Dort herrsche eine Wagenburg-Mentalität. Sie macht große Lobbyorganisationen dafür verantwortlich, die "schon seit Jahrzehnten Parlamentarier lobbyieren." Ihr Eindruck ist, dass ...
"... wirtschaftliche Gewinnmaximierung regiert und nicht Nachhaltigkeit. Auch nicht Gesundheit - weder die der Böden noch der Menschen, noch Gerechtigkeit, noch soziale Aspekte."
Wiener hält ökologischen Anbau für einzig richtigen Weg
Das Argument, dass ökologischer Anbau die Menschen nicht alleine satt machen könne, will Wiener nicht gelten lassen. Der ökologische Anbau ist für sie der einzige Weg, der eine Zukunft hat. "Wir brauchen stabile Ernährungssysteme, die auch noch stabil für unsere Kinder sind", so Wiener im Interview mit dem BR-Politikmagazin Kontrovers. Es sei eine falsche Milchmädchenrechnung, heute schon die Ressourcen von morgen zu zerstören.
Weizenkonsum reduzieren in Ländern, die ihn selbst nicht anbauen können
Eine Ernährungswende schlägt Wiener auch für die vom Weizen abhängigen Länder in Afrika vor. Sie wirft die Frage auf, ob es wirklich notwendig sei, dass Menschen mit Weizen ernährt werden, die selbst gar keinen oder nur wenig Weizen anbauen könnten.
"Gerade diese Regionen im globalen Süden sollten sich auf ihre eigene traditionelle Ernährung besinnen mit Maniok, mit Hirse, mit Dingen, die eben auch dem Klima angemessen und angepasst sind und dann einen sichereren Ertrag hätten."
Gleichzeitig müsse Landraub in Afrika eingedämmt werden, um den dortigen Bauern zu ihrem Recht zu verhelfen. Außerdem fordert Wiener: Die Handelsbeziehungen von Afrikanern untereinander müssten sich verbessern. Das ist bis heute schwierig, denn die afrikanischen Märkte leiden unter den Überschüssen, die westliche Länder billig ins Ausland exportieren. Dafür brauche es eine Transformation der Landwirtschaft und der Regionalität, so Wiener.
Weniger Lebensmittel an Tiere verfüttern
Ein weiteres Thema, dass Sarah Wiener umtreibt, ist das Ungleichgewicht beim Getreide: In der EU werden 60 Prozent des produzierten Getreides an Tiere verfüttert. "Weitere 20 Prozent wandern in den Tank", so Wiener.
"Nur 20 Prozent unseres Getreides überhaupt zu essen, das kann nicht die Lösung sein. Das ist ein Desaster und das müssen wir ändern!"
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