ARCHIV - 27.05.2022, USA, Uvalde: Eine Polizistin legt Blumen vor der Robb Elementary School nieder.
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Nach dem Schulmassaker von Uvalde ist der für den Schulbezirk zuständige Polizeichef beurlaubt worden.

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Schulmassaker von Uvalde: Polizeichef von Schulbezirk beurlaubt

Die Enthüllungen über Versäumnisse der Polizei beim Schulmassaker von Uvalde haben für einen Aufschrei unter Eltern der toten Kinder gesorgt. Nun zieht der Schulbezirk nach längerem Zögern personelle Konsequenzen.

Nach neuen Enthüllungen über Versäumnisse bei dem Polizeieinsatz gegen den Amokschützen von Uvalde ist der für den Schulbezirk zuständige Polizeichef beurlaubt worden. Pete Arredondos Dienstpflichten werde vorübergehend ein anderer Beamter übernehmen, teilte Hal Harrell, der Oberaufseher des Schulbezirks, am Mittwoch (Ortszeit) mit. Die Entscheidung habe er getroffen, weil die Fakten rund um das Massaker vom 24. Mai nach wie vor unklar seien.

19 Kinder und 2 Lehrkräfte starben bei Schulmassaker

Auf Arredondos Aktionen als zuständiger Einsatzleiter zum Zeitpunkt des Amoklaufs ging Harrell nicht ein. 19 Kinder und zwei Lehrkräfte in der Grundschule Robb Elementary School wurden an jenem Tag getötet. Erst am Dienstag waren bei einer Anhörung vor dem Senat von Texas neue Erkenntnisse über polizeiliche Fehlentscheidungen im Umgang mit dem Amokschützen ans Licht gekommen. Schon drei Minuten nach dem Eintreffen des 18-jährigen Angreifers auf dem Schulgelände seien genügend bewaffnete Beamte vor Ort gewesen, die ihn hätten stoppen können, sagte Steven McCraw aus, Direktor der texanischen Behörde für öffentliche Sicherheit. Und doch hätten mit Gewehren ausgestattete Polizisten mehr als eine Stunde im Gang der Schule gewartet, während der Jugendliche in einem Klassenzimmer das Massaker angerichtet habe.

Behördenleiter spricht von "erbärmlichem" Polizeiversagen

Der Unterrichtsraum habe sich nicht von innen verriegeln lassen, doch gebe es keinerlei Anzeichen, dass Beamte versucht hätten, die Tür zu öffnen, erläuterte McCraw. Vor dem Gebäude hätten Eltern unterdessen die Polizei angefleht, den Klassenraum zu stürmen. Im Zimmer selbst hätten Kinder wiederholt den Notruf gewählt und um Hilfe gebettelt, während im Gang mehr als ein Dutzend Polizisten gewartet hätten. Auch Beamte aus anderen Sicherheitsbehörden hätten Arredondo zu einem Einschreiten gedrängt und ihm erklärt, dass Kinder in Gefahr seien.

"Das Einzige, das engagierte Beamte in einem Flur davon abhielt, den Raum 111 und 112 zu betreten, war der Einsatzleiter, der entschied, die Leben von Beamten über die Leben von Kindern zu stellen", sagte McCraw. Er sprach von "furchtbaren Entscheidungen" Arredondos und einem "erbärmlichen Versagen" der Polizei an jenem Tag.

Arredondo sah sich nicht als Einsatzleiter

Kurz nach dem Massaker hatte Schulbezirkschef Harrel noch erklärt, man wolle zunächst den Abschluss der Untersuchung zum Vorgehen der Polizei abwarten, ehe Personalentscheidungen getroffen würden. Nun erklärte er allerdings, dass er nicht wisse, wann die Ergebnisse der Ermittlungen auf Bundes- und Staatsebene vorliegen würden. Daher habe er entschieden, Arredondo mit sofortiger Wirkung zu beurlauben. Eine Sprecherin des Schulbezirks wollte sich nicht zur Nachfrage äußern, ob der Polizeichef nun weiter bezahlt werde.

Über seine Beurlaubung wollten zunächst weder Arredondo noch seine Anwälte sprechen. In einem Interview der Zeitung "Texas Tribune" hat Arredondo sein Vorgehen am Tag des Amoklaufs bereits zu verteidigen versucht. Er habe sich nicht als den Einsatzleiter betrachtet und angenommen, dass jemand anders das Sagen habe, erklärte er. Warum die Beamten so lange mit der Erstürmung des Klassenzimmers warteten, ist noch immer unklar. Wie sie miteinander kommunizierten und was in ihren Körperkameras zu sehen ist, ist ebenfalls nicht bekannt.

Der 50-jährige Arredondo wuchs in Uvalde auf und blickt auf eine fast 30 Jahre lange Karriere in der Polizei der Stadt zurück. Den Posten als Polizeichef des Schulbezirks hatte er 2020 übernommen.

Mit dpa-Material.

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