Lehrer steht an der Tafel
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Tagesgespräch: Übergangszeugnisse - Warum so viel Druck?

Heute erhalten Viertklässlerinnen und Viertklässler ein sogenanntes Übertrittszeugnis für die weiterführende Schule. Für viele Familien bedeutete das: Stress pur. Wie war es bei Ihnen?

Über dieses Thema berichtet: Tagesgespräch am .

In Bayern entscheidet am Ende der 4. Klasse das Übertrittszeugnis: Ist der Notendurchschnitt aus Mathematik, Deutsch und Heimat-Sachkunde 2,33 oder besser, darf das Kind das Gymnasium besuchen. Liegt der Schnitt bis 2,66, dann soll das Kind auf die Realschule. Ist der Schnitt 3,0 oder schlechter, geht das Kind auf die Mittelschule.

So lauten die Vorgaben. Mit Ende der vierten Klasse entscheidet sich also, wie die Schullaufbahn des Kindes ab der 5. Klasse und in Zukunft weitergeht. Der Notendruck ist riesig. Doch ist ein Notenzeugnis überhaupt ein angemessenes Kriterium?

Noten können frustrieren

Noten sind ein Reizthema. Denn wenn Noten ins Spiel kommen, ändert sich viel: Manche Kinder verlieren den Spaß am Lernen, andere ringen sogar um ihren Selbstwert. Denn Noten bedeuten: Es gibt Gewinner und Verlierer.

"Eltern werden mit Hilfe der Übertrittsempfehlung dabei unterstützt, die Fähigkeiten und Präferenzen ihrer Kinder realistisch einzuschätzen, damit diese Erfolgserlebnisse verspüren, Freude am Lernen haben und den für sie am besten geeigneten Bildungsweg wählen," sagt der Landesvorsitzende des bayerischen Realschullehrerverbands, Jürgen Böhm.

Weniger Bedeutung der Noten = Kinder in "Watte packen"?

Doch: Was spräche dafür, Schulnoten weniger Bedeutung zu geben? Sie aus der Grundschule vielleicht sogar ganz zu verbannen? Oder würde das unsere Kinder unangemessen "in Watte packen"? Und: Wie könnten Alternativen aussehen?

Der bayerische Elternverband bemängelt, dass beim Übertritt nur drei Fächer ausschlaggebend sind. "Es werden viele Dinge nicht bewertet," so die stellvertretende Landesvorsitzende Henrike Paede. Außerdem sei eine so wichtige Weichenstellung im Alter von neun bis zehn Jahren noch viel zu früh. Die Kinder müssten deshalb länger zusammen lernen können, so wie es an einer Gemeinschaftsschule möglich sei.

Lehrer entscheiden primär über Entwicklungsweg der Kinder

Übrigens: Eltern spielen in der Schullaufbahn ihrer Kinder zwar eine entscheidende Rolle. Beim Übertritt dürfen sie aber nicht mitreden. Es sind Lehrerinnen und Lehrer, die eine Empfehlung abgeben, der Folge geleistet werden muss. Doch: Ist das der richtige Weg? Oder sollten Eltern mehr Mitspracherecht bekommen?

Der Bayerische Lehrer- und Lehrerinnenverband (BLLV) hält die Übertrittsregeln für zu starr, für nicht altersgerecht und unfair. "Im aktuellen System werden die Kinder aus schwachen Familienverhältnissen und Kinder mit Migrationshintergrund systematisch frühzeitig zurückgelassen", meint BLLV-Präsidentin Simone Fleischmann.

Piazolo: "Bayerisches Übertrittsverfahren hat sich bewährt"

"Das bayerische Übertrittsverfahren hat sich über Jahrzehnte hinweg bewährt und genießt breite Akzeptanz und Wertschätzung in der Bevölkerung", sagt dagegen Bayerns Kultusminister Piazolo. Nach der vierten Klasse werde zwar eine erste Entscheidung getroffen, ein Wechsel zwischen den Schularten sei aber später noch jederzeit möglich.

Erfahrungen aus anderen Bundesländern zeigen dem Ministerium zufolge außerdem, dass die Bildungsgerechtigkeit leidet, wenn der Elternwille stärker berücksichtigt wird. Die Wahl der weiterführenden Schule hänge dann stark von der Herkunft und der Vorbildung der Eltern ab, erklärte das Ministerium.

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Zu Gast bei Bayern 2-Moderatorin Christine Krüger ist Prof. Dr. Johannes Jung vom Institut für Pädagogik an der Julius-Maximilians-Universität Würzburg.

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