Ein Frau mit Nikolausmütze wartet am Frankfurter Hauptbahnhof darauf, in einen ICE zu steigen. (Archivbild)
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Im Tarifstreit bei der Bahn hofft Verkehrsminister Wissing auf eine Weihnachtspause.

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Tarifstreit der Bahn: Wissing appelliert an Weihnachtsfrieden

Im Tarifstreit bei der Bahn hofft Bundesverkehrsminister Wissing auf eine Weihnachtszeit ohne Streiks. Der FDP-Politiker appellierte an alle Tarifparteien, mögliche Maßnahmen so zu gestalten, dass Fahrgäste darunter nicht leiden müssten.

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Im Tarifstreit bei der Bahn hat Bundesverkehrsminister Wissing zur Weihnachtszeit ohne Streiks aufgerufen. Der FDP-Politiker appellierte an alle Tarifparteien, mögliche Maßnahmen so zu gestalten, dass Fahrgäste darunter nicht leiden müssten. "Weihnachten gilt als die Zeit des Friedens - darüber sollten sich alle Tarifparteien Gedanken machen", sagte Wissing den Zeitungen der Funke Mediengruppe. Gerade an Weihnachten wollten die Menschen ihre Verwandten und Freunde besuchen. Daher könne er nur "an alle Tarifparteien appellieren, sich ihrer besonderen Verantwortung bewusst zu sein und mögliche Maßnahmen so zu gestalten, dass Menschen nicht darunter leiden müssen".

Die Tarifverhandlungen zwischen Bahn und GDL hatten am Donnerstag begonnen und sollen kommende Woche fortgesetzt werden. Auch darüber hinaus gibt es bereits Verhandlungstermine.

GDL-Chef Weselsky zeigt sich kompromiss-, aber auch streikbereit

Im Vorfeld der Verhandlungen hatte sich der GDL-Vorsitzende, Claus Weselsky, streik-, aber gleichzeitig auch kompromissbereit gezeigt. Der GDL-Chef hatte in den vergangenen Wochen mehrmals angedeutet, dass er möglicherweise sehr schnell zum Warnstreik aufrufen oder eine Urabstimmung über einen unbefristeten Streik in Gang setzen wird. Jedoch deutete Weselsky laut Informationen der Nachrichtenagentur AFP ebenso an, dass die Weihnachtstage davon ausgenommen sein könnten. Menschen sollten in "die Historie" schauen, wann die Gewerkschaft zuletzt an Weihnachten gestreikt habe. "Sie werden nicht fündig werden."

Bahn bereitet Notfall-Fahrplan mit XXL-ICE-Zügen vor

Wie auch bei früheren Streiks der GDL hat die Bahn einen Notfahrplan mit einem stark reduzierten Angebot an Fahrten erarbeitet, wie eine Sprecherin der Deutschen Bahn am Sonntag in Berlin mitteilte. Im Fernverkehr seien es dann weniger als 20 Prozent des Regelangebots. Bei einem Streik will die Bahn möglichst lange Züge mit mehr Sitzplätzen einsetzen. Das sei zum Beispiel ein 376 Meter langer XXL-ICE mit 918 Sitzplätzen. Damit solle auf besonders stark nachgefragten Verbindungen gefahren werden, etwa von Hamburg über Köln, Frankfurt und Stuttgart nach München.

Einige grenzüberschreitende Verbindungen sollen den Angaben zufolge durch den Einsatz ausländischer Triebfahrzeugführer verkehren. Der Einsatz von Bussen werde nicht möglich sein, da es weder ausreichend Busse noch Fahrpersonal gebe, um im Falle eines Streiks spontan und flächendeckend Zugkapazitäten ersetzen zu können.

Knackpunkt Arbeitszeitreduzierung

Vor Beginn der Verhandlungen hatte GDL-Chef Weselsky angekündigt, dass es ohne eine Regelung zur Arbeitszeitreduzierung für Schichtarbeiter von 38 auf 35 Wochenstunden keine Einigung geben werde und rasche Arbeitskämpfe in Aussicht gestellt.

Das erste Angebot, das die Bahn zu Beginn der Gespräche am Donnerstag vorgelegt hatte, umfasst Lohnsteigerungen von insgesamt rund elf Prozent bei einer Laufzeit von 32 Monaten sowie eine Inflationsausgleichsprämie von bis zu 2.850 Euro. Die Bahn habe angeboten, 1.500 Euro davon noch im Dezember zu zahlen, hieß es. Voraussetzung dafür wäre eine Friedenspflicht bis zum Ende der Weihnachtsferien gewesen - das habe die GDL aber abgelehnt.

Auf die Forderung der GDL zur Arbeitszeit ging der Konzern in dem Angebot aber nicht ein. Die Gewerkschaft fordert für Schichtarbeiter eine 35-Stunden-Woche in einer Vier-Tage-Woche bei vollem Lohnausgleich - derzeit sind es 38 Stunden. Sie sieht darin eine ihrer Kernforderungen, die Bahn lehnt das aber als nicht umsetzbar ab. Weitere Forderungen sind unter anderem: 555 Euro Entgelt monatlich mehr, einmalig eine steuerfreie Inflationsprämie von 3.000 Euro und eine maximale Vertragslaufzeit von zwölf Monaten.

Weselsky zu Bahn-Angebot: "Zu wenig, zu lange"

Die erste Verhandlungsrunde ist am Donnerstag laut Bahnmitteilung ohne Einigung zu Ende gegangen. "Erwartungsgemäß hat uns die Arbeitgeberseite ein Angebot gemacht, das wir ganz klar und eindeutig kommentieren: zu wenig, zu lange und am Ende des Tages nicht ausreichend", sagte Weselsky in Berlin.

Mit Informationen von AFP und dpa.

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