Ein Notarzt erreicht das American University of Beirut Medical Center.
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Tote und Tausende Verletzte bei Pager-Explosionen im Libanon

Tote und Tausende Verletzte bei Pager-Explosionen im Libanon

Bei mutmaßlich koordinierten Explosionen von kleinen Funkempfängern sind im Libanon neun Menschen getötet und Tausende verletzt worden. Offenbar wurden die Funkempfänger vor der Lieferung von israelischen Agenten mit Sprengstoff präpariert.

Über dieses Thema berichtet: BR24 im BR Fernsehen am .

Bei mutmaßlich koordinierten Explosionen tragbarer Funkempfänger sind im Libanon rund 2.750 Menschen verletzt und mindestens neun Menschen getötet worden. Der Zustand von rund 200 Verletzten sei kritisch, erklärte der libanesische Gesundheitsminister Firas Abiad bei einer Pressekonferenz in der Hauptstadt Beirut.

Verletzt wurden nach Angaben der Hisbollah-Miliz auch Mitglieder der Organisation. Unter den Verletzten sollen auch Mitglieder der Elitetruppe Radwan und hochrangige Hisbollah-Funktionäre sein.

Berichte: Funkgeräte waren wohl mit Sprengstoff bestückt

Medienberichten zufolge sind die explodierten Funkempfänger vermutlich von israelischen Agenten vorher mit Sprengstoff präpariert worden. Viele der sogenannten Pager stammten aus einer Lieferung, die die mit Israel verfeindete libanesische Hisbollah-Miliz in den vergangenen Tagen erhalten habe, berichtete das "Wall Street Journal" unter Berufung auf mit der Angelegenheit vertraute Quellen.

Israelische Agenten hätten die in Taiwan hergestellten Geräte vor der Ankunft im Libanon abgefangen und mit jeweils etwa 25 bis 50 Gramm Sprengstoff bestückt, berichtete die "New York Times" unter Berufung auf Behördenvertreter, die über die Operation informiert worden seien.

Hisbollah macht Israel verantwortlich

Die Hisbollah-Miliz wirft Israel vor, hinter den explodierenden Pagern zu stecken. Israel werde eine "gerechte Vergeltung" für diese "sündige Aggression" erhalten, kündigte die radikal-islamische Gruppierung an.

Eine Quelle aus dem Hisbollah-Umfeld sagte, die Vorfälle seien die Folge eines Eindringens Israels in das Kommunikationssystem der Miliz. Die Funkempfänger der Gruppe seien plötzlich heiß geworden und dann explodiert. Es seien Pager einer neu verwendeten Marke mit Lithium-Batterien gewesen. In einem Bericht der libanesischen Nachrichtenagentur ANI war von einem "beispiellosen feindlichen Sicherheitsvorfall" die Rede, bei dem in mehreren Regionen tragbare Pager explodiert seien.

Israels Armee kommentierte die Vorfälle zunächst nicht. Unmittelbar vor den Explosionen hatten israelische Medien über "dramatische Konsultationen" der politischen Führung berichtet.

Pager-Explosionen: Panik in Beirut

In Videos von Überwachungskameras im Libanon war zu sehen, wie es etwa in Supermärkten zu kleineren Explosionen kam. Teils lagen Menschen danach am Boden. Die Explosionen ereigneten sich örtlichen Medien zufolge in den südlichen Vororten Beiruts, wo die Hisbollah besonders stark ist, sowie im Süden des Landes.

Augenzeugen berichteten von Panik in den Straßen Beiruts. Zahlreiche Krankenwagen waren im Einsatz. Das libanesische Gesundheitsministerium rief alle Krankenhäuser zu höchster Alarmbereitschaft auf und forderte die Menschen auf, keine Funkgeräte zu benutzen. Das Ministerium rief zu Blutspenden auf. Die meisten Betroffenen hätten Verletzungen "im Gesicht, an der Hand, am Bauch oder sogar an den Augen" erlitten, sagte Gesundheitsminister Abiad.

Auch Irans Botschafter im Libanon, Modschtaba Amani, soll bei der Explosion eines Pagers verletzt worden sein. Zur Beobachtung sei Amani in ein Krankenhaus gebracht worden, hieß es. Die Hisbollah ist der wichtigste nicht-staatliche Verbündete der Islamischen Republik Iran.

Eskalation zwischen Israel und Hisbollah droht

Nach fast einem Jahr Dauergefechten zwischen Israel und der Hisbollah mehrten sich zuletzt die Zeichen, dass der Konflikt zu einem offenen Krieg eskalieren könnte. Die Rückkehr der geflüchteten israelischen Bürger in ihre Wohnorte im Norden des Landes zählt nun zu Israels erklärten Kriegszielen – neben der Befreiung der Geiseln aus dem Gazastreifen und der Zerstörung der Hamas.

Der einzige Weg dahin sei "ein militärischer Einsatz", sagte Israels Verteidigungsminister Joav Galant am Montag nach Angaben seines Büros bei einem Treffen mit US-Vermittler Amos Hochstein. Die Möglichkeit einer diplomatischen Lösung im Konflikt mit der Hisbollah rücke immer weiter in die Ferne, weil die Miliz ihr Schicksal mit der Hamas im Gazastreifen verbunden habe und sich weigere, den Konflikt zu beenden.

Mit Informationen von dpa und AP

💡 Was sind Pager?

Die kleinen Geräte waren so etwas wie ein Vorläufer des Handys. Die Grundidee: Wenn man mit jemandem sprechen will, pingt man den Pager der Person an. Diese sieht die Telefonnummer – oder eine kurze Nachricht – und kann zurückrufen oder entsprechend der Nachricht handeln. Pager wurden vor allem seit den 1980er-Jahren breit eingesetzt, unter anderem bei Rettungsdiensten. Die permanente Erreichbarkeit dank der allgegenwärtigen Handys machte sie jedoch weitgehend überflüssig. Dass eine Miliz wie die Hisbollah in großem Stil Pager verwendet, hat wohl einen einfachen Grund: Anders als bei Handys oder Smartphones kann ihr Aufenthaltsort nicht ermittelt werden.

Im Video: Pager explodieren im Libanon – Tote und viele Verletzte

17.09.2024, Libanon, Beirut: Ein Krankenwagen mit Verwundeten, deren tragbarer Pager explodiert ist
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17.09.2024, Libanon, Beirut: Ein Krankenwagen mit Verwundeten, deren tragbarer Pager explodiert ist

Karte: Die militärische Lage im Norden Israels

Hinweis: Diese Informationen sind nicht vollständig unabhängig überprüfbar. Sie werden vom ISW, einem gemeinnützigen, überparteilichen Politikforschungsinstitut mit Sitz in den USA, einmal pro Tag zur Verfügung gestellt. Dadurch kann es zu Verzögerungen im Vergleich zum aktuellen Geschehen kommen.

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