Atomanlage in Tschernobyl mit Sarkophag
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Besorgnis wegen Zuständen im AKW Tschernobyl

Besorgnis wegen Zuständen im AKW Tschernobyl

Wegen eines Stromausfalls warnt die Ukraine vor dem Austritt von Radioaktivität aus der Atomruine von Tschernobyl. Die Atomenergiebehörde IAEA sieht indes kein großes Risiko, sorgt sich aber um die Mitarbeiter in der von Russland besetzen Anlage.

Über dieses Thema berichtet: BR24 am .

Die Atomruine von Tschernobyl ist im Zuge der Kämpfe in der Ukraine vom Stromnetz abgeschnitten worden. Die Elektrizitätsversorgung der Anlage und ihrer Sicherheitssysteme sei infolge "der militärischen Aktivitäten des russischen Besatzers komplett gekappt", erklärte der ukrainische Energiekonzern Ukrenergo. Wegen der fortdauernden russischen Angriffe gebe es auch "keine Möglichkeit", die Stromversorgung wiederherzustellen.

Ukraine warnt vor Austritt von Radioaktivität

Die ukrainische Regierung forderte dringend eine Feuerpause von Russland, um die Leitung reparieren zu können. Sollte der Stromausfall anhalten, bestehe die Gefahr eines Austritts von radioaktiver Strahlung, warnte Außenminister Dmytro Kuleba auf Twitter.

Dieselgeneratoren als Reserve hätten eine Kapazität von 48 Stunden, um das AKW mit Strom zu versorgen. Danach würden die Kühlsysteme des Lagers für abgebrannten Brennelemente abgeschaltet, in der Folge stehe der Austritt von radioaktiver Strahlung unmittelbar bevor.

IAEA fordert Ruhezeiten für Tschernobyl-Arbeiter

Die Internationale Atomenergiebehörde (IAEA) sieht allerdings kein bedeutendes Sicherheitsrisiko. "Die Ukraine hat die IAEA über den Stromausfall informiert", erklärte die UN-Behörde auf Twitter. Sie sehe "in diesem Fall keine kritischen Auswirkungen auf die Sicherheit".

Die russische Armee hatte die Atomruine im Norden der Ukraine am ersten Tag ihres Einmarschs erobert. Der IAEA zufolge sind 210 Techniker und lokale Sicherheitsmitarbeiter seit fast zwei Wochen ununterbrochen im Dienst, weil es unter russischer Kontrolle keinen Schichtwechsel mehr gegeben habe. Sie hätten zwar Wasser und Nahrung, aber ihre Lage verschlechtere sich immer mehr.

Die IAEA forderte Russland auf, die Mitarbeiter austauschen zu lassen, da Ruhezeiten für die Sicherheit der Anlage entscheidend seien. Normalerweise arbeiten mehr als 2.000 Menschen in rotierenden Schichten in dem Sperrgebiet.

Russisches Militär hält auch AKW Saporischschja besetzt

Im AKW Tschernobyl war es 1986 zu einem verheerenden Unfall gekommen, bei dem Hunderte Menschen starben und radioaktives Material sich über ganz Europa ausbreitete. Das Kraftwerk ist seitdem stillgelegt, ein riesiger Schutzmantel soll den Austritt von Radioaktivität verhindern.

Russische Streitkräfte hatten vergangene Woche auch das größte Atomkraftwerk Europas, Saporischschja, angegriffen und eingenommen. Dabei war ein Brand auf dem Gelände ausgebrochen. Die IAEA hatte erklärt, dass zwei der sechs Reaktoren dort noch in Betrieb seien, das Personal der Anlage im Schichtbetrieb arbeite und die Strahlungswerte stabil blieben.

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