Nicht nur die Energiepreise ziehen aufgrund des Kriegsgeschehens in der Ukraine weiter an. Auch die Getreide- und Ölsaatenpreise gehen am Weltmarkt durch die Decke. Die Tonne Weizen kostete am Donnerstag 330 Euro pro Tonne - 2017 lag der Preis noch bei 175 Euro. Der Grund: Sowohl die Ukraine als auch Russland sind wichtige Rohstoffexporteure. Bei Weizen machen die Exporte aus beiden Ländern jährlich etwa dreißig Prozent des weltweiten Weizenhandels aus. Wie der Export in Zukunft laufen wird, ist unklar und verunsichert Händlerinnen und Händler.
Özdemir-Ministerium: Die EU kann ihren Weizenbedarf selber decken
Für die Verbraucherinnen und Verbraucher in Deutschland wird sich durch den steigenden Getreidepreis auf dem Weltmarkt erst einmal nicht viel ändern. Die EU kann ihren Weizenbedarf selber decken. "Die Krise kann deshalb gerade Länder außerhalb Europas treffen, die Schwierigkeiten haben werden, dies anderweitig auszugleichen", heißt es im Bundeslandwirtschaftsministerium von Cem Özdemir (Grüne). Hauptimporteure von russischem und ukrainischem Weizen seien Länder Nordafrikas, die Türkei und asiatische Länder. Weizen macht bei Backwaren nur einen kleinen Teil der Kosten aus. Schwerer dürften die weiter steigenden Energiepreise ins Gewicht fallen, heißt es vom Deutschen Raiffeisenverband.
Speiseöl könnte teurer werden
Bei Speiseölen wie Sonnenblumen- oder Rapsöl könnten die Preise zukünftig steigen. Die EU bezieht ein Viertel ihrer Speiseöle aus der Ukraine. Das Land mit den fruchtbaren Schwarzerde-Böden ist der weltgrößte Exporteur von Sonnenblumenöl. Auch bei Ölsaaten wie Raps ist der Preis am Weltmarkt in den letzten Tagen stark gestiegen.
Keine Auswirkungen für Milchexporte aus Bayern
Bayern hat bei Milch einen Selbstversorgungsgrad von über 170 Prozent und ist auf Exporte angewiesen. Doch 95 Prozent der exportieren Milch bleiben in der EU. Weder Russland noch die Ukraine sind ein nennenswerter Markt für Milch oder Milchprodukte aus Bayern. "Auf den Milchmarkt in Bayern und Deutschland wird der Krieg in der Ukraine deshalb voraussichtlich keine Folgen haben", erklärt Johannes Pfaller, Milcherzeuger in Mittelfranken und Mitglied im Vorstand des Bundesverbandes Deutscher Milchviehhalter (BDM). Bereits 2014 hatte Russland nach der Annektierung der Krim als Gegenreaktion auf Sanktionen der EU ein Importverbot für Lebensmittel aus der EU verhängt, das bis heute gilt.
- Zum Artikel: "Milchpreise gehen durch die Decke - Wer profitiert?"
Lebensmittel werden generell teurer werden
Bei den Lebensmittelpreisen kommen derzeit viele Faktoren zusammen, die den Preis zukünftig in die Höhe treiben könnten. Die ohnehin schon hohen Energiepreise machen der Landwirtschaft und den Herstellern zu schaffen. Der Krieg in der Ukraine treibt die Rohstoffpreise zusätzlich in die Höhe, weil mögliche Lieferschwierigkeiten befürchtet werden. Durch den Klimawandel kommt es außerdem zu größeren Unsicherheiten wegen möglichen Ernteausfällen. Wie sich die Preise entwickeln bleibt abzuwarten. Fest steht: Billiger werden Lebensmittel in absehbarer Zeit nicht.
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