Der Chef der russischen Söldner-Gruppe Wagner, Jewgeni Prigoschin, will von den USA wissen, warum sein Unternehmen als kriminelle Organisation eingestuft werden soll. "Sehr geehrter Herr Kirby, können Sie bitte erläutern, welche Verbrechen die Wagner-Gruppe begangen haben soll?", heißt es in einem auf Telegram auszugsweise veröffentlichten Brief an den Sprecher des Nationalen Sicherheitsrates der US-Regierung, John Kirby.
Kirby hatte am Freitag die Aufnahme der Söldner in die Liste internationaler krimineller Organisationen und neue Sanktionen bekannt gegeben. Die Gruppe begehe großflächig "Gräueltaten und Menschenrechtsverletzungen", sagte Kirby am Freitag in Washington.
Was die Aufnahme in die Sanktionsliste bedeuten würde
Der Schritt ermögliche zusätzliche Sanktionen gegen die Söldnergruppe - diese sollen nächste Woche erlassen werden. Einzelheiten zu den Maßnahmen nannte Kirby noch nicht. Aber: Jedes Unternehmen, dass Wagner unterstütze, werde in Zukunft mit Folgen rechnen müssen.
Kirby: Wagner-Gruppe mit 50.000 Kämpfern in der Ukraine
Die vom Unternehmer Prigoschin, einem langjährigen Vertrauten des russischen Staatschefs Wladimir Putin, geführte Gruppe ist nach Kirbys Angaben mit rund 50.000 Kämpfern in der Ukraine im Einsatz. Davon seien 40.000 aus Gefängnissen rekrutiert worden.
Wagner erhalte zudem im russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine Raketen aus Nordkorea, sagte Kirby. Er zeigte Aufnahmen von Mitte November, die den Transport der Rüstungsgüter von Nordkorea nach Russland belegen sollen. Ein Zug sei am 18. November von Russland aus nach Nordkorea gefahren, dort am folgenden Tag mit Containern beladen worden und dann nach Russland zurückgekehrt, erklärte Kirby.
Putins Schattenarmee
Söldner der paramilitärischen Gruppe Wagner sind seit Jahren in vielen Konfliktregionen im Einsatz, auch in Syrien und in afrikanischen Ländern. Prigoschin hatte im vergangenen September öffentlich erklärt, die lange geheim agierende Gruppe 2014 gegründet zu haben. Im Oktober eröffnete sie in St. Petersburg ein offizielles Hauptquartier.
Der nach Adolf Hitlers Lieblingskomponisten Richard Wagner benannten Söldnertruppe werden von mehreren Staaten schwere Verstöße gegen Menschenrechte, darunter Folter und gezielte Tötungen, vorgeworfen. Unter anderem zeigt ein Internetvideo die brutale Hinrichtung eines Abtrünnigen.
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Prigoschin: Wagner und USA nun "Kollegen"
In einer ersten Reaktion hatte der Wagner-Chef den USA bereits vorgeworfen, selbst kriminell zu sein. Nun seien Wagner und die USA Kollegen, meinte er. "Unsere gegenseitigen Beziehungen lassen sich jetzt als eine 'Auseinandersetzung zwischen Verbrecherklans' bezeichnen", teilte Prigoschin am Abend mit. Er hatte sich unlängst damit gebrüstet, dass Wagner trotz der bisherigen Sanktionen sogar US-Waffen einkaufe.
Wagner-Gruppe "Rivale" der russischen Streitkräfte?
Kirby sagte außerdem, im Ukraine-Krieg werde Wagner zunehmend zu einem "Rivalen" der formalen russischen Streitkräfte. "Prigoschin versucht, seine eigenen Interessen in der Ukraine voranzubringen, und Wagner trifft militärische Entscheidungen weitgehend auf Grundlage dessen, was sie Prigoschin in Form von positiver Werbung bringen." Prigoschin kritisiert regelmäßig die mangelhafte Führung der russischen Armee, die bei ihrer Offensive in der Ukraine in den vergangenen Monaten große Rückschläge erlitten hat.
Am Montag bestritt der Kreml jegliche Spannungen zwischen der russischen Armee und der Wagner-Gruppe. "Dieser Konflikt existiert nur im Nachrichtenraum", sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow. Russland erkenne seine "Helden, die in den Streitkräften dienen" sowie diejenigen, "die von der paramilitärischen Gruppe Wagner stammen", an. "Alle kämpfen für ihr Vaterland."
Mit Informationen von AFP, AP, Reuters und dpa
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