Amtsinhaber Alexander Van der Bellen hat die Präsidentschaftswahl in Österreich gewonnen. Der 78-Jährige holte bereits im ersten Wahlgang die absolute Mehrheit und sicherte sich damit seine Wiederwahl.
Hochrechnung lässt keine Zweifel: Sieg für Van der Bellen
Van der Bellen kommt laut aktueller ORF-Hochrechnung auf mehr als 56 Prozent. Demnach ist er sofort für die nächsten sechs Jahre gewählt und muss nicht in eine Stichwahl. Die Schwankungsbreite der Hochrechnung sei zu gering, um noch eine entscheidende Veränderung herbeizuführen, hieß es.
Van der Bellen galt als klarer Favorit: In Umfragen lag der ehemalige Grünen-Chef mit deutlichem Abstand in Führung; er genießt die Unterstützung der großen Parteien des Landes. Der 78-Jährige präsentierte sich im Wahlkampf als stabile Option in unsicheren Zeiten.
FPÖ-Kandidat deutlich hinter Van der Bellen
Neben Van der Bellen bewarben sich sechs weitere Kandidaten, allesamt Männer, unter anderen der 60 Jahre alte Walter Rosenkranz von der rechten FPÖ. Er erreicht laut Hochrechnung rund 18 Prozent und damit den zweiten Platz. Die anderen fünf Kandidaten liegen jeweils im einstelligen Prozentbereich. Zu den Gegenkandidaten zählte auch Dominik Wlazny, bekannt als Marco Pogo, von der linksgerichteten satirischen Bierpartei.
Knapp 6,4 Millionen Menschen in Österreich waren zur Wahl des neuen Bundespräsidenten aufgerufen. Die Wahlbeteiligung lag bei rund 66 Prozent.
2016 hatte Van der Bellen den prominenten FPÖ-Kandidaten Norbert Hofer in einer vom Verfassungsgerichtshof angeordneten zweiten Stichwahl mit 53,8 zu 46,2 Prozent der Stimmen geschlagen. In einer ersten Stichwahl war sein Vorsprung extrem knapp gewesen, die FPÖ hatte Unregelmäßigkeiten geltend gemacht.
"Da wird uns nicht fad"
Sein Hauptziel sei es, verlässlich zu sein, sagte Van der Bellen am Abend in einem ersten Interview mit dem ORF nach der Wahl. Die Menschen hätten ihn in den vergangenen sechs Jahren gut kennengelernt und würden wissen, wie er in Krisen reagiere.
"Tatsache ist aber, dass wir in sehr unruhigen Zeiten jetzt schon sind und auch solchen entgegensehen. Der Krieg in der Ukraine, die Energiepreise und die Pandemie melden sich anscheinend zurück. Da wird uns nicht fad", so Van der Bellen.
Mehr Befugnisse als deutscher Bundespräsident
In Österreich wurden bisher alle Präsidenten, die für eine zweite Amtszeit kandidiert haben, in ihrer Wiederwahl bestätigt. Van der Bellen sah seine Wiederwahl allerdings nicht als ausgemachte Sache. Bei seiner Stimmenabgabe in Wien sagte er, er hoffe auf Klarheit im ersten Wahlgang.
EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen gratulierte Van der Bellen per Twitter zum Wahlsieg. "Wir stehen in schwierigen Zeiten für ein einiges Europa", schrieb die deutsche Politikerin.
In Österreich hat der Bundespräsident mehr Befugnisse als etwa jener in Deutschland. Neben repräsentativen Aufgaben ist er auch Oberbefehlshaber des österreichischen Heeres und kann die Bundesregierung entlassen. Im Falle eines Notstands kann er auch Notverordnungen erlassen.
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